Das Konsumentenforum war mit über 103 Delegierten aus allen
Parteien, aus allen Interessenvertetungen und aus allen Frauen-
organisationen sowie der Presse, Werbewesen usw. beschickt. Es
hatten sich über 20 Diskussionredner gemeldet und ich glaube,
als Start war es ein sehr guter Erfolg, da überhaupt niemand
dagegen sprach. Wichtig war, dass wird uns dazu entschlossen,
aussen den 5 Grundrechten für die Konsumenten – diese hatte
ich bei der seinerzeitigen internationalen Tagung der Konsumente-
nverbände feinerlichst deklariert, 5 Rechte der Unternehmer ergänzte.
Diese liberale Deklaration hat nur im Punkt 2 Rechte des Unternehmers
auf Schutz vor unlauterem Wettbewerb vielleicht ein Problem. Es ist
möglich, dass vielleicht darunter die Unternehmer verstehen, dass
ich ein Antischleuderergesetz machen würde, Dies kann aber und
ist nicht meine Absicht, es wird Aufgabe sein, diesen Punkt wahrscheinlich
in der nächsten Zeit sehr klar und deutlich zu erklären.
Der Ablauf der Diskussion zeigte, dass in Wirklichkeit die Unternehmer
wirklich konkrete Vorschläge machen, soweit es sich um Funktionäre
oder Beamte von Institutionen handelt, wie z.B. Bauzentrum usw.
Dass dagegen die Vertreter der Frauenverbände und auch der politi-
sche Parteien in Wirklichkeit nur emotionell das Verbraucherproblem
betrachten und mit Erfahrungen, die sie womöglich selbst gesammelt
haben, glaube ,Konsumentepolitik allein machen zu können. Es wird
noch einer grossen Erziehungsaufgabe bedürfen, um hier Wandel zu
schaffen, um hier ökonomisches und kommerzielles Denken auch in
diese Reihen zu bringen, die nämlich in Wirklichkeit die Stimmung
in den Konsumentenorganisationen beeinflussen, ja sogar machen.
Nach der Forumsdiskussion kam Dr. Christian vom der Bundeskammer und
erklärte mir, dass die Auslandsreisen betreffend Abschluss von
Ursprungsbezeichnngen mit der BRD äusserst wichtig seien. Mussil
hat mir ja zugesichert, dass wir zuerst versuchen sollten, auf
diplomatischem Wege eine Lösung zu versuchen und erst wenn es
Schwierigkeiten gäbe, dann eine Delegation nach Bonn und in die
anderen Länder schicken sollten. Auf Intervention von MR Hauffe
dürfte jetzt eine Gegenaktion gestartet werden. Hauffe selbst
kam dann auch abends zu mir, um mir die Details zu erklären.
Ich verlangte aber den ganzen Akt von ihm ab und werde mir
ein Bild machen, ob und inwieweit eine tatsächliche Auslands-
reise notwendig ist. Auf alle Fälle zeigt sich, dass Hauffe sich
sofort hinter die Bundeskammer stellt und dort scheinbar einen
sehr grossen Einfluss hat. Obwohl, und das ist vielleicht sehr
interessant, mir Christian mitteilt, dass er die ganzen Arbeiten
macht und es von seinem Standpunkt ganz egal ist, ob Hauffe
oder vielleicht Präsident Thaler vom Patentamt ins Ausland fährt.
Hauffe wieder erklärt, dass er die ganze Vorarbeiten geleistet
hat und eigentlich erst seitdem eine Griechenlandreise mit dieser
Tätigkeit verbunden war, sich auch andere Stellen im Hause für
diese Arbeit interessieren.
In der Vorstandssitzung der Lebensmittelarbeiter berichtete
ich über die wirtschaftspolitische Situation und ebenso über die
Steuervorschläge des Finanzministers. Auch hier konnte ich fest-
stellen, dass ÖAAB-Vertreter keine Gegenstimme dagegen erhoben
allerdings ist in der jahrzehntelangen Tätigkeit in der Lebens-
mittelarbeitergewerkschaft dies noch nie der Fall gewesen, sodass
wir eigentlich feststellen könnten, dass sowohl in der Arbeiter-
kammer wie die ÖAAB-Mitglieder dem Finanzminister-Entwurf zustimmten
als auch eigentlich bei mir in der Lebensmittelarbeitergewerkschaft.
Da die Polenverhandlungen nicht weitergehen, versuchte ich Mussil
zu erreichen und spätabends war er bereit, mit seinen Herren zu
mir zu kommen, nachdem den ganzen Nachmittag der Klub über die
Bestellung des Klubobmann debattiert und abgestimmt hatte. Letzten
Endes wurde angeblich Koren mit einer Stimmenmehrheit gewählt. Mussil
selbst und seine Herren wollten, dass wenn die Polen uns nicht ent-
sprechende Sicherungen in Form einer EscapeKlausel zugestehen, ge-
gebenenfalls die polnischen Verhandlungen abbrechen. Falls das Handels-
ministerium anderer Meinung sei, dann müssten wir das Risiko allein
tragen, sie könnten einer anderen Regelung nicht zustimmen. Da ich
einen Abbruch der Verhandlungen unter allen Umständen vermeiden
will, hatte ich vorgeshlagen, dass der Delegationsleiter, Min.Rat
Fälbl nach Wien kommt und wir entweder Samstag oder Sonntag die
Verhandlungen weiter führen. Dazu war Mussil nicht bereit und so
entschlossen wir uns, für Montag, 7 Uhr, mit Fälbl und der BHK
02-0506
Besprechungen in Wien aufzunehmen. Der Abbruch der Verhandlungen
erscheint mir deshalb sehr kritisch, weil im Vertrag nur eine
Menge von 350.000 t Kohle vorgesehen ist, währenddem die VÖEST
bereits Vorverträge und erwartet, dass 800.000 t geliefert werden.
Die jug. Arbeitsbesprechung war bei uns im Haus ein protokollarische
Problem , wer zugezogen werden sollte. Nach Rücksprache von Wanke
mit unseren Herren wurde vorgeschlagen, dass Reiterer und MR.
Meisl als Leiter der Grundsatzabteilung und Min.Rat Hillebrandt,
als der zuständige Ministerialrat denSitzungen zugezogen werden
sollte. Ebenso verlangte ich, dass der Vertreter der Handelskammer
in Jugoslawien Draszczyk, der sehr rührig und tüchtig ist als
HK-Mann dabei sein sollte. Von jug. Seite war ausser dem Minister
Pavletic, Staatssekrät Dr. Tomic sowie der neue Handelsrat ..?
und der Verteter der Handelskammer (der jug.) Dr. Nowak anwesend.
Der jug. Handelsrat machte sich von der Aussprache ganz genaue
Aufzeichnungen. Auch ich machte mir Notizen und war aber sehr
erstaunt, dass keiner der anderen Herren auch nur einen Bleistift
in der Hand hatte, sondern sehr gelassen die Diskussion verfolgte.
Ich beabsichtigte deshalb nach Abschluss der Verhandlungen, den
Min.Rat, der dafür zuständig ist zu ersuchen, ein ausführliches
Protokoll mir vorzulegen. Er erwiderte sofort als ich ihm sagte,
ich möchte doch eine Aufzeichnung über diese Besprechung haben,
dass er halt ein kurzes Protokoll machen würde. Ich verlangte
aber, dass doch die wichtigsten Punkte enthalten sein müssten,
Ich werde nun in der Folge diese Punkte diktieren und Wanke
empfehlen, er soll diese Aufzeichnungen, die der Minister gemacht
hat, dem Min.Rat zur Verfügung stellen. Dies würde erstens zeigen,
dass man halt mehr machen muss, als bei Besprechungen nur dabei
sitzen und auf der anderen Seite aber eine sehr kollegiale Geste
des Büros gegenüber dem Hause bedeuten. Ich halte es in der Zukunft
für zweckmaässig, wenn man wirklich auch den Fachreferenten, dies
wäre Min.Sekr. Tschach zugezogen hätte, der sicherlich sich Auf-
zeichnungen gemacht und damit imstande wäre, ein zweckmässiges
Protokoll auch zu führen.
Pavletic begann mit den Wünschen, die sie vor allem hatten.
Er meint, es wäre möglich die Kooperationen, wo sie jetzt
bereits für 400 Lizenzrechte besitzen, noch stärker auszu-
bauen. Ebenso glaubt er, dass die technische Zusammenarbeit
durch VErbesserung der Produktionskooperationen möglich wären
auch hier haben sie bereits 180 Fälle. Bezüglich des Tourismus
steht er auf dem Standpunkt, dass zwar der Touristenstrom nach
Jugoslawien aus Österreich immer stärker wird, insgesamt seien
700.000 Österreicher, so glaube ich, dass dies ihre Zahl ist,
nach Jugoslawien gefahren. Doch gleichzeitig seien auch im Winter
150.000 Jugoslawen zum Skifahren in Österreich zu erwarten. Der
alpine Tourismus würde von ihnen in Jugoslawien noch viel zu
wenig betrieben. Die weitere wichtigste Forderung war, dass er
ein Abkommen, ähnlich dem Accordino zwischen Slowenien und der
Steiermark anstrebt. Bei der Vorbesprechung konnte ich schon
bemerken, dass insbesondere der Handelskammerpräsident von
Slowenien, Kreysei auf dieses Abkommen sehr drängt und es dürfte
hier auch Zusagen von Seiten des steirischen Landeshauptmann geben,
sich einzusetzen, dass ein solches Accordino zustandekommt,
Durch die Fremdenverkehrswerbung erwartet sich Jugoslawien eine
Popularisierung des Donau-Raumes, ähnlich des Slogans: Blaue Donau
blaua Adria, und möchte eine gemeinsame Werbemassnahme starten.
Gegebenenfalls könnte ein Abkommen über den Fremdenverkehr zweck-
mässig sein. Dienstleistungen werden nicht zuletzt in Jugoslawien
ständig verbessert, so glaubt Pavletic, dass die Häfen von Jugo-
slawien für Österreich sehr interessant werden. Die Strassen würden
wesentlich noch ausgebaut werden, unter anderem hätte Jugoslawien
jetzt den fünften Weltbankkredit dafür erhalten und hofft, dass
unsere Tauern-Autobahn, sowie die Autobahn nach Spielfeld so bald
wie möglich eröffnet wird. Betreffend die Gebühren an der Donau
verlangen wir nach seiner Mitteilung 2.-S/t während die Jugoslawen
-.40 bis -.60 Dinar/to verlangen. Die Eisenbahn wird jetzt von
Steinbrück bis Marburg gross ausgebaut und sie erwarten, dass die
Strecke Graz-Spielfeld so gut wie möglich und bestens beschickt wird.
Ein Wunsch ist, dass Spielfeld und Jesenice gemeinsame Bahnhöfe
womöglich bekommen . Für Slowenien gibt es eine grosszügige-
Möglichkeit, Gas zu liefern und es besteht jug.seits die Absicht,
von Graz aus eine Leitung zu legen, wo jährlich 200 Mill. m3 Gas
abgenommen werden könnten. Ein weiterer Wunsch sei an der Mur
Laufkraftwerke zu errichten und hier könnte gegebenenfalls ein
Kooperation stattfinden. Weiters würde Jugoslawien sehr interessiert
sein, Bauunternehmungen nach Österreich zu bringen, da sie scheinbar
Kapazitäten frei haben, um bei uns in Österreich Bauten aufführen
zu können. Seine Absicht wäre auch, dass wir die administrativen Mass-
nahme, soweit solche noch bestehen, unverzüglich abbauen und ebenso
eine Verbesserung der Aussenhandelsstrukturen von jug. Seite vor-
bereitet werden müsste. Die technische Zusammenarbeit soll sich
nicht ausschliesslich auf die derzeit gehandhabten Massnahmen er-
strecken, sondern es müssten auch gemeinsame Forschungen und
Investitionen gepflegt werden. Als Beispiel führte er an, dass ihre
Firma GORENJE hier grosse Möglichkeiten bieten würde. Nach seiner
Auffassung ist sowohl der österreichische als auch der jugoslawische
Markt viel zu klein und deshalb sollten wir Aktivitäten entwicklen,
die sowohl Österreich als auch Jugoslawien gemeinsam auf dritten
Märkten auftreten lassen. Bezüglich des gemeinsamen Auftretens
ersuchte er auch, dass wir den jug. Wunsch unterstützen, dass die
Organisation, die den internationalen Tourismus vertritt, wo auch
Österreich beteiligt ist, die derzeit ihren Sitz in Genf hat,
dass wir Jugoslawien unterstützen, dass dieser Sitz nach Zagreb verlegt
wird. Österreich hat sich bisher ja nicht darum beworben und die
anderen Werber, wie die Türkei und Afrika sollten doch eigentlich
österreichischerseits weniger unterstützt werden. Die anderen Mit-
bewerber wie die Türkei und afrikanische Staaten stehen nach seiner
Meinung doch Österreich nicht so nahe. ? wurde dann sofort
vom jug. Botschafter daran erinnert, dass die Tabakausfuhr vergössert
werden sollte. Ich musste bei meiner Erwiderung äusserst kritische
Punkte wie Z.B., dass Bauunternehmungen nach Österreich kommen
wollen, ausklammern, und beantwortete deshalb zwar ziemlich aus-
führlich auf alle seine Wünsche, aber klammert doch gewisse Fragen
aus wie z.B. die Frage ob wir interessiert wären, dass jug. Bauunterneh-
mungen nach Österreich kommen, um hier Bauten aufzurichtenn. Ich weiss,
dass in der BRD solche Bestrebungen jetzt im Gange sind, ich müsste
aber doch – bevor ich nur eine Andeutung über diese Möglichkeit machte,
über unsere Bauunternehmungen Kontakt aufnehmen. Ich verzichtete zwar,
02-0509
wie Pavletic dies gemacht hatte, und gab keinen allgemeinen
Überblick über die österreichische wirtschaftliche Situation,
sondern ging sofort auf seine Vorschäge sehr konkret mit Ausnahme
der Bauwirtschaft ein. Die Ursache, dass sich der österr. Aussen-
handel so zugunsten Österreichs, nämlich 3:1 gegenüber früher 1:1
entwickelt hatte, erklärte ich, dass der Handelsrat jetzt seit
11 Monaten in Österreich fehlte und deshalb natürlich auch der
Handel mit Jugoslawien sehr zum Erliegen gekommen ist soweit es
sich um die Einfuhr von jug. Waren nach Österreich handelt. Ich
begrüsste daher, dass es jetzt endlich möglich war, einen jug.
Handelsrat in Österreich zu haben und gab meiner Überzeugung
Ausdruck, dass er genauso tüchtig wie Koll. Draszczyk sein wird, der
jetzt ja leider von Jugoslawien weg nach Griechenland geht. Er
teilte mir mit, dass dies ausschliesslich auf familiäre Verhältnisse
zurückzuführen sei, da er seine Kinder jetzt in ein Gymnasium
bringen müsste und in Jugoslawien nur ein einziger Lehrer in einem
Gymnasium für Ausländer zur Verfügung steht. Dagegen in Griechenland
ein Gymnasium von Frankreich geführt wird, das äusserst gut ist.
Er würde an sich selbst gerne noch in Jugoslawien bleiben, da er
dieses Land jetzt wirklich sehr genau kennt und dort einen sehr
schönen Erfolg auch zu verzeichnen hat. Betreffend den Dienstlei-
stungsverkehr konnte ich doch darauf hinweisen, dass nicht nur
unsere Fremden, die Hafen- und Transitgebühren eine grosse
Rolle spielen, sondern auch die Überweisungen der Fremdarbeiter,
die nach Jugoslawien kommen. Nach meinen Informationen sind doch
ca. 60.000 Fremdarbeiter, oder wie ich lieber sage, Gastarbeiter
bei uns beschäftigte und es werden ca. 750 Mill. S davon nach
Jugoslawien überwiesen. Es handelt sich aber – und Pavletic gab dies
sofort zu – bei den offiziellen Überweisungen nur um einen Teil der
tatsächlichen Devisen, die in Österreich verdient werden, ein grosser
Teil wird noch von den jug. Gastarbeitern, aber auch von den österr.
Fremdenverkehrstouristen nach Jugoslawien gebracht, ohne dass es in
der offiziellen Zahlungsbilanz aufscheint. Betreffend das Accordino
ähnlichen Vertrages musste ich darauf hinweisen, dass unsere
wirtschaftliche und rechtliche Situation einen solche nicht ermöglicht.
Dies hätte ihm ja auch bereits mein Amtsvorgänger seinerzeit bei
seinem Besuch in Belgrad gesagt und wurde auch von Belgrad zur Kennt-
nis genommen. Ich kann zwar verstehen, dass Jugoslawien immer wieder
darauf drängt, weil ich weiss, dass die slowenische Regierung ein
solches Abkommen mit der Steiermark sehr gerne haben würde, ich
sehe aber dazu keine Möglichkeit. Andererseits aber müsste es eine
02-0510
Möglichkeit geben, den kleinen Grenzverkehr, der bekanntlicher-
weise zwischen unseren beiden Staaten geregelt ist, und das
Abkommen z.B. vorsieht, dass 200.- S pro Monat Waren eingeführt
werden können, dass dieses Abkommen – wenn es gewünscht wird –
selbstverständlich geändert werden könnte. Wir kamen dann aller-
dings sehr bald überein, dass dieses Abkommen doch nur auf dem
Papier existiert, weil niemand heute mehr bei den vielen und
offenen Grenze zwischen Österreich und Jugoslawien dieses Abkommen
auch kontrollieren kann und kontrollieren will. Ich selbst erklärte
unverzüglich meine Zustimmung, die administrativen Massnahmen –
soweit solche noch existieren – zu analysieren und
selbstverständlich dann so bald wie möglich, wie ich erklärte,
sogar unverzüglichst zu beseitigen. Was die Struktur des Aussenhandel
betrifft, so musste ich doch darauf hinweisen, dass wir in den
vergangenen Jahren sehr grosse Mengen an Mais ind Gerste importiert
hatten und dass wir heuer gar nichts mehr brauchen und wahr-
scheinlich auch in Zukunft kaum mehr damit zu rechnen ist, es sei
denn, es gibt Unwetter, dass wir hier grosse Mengen ja überhaupt auch
nur kleinste Mengen von Mais, Gerste oder sonstigen landwirt-
schaftlichen Produkten importieren werden. Die technische Zusammen-
arbeit soll verbessert werden, ich könnte mir sehr gut vorstellen,
dass wir auch auf Drittmärkten gemeinsam untere Interessen ver-
treten, allerdings müssten wir hier konkrete Projekte von Seiten
Jugoslawiens bekommen und dann erst bei uns entsprechende Firmen
finden, die diese Projekte gemeinsam mit Jugoslawien vollziehen,
denn bei uns gibt es keine Möglichkeit, auf Firmen irgendwelchen
Einfluss zu nehmen, ob es sich um verstaatlichte oder private
Unternehmeungen handelt, unsere Wirtschaftsordnung sieht hier nichts
diesbezügliches vor und wir haben auch nicht die Absicht, diesen
Zustand zu ändern. Dass wir aber jedwede konkreten Fällen, die
uns bekannt werden, d.h. wie Pavletic sich ausgedrückt hat, konkrete
Partner unterstützen würden, konnte ich natürlich unumwunden zu-
sagen. da wir ja an einer Kooperation wirklich sehr interessiert
wären. Betreffend die elektrische Kraftwerkserriohtung an der Mur
konnte ich keine verbindlichen Zusagen machen, ich erklärte nur,
dass soviel mir vom Energieplan bekannt ist, noch die Drau aus-
gebaut werden soll als Laufkraftwerk und dann die Donau. Die Mur
selbst ist – soviel ich weiss – nicht als Laufkraftproduzent mit
meinen Kraftwerken vorgesehen. Dies sei aber eine Angelegenheit
der STEWEAG und es müsste sich deshalb die jug. Regierung ausser
02-0511
mit dem zuständigen Ressortminister Frühbauer auch mit der
STEWEAG ins Einvernehmen setzen. Ich weiss, das habe ich aller-
dings nicht gesagt, dass die STEWEAG, wenn sie einen Bedarf hat,
beabsichtigt, gegebenenfalls noch kalorische Werke auf Gas- oder
Ölbasis zu errichten Bezüglich des Fremdenverkehrs erklärte ich.
dass wir in der Fremdenverkehrswerbung alle Massnahmen untersuchen
werden, wie weit wir gemeinsam eine Popularisierung des Donauraumes
fortsetzen oder ausbauen könnten. Betreffend des konkreten Wunsches,
ob wir ihm bei den internationalen touristischen Vereinigung,
bei der Verlegung des Sitzes von Genf nach Zagreb unterstützen
würden, habe ich mich nicht geäussert, dass ich dort vorerst mit
Langer-Hansel über dieses Problem sprechen wollte und nicht wusste,
ob nicht hier Zusagen vorliegen. Interessant ist, dass ich hier
keine Information besessen habe, obwohl doch anzunehmen war, dass
die Abteilung wissen musste, dass der jug. Minister, wenn er hier
nach Österreich kommt, diesen Wunsch gegebenenfalls mir vortragen würde.
Bezüglich Tabak konnte ich nachdem mir Reiterer, die einzigen
Zahlen, die ich brauchte und die ich auch dann verwendete, mitteilte,
dass wir von 3 Mill. Einfuhren sowieso auf 5,5 Mill. Einfuhren
angestiegen sind, doch mit einem Bonmot viel besser den Angriff
parieren, als ich sagte, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte
die auch nicht eine jugoslawische war, dass halt die Raucher nicht
reglementiert werden können und wenn wir auch als Behörden gerne wollten,
dass gewisse Tabake nur geraucht würden, die Raucher sich
halt dann nicht halten, sondern eben Tabake verlangen, die aus anderen
Relationen als auch den Oststaaten kommen. Pavletic war mit dieser
Antwort zufrieden und verlangte nur noch, dass Staatssekretär Tomic
seine Wünsche vortragen konnte. Dieser wollte nur wissen, wie wir in
der Integrationsbewegung vorgehen , wollte - wenn irgend nur möglich -
dass Österreich und Jugoslawien hier kooperierend vorgehen sollten.
Dies konnte ich und wollte ich keinesfalls zusichern und gab deshalb
eine sehr detaillierte Erklärung, wie dies derzeitigen Verhandlungen
stehen und wie wir als neutraler Staat uns verhalten. Er erklärte
sich mit dieser Ausführung einverstanden und es kam die sehr kon-
krete Frage, ob wir gemeinsam vorgehen, nicht mehr zur Diskussion.
Reiterer fragte andererseits, ob Jugoslawien noch die Absicht
hatte, den EFTA-Beitritt u verfolgen, doch Tomic antwortete, ich
hatte in Vorbesprechungen von ihm ja schon erfahren, dass sie auf
den Standpunkt stehen, dass die EFTA früher oder später auslaufen
und dann bereits jetzt eine Totgeburt sei, dass nicht so deutlich
zum Ausdruck brachte, aber doch nur erklärte, dass sie sich in den
02-0512
technischen, praktischen Kommission weiterhin betätigen
würden, dass sie als Beobachter sehr daran interessiert
seien, zu erfahren, was weiter vergeht, aber dass sie ja
seinerzeit 24 Vorschläge zu einer Kooperation vorbereitet
und unterbreitet hatten und eigentlich daraus nichts wurde.
Zum Abschluss möchte ich noch festhalten, dass Pavletic mich
ersuchte, meinem Amtsvorgänger, Mitterer, zu grüssen und ich
werde dies unverzüglich schriftlich tun und er mich auch noch
nach Jugoslawien eingeladen hat. Ich selbst habe diese Ein-
ladung selbstverständlich angenommen, wie ich ja jede Einladung
annehmen muss, hatte allerdings dazu gefügt, wie ja dies bei jeder
Einladung mache, dass ich infolge der politischen Situation als
Abgeordneter kaum über meine Zeit verfügen kann und deshalb
bindende Zusagen über irgendeinen Termin derzeit nicht geben kann.
N.S. ich habe fast vergessen, das auf hinzuweisen, dass ich auch
über die Frage des Tariferhöhung der slowenischen Bahnen, die
jug. Delegation befragt hatte und interessanterweise, obwohl
ich die Ziffern sagte, keine Antwort da auf erhalten habe. Ent-
weder haben sie das nicht gewusst, ich nehme aber eher an, dass
es für sie genau so eine unangenehme Frage war, wie die, die ich
nicht beantwortete, und deshalb darauf auch keine konkrete Ant-
wort gekommen ist. Mein Hinweis, dass derzeit die österreichischen
Güter über Rijeka zu 35 % und über Triest und über Hamburg nur zu
19% geliefert werden, sollten als Anreiz dienen, dass doch
vielleicht – wie ich mich ausdrückte – dieses Vernehmen auf un-
richtigen Angaben beruhen und vielleicht doch nicht eine Erhöhung
des Bahntarifes zu erwarten ist. Denn damit würden unsere Aussen-
handelslieferungen verteuert werden und es sei anzunehmen, dass
dann ein Anteil von Rijeka auf andere Häfen abwandern wird. Ich
bin mir allerdings nicht klar, ob nicht zwischen Jugoslawien und
Italien eine diesbezügliche Vereinbarung betroffen wurde, um
den Triester Hafen in Zukunft besser zu beliefern.
Meine erste Akademikersitzung mit den Mandataren im dritten Bezirk
ergab, dass die politisch sehr interessierten Akademiker, die keines-
falls Sozialisten sind, in grosser Anzahl erschienen waren und sich
eine sehr interessante Diskussion wieder ergab. Meine Aufforderung
an Mussil, sich daran zu beteiligen, da wir doch hier keine politi-
sche Versammlung, sondern eine Informationsversammlung halten, wurde
von diesem leider nicht akzeptiert und er versprach mir allerdings,
wenn ich wünsche und wünsche das natürlich unverzüglichst, dass er
mich gegebenenfalls zu einer solchen Veranstaltung einladen wird.
Tagesprogramm, 10.9.1970