Sonntag, 20. Mai 1973
Ich habe Samstag in meinem Büro vergeblich die UNterlagen für die
IFABO-Messe-Eröffnung gesucht. Dass ich sie nicht gefunden habe, war
sehr gut. Dadurch musste ich eine Sonderbeilage der Presse über die
IFABO 1973 genauer lesen und habe dort viel Material gefunden, welches
dann natürlich in meiner Rede gut verwendet wurde. Wie ich später er-
fuhr, hat die Messe-Leitung Dr. Laszlo als Propagandareferenten für
diese Messe eingesetzt und ihm steht ein Millionenbudget zur
VErfügung. Laszlo, den wir bereits in der Arbeiterkammer zur Reorgani-
sation verwendet haben, Wanke hat ihn aufgetrieben, hat dieses Geld
gut genützt. Noch niemals wurde so viel Propaganda für IFABO
gemacht als diesmal. Ich nützte die Messe-Eröffnung aber auch um an
alle zu appellieren, dass wir das Institut für Formgebung nicht jetzt
wo es so dringend gebraucht wird, finanziell seiner Mittel berauben
udn damit seine Tätigkeit einstellen muss. Gen.Dir.Stv. Wakolbinger
den ich auch über dieses Problem sprach, erklärte, er wird sich sehr ein-
setzen. Er fürchtet nur, dass der jetzt verbliebene Vorstand vom Institut
für Formgebung – Mautner Markhof ist ja ausgeschieden – nicht die GEwähr
dafür bietet, dass die Handelskammer weitere Subventionen in der Höhe
von 150.000 S gibt. Die Industriellenvereinigung hat seine Subvention
mit 130.000 S ebenfalls eingestellt. Nur mehr das Handelsministerium
gibt 150.000 S. Trotzdem hoffe ich, dass diese Appell, nachdem auch das
Wifi anwesend war, auf postiven Boden fällt. Das Wifi hat in der Aus-
stellung IFABO für audiovisuellen Unterricht einen eigenen Stand mit
Beratung und Information. Die audiovisuellen Geräte haben heute einen
Stand erreicht. wo man wirklich nur allen Schulen empfehlen könnte,
sich dieser Typen zu bedienen. Trotzdem füchte ich, wird es noch sehr
lange dauern, weil natürlich dies ungeheuren GEldaufwadn bedeuten
würde. Die Schulen haben natürlich nciht einen Bruchteil dieser Mittel.
Anders dürfte es bei der IFABO bei den Möglichkeiten der Industrie und
des Gewerbes und des Handwerks sein. Hier nimmt von Jahr zu Jahr die
Büromaschinenerneuerungen einen grössenen Umfang an. Während die
erste IFABO 1970, die ich eröffnete und wo viele geglaubt haben, es
wird zu keiner zweiten kommen, mit 4.000 m2 auskam, hat die jetzige
16.000 m2. Die Neuerungen auf dem Büroartikelsektor sind frappierend.
wenn ich mir nur allein die Offset-Maschinen ansehe, die heute in
jedem Betrieb aufgestellt werden und als Kleinoffset die Vervielfäl-
tigung übernehmen, so kann ich nur sagen, kein VErlgeich mit den Ma-
schinen, an denen ich noch gearbeitet habe. Insbesondere ich die
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Plattentechnik, d.h. die Methode, die Druckträger herzustellen, heute
eine ganz andere. Hier auf diesemSPezialgebiet bin ich überzeugt,
gibt es modernere Methoden als auf allen anderen GEbieten die ich aller-
dings nicht so genau beobachten und verlgeichen kann.
INteressant ist, dass die Messeleitung grössten Wert darauflegt, dass
ich zu den grösseren Firmen gehe, was natürlich einen riesigen Zeitauf-
wand bedeutet. Trotzdem halte ich diese Art des Messebesuchs für ziel-
führender als die Frühjahrs- und Herbstmesse, wo wir gerade im Irrsinns-
tempo gerade einen Teil durchgehen. Meistens besuchen wir ja nur
die internationalen Ausstellungen.
Porges hat mich gefragt, ob er gegen die Absicht der Firma Kienzle
protestieren soll, die Klubobmann Koren eingeladen hat, um über
Inflation zu debatieren. Porges meinte, dass noch niemals auf einer
Messe politische Diskussionen, Referate und Vorträge stattgefunden
haben. Er hat sich deshalb auch bei Wakolbinger beschwert, Wakolbinger
meinte, der VOrtrag sie sowieso schon zweimal auf einen anderen TErmin.
verschoben werden und er hoffe, dass er überhaupt nicht zustandekommt.
Ich glaube wirklich, dass man sihc nicht gefallen lassen darfd, dass
auf der Messe von Seiten der ÖVP über eine Firma polemisiert werden
kann. Dazu ist die Messe nicht geschaffenworden. Ich glaube auch
nicht, dass die Handelskammer über diese Entwicklung sehr glücklich wäre
ANMERKUNG FÜR WANKE UND KOPPE: Laszlo dürfte jetzt bei der Messe einen
ziemlich guten Stand bezüglich der p.r.-Arbeit
haben. Ich überlege, ob wir ihn nicht strker
an uns heranziehen sollten.
Da mit Sicherheit anzunehmen ist, dass wir auch in der nächsten Zeit
keine verlässlichen Redeunterlagen bekommen können, frage ich mich
ob es nicht zweckmässiger wäre, bei den einzelnen Messen die Propaganda-
referenten oder P.R.-Leute der Messe zu ersuchen, dass sie über die
Neuerungen und über die Absichten und vor allem auch über besondere
Punkte, die siebei einer Rede haben wollen, Unterlagen liefern
sollten. Ich bin überzeugt, dass so etwas möglich wäre und man könte
dies sicherlich mit Porges resp. Draxler besprechen.
ANMERKUNG FÜR KOPPE: Überleg Dir, wie man am besten die LEute dort für
uns mobilisieren könnten.
Mit Porges und Draxler habe ich ausgemacht, dass sie jtzt für die Herbst
messe entsprechend unseren Vorschlägen, den ungarischen Handelsminister
und den rumänischen durhc mich einladen lassen. Den rumänischen deshalb,
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weil im Herbst eine grosse rumänische Kollektiv-Ausstellung in Wien
stattfinden wird. Porges hat sich übrigens erbötig gemacht, dass
während der Messe-Zeit ich jederzeit die Möglichkeit habe, auf seine
Kosten irgendwelche Gäste zu organisieren. Die Messe legt scheinbar
grössten Wert darauf, ein breiteres Auslandsecho zu bekommen und würde
dafür etliches GEld investieren, welches uns zur VErfügung stehen würde.
ANMERKUNG FÜR HEINDL: Ich glaube, dass wir auch hier eine Möglichekti
haben, unser schwaches Budget indirekt zu ent-
lasten.