Samstag, 21. Juni 1975
Bei einem Abendessen im kleinsten Kreis, Osman mit Frau, der
Botschafter. Kreisky, Bielka und ich mit Frau, wurde von
Kreisky, Osman mein Vorschlag wir übernehmen die Feasibility-
Study-Kosten und sonstige Planungsarbeiten unserer Baufirmen,
vorgetragen. Osman erklärte, ihm käme es besonders darauf an,
dass so schnell als möglich die Projekte die er vorschlägt, ver-
wirklicht werden. Osman erwähnte kein Wort von wer etwas bezahlt.
Mir werden die Verhandlungen schön langsam unerklärlich. Osman
sagt und dies zurecht, er sei ein Mann der Praxis. gehe Probleme
immer direkt an, und hat in Ägypten sicherlich viel zu reden.
Er bezeichnet mich als seinen Freund, meint, ich müsste unbedingt
womöglich nächste Woche nach Ägypten kommen, ist begeistert wie
wir die Probleme ihm darlegen. Seine Leute waren Samstag Vormittag
bei Leitl in Oberösterreich die automatische Ziegelproduktion, die ich
eröffnet hatte vor 2 Jahren, zu besichtigen. Sie möchten am liebsten
gleich eine solche haben. Vergeblich versuche ich zu klären, ob
sie infolge des grossen Überschusses an Arbeitskräften, wie ich
in Ägypten selbst gesehen habe, durch bedingt ihre Baumethoden,
eine so voll automatisierte Anlage brauchen, sie wollen ihren Wieder-
aufbau, insbesondere in der Kanalzone so schnell als möglich er-
reichen und möchten ihn mit vollautomatisierten Anlagen in Angriff.
Zum Schluss gibt es eine für mich sehr lustige Szene, Frau Kreisky
bekommt ägyptischen Schmuck, er einen mit schönen Steinen besetzten
grossen Kaffeetisch. Sie möchte den natürlich so wie alle Frauen
sofort haben, er entscheidet aber und kämpft hier verzweifelt
gegen den Wunsch seiner Frau, dass er ins Büro kommt, wo er aufge-
stellt wird. Das Problem kenne ich auch.
Vormittags beim Besuch der Saatzuchtanstalt Probstdorf, die Mauthner
jetzt allein besitzt, bin ich überrascht von dem komplizierten Weg
bevor eine neue Sorte auf dem Markt kommt. Insgesamt hat Mauthner
36 Millionen Schilling investiert. Sie bekommen nur für Durum
eine wie er sagt unbedeutende Stützung über den Preis. Bei Quali-
tätsweizen bekommen sie nicht einmal die Qualitätsweizenpreis-
stützung, die der normale Bauer bekommt. Allerdings ist der Saat-
gutpreis natürlich höher als der Kaufpreis vom Bauern. Mauthner
stimmt mir zu. dass wenn tatsächlich es zu einer Getreidepreis-
erhöhung kommen müsste, wir womöglich nur den Qualitätsweizen er-
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höhen sollten. Das System erst im nächsten Jahr den Mehl-und
Brotpreis zu erhöhen und vorher schon aber jetzt die Getreidepreise
anzuheben, meint er muss zu grossen Schwierigkeiten führen. Ich
sage mich stört es nicht wenn das Ganze zusammenbricht, dann wird
man vielleicht meinen alten Plan verwirklichen, die Preisregelung
überhaupt aufzuheben. Mauthner meint, dies sei nur am Normalweizen-
sektor möglich, weil dieser eben am Futterpreissektor absinken
müsste. Für einigermassen bessere Qualitäten wird man dann von den
Mühlen einen entsprechenden Preis bekommen, der allerdings nicht
höher sein kann als der Qualitätsweizenpreis, der nach wie vor ge-
regelt bleiben sollte. Staatssekretär Haiden ist ein ausgesprochener
Fachmann, der ebenfalls von den jetzt vorgesehenen System, welches
der Landwirtschaftsminister Weihs scheinbar mit Zustimmung des
Kreiskys durchführen will, nicht viel hält. Die einzige Notwendigkeit
wenn wir einigermassen über die Runden kommen wollen besteht darin, die
Lagerhäuser und privaten Aufkäufer dazu zu bringen das höherpreisige
Getreide zu übernehmen ohne gleichzeitig eben zu wissen, dann der Abgabe-
preis und der höhere Mehlpreis und in welchen Ausmass er festgesetzt
wird.
Tagesprogramm, 21.6.1975