Samstag, 24. Juli 1971
Ich hatte Gelegenheit mit Heinz Fischer vom Klub der SPÖ und
Dr. Kienzl eine längere Diskussion zu führen über die Zweckmässig-
keit unserer Wahlpropaganda und über die Aussichten auf Grund der
Erhebungen. Derzeit laufen leider noch keine Feldarbeiten und aus
den bisherigen Erhebungen lässt sich nur ableiten, dass die früh-
zeitige Auflösung des Parlamentes doch für uns negativ sich nieder-
schlägt. Dies war allerdings auch von vornherein zu erwarten, da
unmittelbar nach jeder Neuwahl-Androhung oder -Ausschreibung die
Bevölkerung negativ reagiert. Dies ergibt sich dann im Laufe der
Wochen und vor den Wahlen konnte man bis jetzt immer feststellen,
dass die vorzeitige Auflösung einer Körperschaft fast keinen Ein-
fluss auf die Wählerentscheidung gehabt hat. Betreffend der Kandidaten-
aufstellung ist es ziemlich sicher, dass Heinz Fischer an Stelle
von Pittermann für den 13. Bezirk in den Nationalrat entsandt werden
wird. Fischer meint allerdings auch, dass Liesing nach wie vor die
grössten Anstrengungen unternimmt um Fleischmann in den Nationalrat
zu entsenden. Eine Hauptschwierigkeiten ergibt ja noch ein weiteres
Problem. Da die Nationalratswahlen diesmal noch von der Volkszählung
1961 gemacht werden, die nächste Nationalratswahl aber garantiert schon
mit der Volkszählung 1971, wird Wien 3 Mandate an den Westen abgeben
müssen. Von diesen drei Mandaten werden sicherlich 2 Mandate von der
SPÖ. Jedwede Kandidatenaufstellung für die letzten Posten wird deshalb
auch von diesem Problem überschattet sein. Ich hoffe, dass uns Waldbrun-
ner, das heisst er hat es mir versichert und ich bin überzeugt davon,
dass er es auch machen wird, sowie Jacobi im Wiener Vorstand imstande
sein werden, die Anliegen der Landstrasse entsprechend zu vertreten.
Leider werden wir kaum mit einer starken Unterstützung vom 1. Bezirk
und schon gar nicht vom 4. Bezirk, die schon bisher im Wahlkreis vereint
waren, für eine Kandidatur Heindl rechnen können. Da beide Bezirke
Heindl noch nicht kennen, werden sie wahrscheinlich primär daran inter-
essiert sein, sich mit der Wiener Organisation gut zu stellen.