Samstag, der 1. Dezember 1973

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Samstag, 1. Dezember 1973

Bei der Besichtigung des Atomkraftwerkes Tullnerfeld und beim
Donaukraftwerk Altenwörth überrascht mich die GRösse des Bau-
werkes. Angeblich haben 20.000 Besucher bis jetzt das Atomkraft-
werk, d.h. die Baustelle besucht. Hier glaube ich gibt es eine
einmalige Gelegenheit, den Wienern, wenn man dies propagandistisch
besser aufzieht, den ungeheuren Bauaufwand vor Augen zu führen.
Wie man dies macht, weiss ich nicht. ICh gestehe, dass auch ich
erst nach etlichen Jahren, weil die ganze Regierung dazu einge-
laden war, die Baustelle Karlsplatz der U-Bahn-Bau besichtigt
habe. Auch dort war es eine ungeheure Bauleistung. Während in
meiner Jugend, wahrsheinlich bedingtdurch die Arbeitslosigkeit bei
einem Gemeindebau die Zuschauer herumstanden, interessiert
sich jetzfür gigantische Bauleistungen überhaupt niemand. Alles
wird als selbstverständlich hingenommen.

ANMERKUNG FÜR KOPPE: Vielleicht könnte man ein Propaganda-
konzept mit einem Finanzierungskonzept
koppeln. Was die Leute sehen, begreifen sie
leichter.

Vizebürgermeister von Zwentendorf, ein Eisenbahner, der
als Genosse sich zu erkennen gab und gleichzeitig Hörer der
Sozialakademie war und sein ÖVP-Vizebürgermeister, ein nö.
Landtagsabgeordneter, waren bei der Besichtigung mit von der Parti
Sie ersuchten mich, dass ihre Gemeindemitglieder hofften, die
DoKW würde die Kraftwerkskrone als Strasse ausbauen und für
den öffentlichen Verkehr zur Verfügung stellen. Insbesondere
hoffen die Zwentendorfer, dass von nördlich der Donau, Alten-
wörth und anderen Gemeinden Arbeitskräfte über die Strasse nach
Zwentendorf kommen, damit sie bei der Donau-Chemie und in dem
dortigen Industriefriedhof neue Möglichkeiten zur Errichtung der
Betriebe schaffen können, da dann Arbeitskräfte zur Verfügung
stehen. Derzeit meinen sie, verhindert die Donau-Chemie die Wieder-
aufschliessung dieses im Krieg zerstörten Industriegebietes, weil
sie Angst hat, dass dann Arbeitskräfte in ihrem Werk in Dissel-
dorf verlorengehen. Ich teile diese Meinung keineswegs, da ich
überzeugt bin, dass die Konkurrenz aus der Nähe Wiens viel
grösser ist für die Donau-Chemie-Beschäftigten, als wenn dort


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neue Industriebetriebe angesiedelt würden. Die Donau-Chemie
ist nur in der glücklichen Lage, dass sie das ihr gehörende
Industriegelände desauviert und früher oder später einmal selbst
ausbauen wird. Durch den Rhein-Main-Donau-Kanal wird dieses
ganz in der Nähe von Wien liegende Industriegebiet wesentlich an
wert gewinnen. Trotzdem seztte ich mich natürlich für die Mög
lichkeit der Beförderung von Arbeitern durch kleine Kombi-Busse en.
Dipl.Ing. Fenz aber auch Dr. Hermann lehnten dies aus verschie-
denen, mir absolut plausiblen Gründen ab. Die beiden Gemeinde-
vertreter haben dies letzten Endes sogar selbst eingesehen.
Anerkannten aber, dass ich mich für sie eingesetzt ahbe.

Die Aussprache mit den Ölfirmen, es waren dann doch fast alle
Generaldirektoren gekommen, obwoohl Römer bezweifelte, dass
ihm dies gelingen wird, brachte das erwartete Ergebnis. Im Dezember
ist es überhaupt nicht notwendig, irgendwelche Massnahmen zu setze
Heizöl schwer wird freiwillig eine geringere Menge zugeteilt und
wir brauche-n keine Bewirtschaftung. Alle sind über-
zeugt, dass wir dabei über die Runden kommen können, wobei Ver-
gaserkraftstoff ist die Situation halb so schlimm, da es z.B.
AGIP/Österreich mgöglich ist, zwar nicht aus Italien aber dafür
aus Westdeutschland zu importieren. Trotzdem sind wir alle der
Meinung, es müssen Vorkehrungen getroffen werden, weil wir doch
spätestens im Jänner irgendwelche Sparmassnahmen einleiten müssen.
Da ich mich auf alle Fälle, auch wenn der ARBÖ dies jetzt in seine
Bundesvorstandssitzung beschlossen hat, gegne eine Rationierung
ausspreche, so gibt es nur die einzige Möglichkeit, autofreie
Tage einzuführen. Die freiwillige von jedem selbst zu treffenden
autofreien Tag wird ungeheuer schwierig zu kontrollieren sien.
Ich müsste doch dann streng verrechenbare Pickerln ausgeben.
Die bessere Lösung ist, wenn man mit Nummern-Kombinationen ganz
einfach Montag bis Freitag stillegt. Z. B. ist ein guter Vor-
schlag, die letzten zwei Nummern 1 – 19 Montag, 20 – 29 Dienstag
usw. und 80 – 99 Freitag. Dazu bedarf es keiner Kontrolle durch
umständliche Eintragungen in Zulassungskarten, keine Pickerln, die
Kontrolle ist einfach.

ANMERKUNG AN ALLE: Bitte überlegen, welche Nachteile eine solche
Überlegung hat.



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Römer, aber auch Schleifer beschwerten sich bitte,r dass sie keine
Leute für die Bewirtschaftungsarbeit zur Verfügung haben. Bis jetzt
haben sie allerdings noch ncihts gemacht und ich hoffe, dass es auch
uin Hinkunft möglich sein wird, dass wir mit der Zentralstelle für
die Mineralölwirtschaft besser durchkommen als wie wenn wir unseren
eigenen Apparat ausbauen. Trotzdem verwies ich beide an Sekt.Chef
Schipper, weil dies nicht meine Agenden sind.

Tätigkeit: Sekr. JS, ab 1973 GF VKI


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