Montag, der 1. Dezember 1975

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Montag, 1. Dezember 1975

Herbert Tieber ist eingetroffen und damit das Büro komplett.
Am Abend bringt er mir zu Heurigen eine einvernehmlich erstellte
Liste der Bereiche mit, die jeder einzelne im Büro in Hinkunft
bearbeiten wird. Für mich ist das Ganze noch ein bisschen sehr
kompliziert, weil 1970 die Aufteilung wesentlich einfacher war
und nicht so in die Details gegangen ist wie jetzt. Damals aller-
dings hatten wir noch nicht die richtige Vorstellung über den Kompe-
tenzumfang und Wanke, Koppe und Heindl teilten sich auch die Kompeten-
zen einfacher. Jetzt ist es wesentlich komplizierter, da wir sowohl
auf die Wünsche der einzelnen als auch auf die Sachgebiete der Sek-
tionen als auch letzten Endes auf eine einigermassen gleichmässige
Verteilung der Lasten Rücksicht nehmen müssen. Fast bin ich versucht
zu sagen, dass auch jetzt Wanke im Ministerium schon voll inte-
griert das Ministerium schon genau kennend als guter Ministerial-
beamter das wesentlich gewissenhafter "ministerieller" macht.
als eben 1970. Wichtig ist mir nur, dass endlich wieder die admi-
nistrative Arbeit, die meiner Meinung nach bei den Sekretären
gar nicht zu suchen hat, von der Kollegin Wiesinger selbst gemacht
wird. Noch wichtiger aber ist es, dass hoffentlich alle einsehen
vom Amtsgehilfen bis zu mir hinauf, dass wir ein Team sind,
sein müssen, um effizient in Erscheinung treten zu können.

Giuli von der italienischen Handelskammer fragt mich, ob ich bereit
bin, nach Innsbruck zu kommen, wo im Mai das nächste Round-Table-
Gespräch stattfinden soll. Gleichzeitig wird eine Expositur
Innsbruck eröffnet. Auch in Villach haben sie im Juli eine
Expositur eröffnet, weil bei den Grenzübergängen es notwendig
ist, einen ehrenamtlichen Vertreter sitzen zu haben. Interessanter-
weise ist es immer ein Vertreter einer grossen Speditionsfirma,
um gegebenenfalls Grenzstreitigkeiten zu schlichten und interve-
nierend einer Firma, meist italienische Exporteure, zu helfen.
Als Thema schlage ich vor, dass wenn sie schon in Innsbruck sind
die Probleme des Accordino und dessen weiterer Bestand, wenn die
Zölle auf Grund des EG-Vertrages abgebaut sind, besprochen werden
sollte. Meisl kommt dazu und meint, es wäre notwendig, die Restrik-
tionsmassnahmen, die Italien jetzt beginnt, kritisch zu beleuchten.
Da ich überzeugt bin, dass die Italiener einen solchen Punkt nicht
gerade auf der Tagesordnung haben wollen, schlage ich vor, man


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kann unter Accordino alle negativen Seiten der Entwicklung
genauso besprechen und entsprechende Vorschläge unterbreiten,
wie wenn man dies extra auf der Tagesordnung hat.

ANMERKUNG FÜR WAIS UND WIESINGER: Bitte trachten, dass diese
Tagung maximal Freitag beginnt um eventuell Samstag/ Sonntag zur
Verfügung zu haben.

Beim Pressegespräch präsentiert Meszaros den Gasvertrag zwischen
Iran-SU und den westeuropäischen Staaten mit dem grossen Anteil
von 16 % für Österreich. Sofort entsteht die Frage, ob damit der
Bedarf gedeckt ist und was mit dem Algerien-Gas geschieht.
Vorher hat mir Reisinger auf meine besondere Anfrage mitgeteilt,
dass nach wie vor als Austro-Ferngas glauben, dass ein Algerien-
Gas-Projekt zustandekommt. Die Belgier haben aber bereits jetzt
mit Algerien für 3 Mia. einen eigenen Vertrag abgeschlossen, die
Franzosen sind auf der Monfalcone-Leitung bereits ausgestiegen,
in meinen Augen zerfällt schön langsam dieses europäische Konsor-
tium, wenn es auch noch den scheinbar Eindruck erweckt, als wenn
alles beim Alten wäre und die Algerier natürlich nach wie vor
grossen Wert darauf legen, eine Vorfinanzierung oder zumindestens
feste Verträge mit den Abnehmern bereits jetzt abzuschliessen.
Wichtig aber genauso fraglich erscheint mir, dass sich immer wenige
auf ein gemeinsames Projekt rechne. Jetzt schon muss das europ.
Konsortium die bestellten Tankschiffe wieder verkaufen und Öster-
reich erwächst dadurch ein Bezahlungsanteil von 75 Mill. S. Ob
dies ein reiner Verlust sein wird, wird sich in Kürze heraus-
stellen, ich fürchte ja. Für mich ist wieder einmal mehr bewiesen,
dass die ÖMV mit ihren internationalen Verbindungen insbesondere
zur Ruhrgas und wahrscheinlich auch zur Gaz de France ihren Pro-
jekten wie z.B. eben Iran leichter zu einer Lösung kommt, als
diese komplizierten Konstruktion der Landesgasgesellschaften
über Austro-Ferngas. Ausserdem kommt noch dazu, dass die ÖMV
zuerst die Gefahr der Importmöglichkeit von Austro-Ferngas unter-
schätzend geschlafen hat, jetzt natürlich systematisch diese
Intentionen dieser Importe dieser Gesellschaft wenn auch nicht
offiziell so de facto mit allen Mitteln bekämpft. Die Frage,
ob für beide noch in den Achtzigerjahren noch der Bedarf gegeben
ist, möchte ich jetzt noch nicht beantworten und kann es auch gar
nicht. Theoretisch bleibt noch immer eine Lücke von 1–3 Mia. m³.



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Ich bin sehr gespannt, was von diesem Punkt im Pressegespräch
in die Zeitungen und Massenmedien kommen wird, da die ÖMV am Vortag
eine APA-Meldung über die Vertragsunterzeichnung herausgegeben hat.
Meszaros teilt mir auch mit und zeigt mrt ein Kabel, dass die
Unterzeichnung durch den Botschafter gar nicht notwendig war, weil
scheinbar alle anderen Beteiligten auch darauf verzichteten. Es wurde
also rein privatrechtlich eine Art Vertrag unterfertigt.

Würzl hat auf Grund der Angriffe im Parlament, dass wir nicht einmal
das 10-Jahresprogramm für den Fremdenverkehr eingehalten haben, jetzt
eine 5-Jahresaufstellung, d.h. Halbzeit-Aufstellung gemacht, wo
nachgewiesen ist, dass dies sehr wohl geschehen ist. Einen Punkt
hat er aber nicht erwähnt, der zu unseren Lasten gehen würde, dass
wir damals, als der Plan erstellt wurde, erklärten, die Ansätze
würden als nominell zu betrachten sein und den realen Werten ange-
passt werden. Wenn niemand anderer draufkommt, haben wir es in
Hinkunft glaube ich wirklich leicht, die Planerfüllung nachzuweisen,
wie dies auch jetzt beim 5-Jahresplan-Rapport geschehen ist, wo wir
sogar übererfüllten.

Am meisten überrascht war ich, dass wegen der Ankündigung von uns
eine Erhebung, wie wir dies seinerzeit bei de Einführung der Mehr-
wertsteuer gemacht haben, über die Von-Bis-Preise für die Verbraucher
es keinerlei Diskussion gab, ja nicht einmal eine Anfrage.

Die Deutsche Handelskammer hat im Hotel Bristol anlässlich ihrer
Vorstandstagung einen grösseren Kreis geladen. Vom Polizei-Präsidenten
bis zum Generalpostdirektor. Ich überreichte einen Orden an Dr. Hietzig
Vorstandsmitglied der Kammer, er sich auch um die Ausstellungen d.h.
Messen der Deutschen in Österreich und umgekehrt, verdient gemacht hat.
Die Unterlagen vom Protokoll waren mehr als mager, aber auch Hinter-
egger
als Präsident der Kammer, selbst nicht einmal der Geschäftsführer
Dr. Conrad konnte mir einige Hinweise geben. Beim Essen selbst überrasch-
te mich dann noch Hinteregger, dass er bei der Begrüssung erklärte,
ich sollte nun einige Ausführungen über die wirtschaftliche Lage
machen. Diese waren selbstverständlich unsystematisch aber von meinem
Optimismus getragen und mit ein paar Gags bereichert.

Dr. Brunner von der EG-Kommission hatte für die Deutsche Handelskammer
einen Vortag im Haus der Industrie. Vorher, da Brunner nicht zum


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Mittagessen kommen konnte, hatte ich Gelegenheit mit einem
Vier-Augen-Gespräch die österreichischen Probleme mit ihm
zu besprechen. Ich erklärte sofort rundwegs, dass wir wegen der
Agrarier mit der Kommission dringend eine Lösung finden müssen,
weil das Ungleichgewicht für uns unakzeptabel wird. Brunner meinte,
dies wird sicherlich jetzt bei der Gemischten Kommission in Brüssel
zwischen Österreich und den Kommissionsvertretern zur Sprache
kommen. Er fragte mich, ob wir eine Lösung sehen, die die
Kommission, die ja weltweit denken muss, akzeptieren kann. Genau
eine solche Lösung, erklärte ich, sehe ich leider nicht. Denn
alle diesbezüglichen Vorschläge, die wir machten, wurde von
der Kommission deshalb immer abgelehnt, weil sie erklärte, sie
müsste dies auch allen anderen Partnern zugestehen. Ich sehe
deshalb die einzige Möglichkeit darin, dass sich die Kommission
entschliesst, auf pragmatischem Wege uns gewisse Zugeständ-
nisse bezüglich der Viehimporte zu machen. Auf Grund unseres
Agrarbriefes, den wir bei der Vertragsunterzeichnung mit der EG
auch getauscht haben, müsste es doch möglich sein, um dem Druck
der österreichischen Landwirtschaft auszuweichen, zeitweise z.B.
10.000 Stück Rinder zum Export zuzulassen. Brunner hat dies
eingesehen und wird dies mit Lardinois, dem Kommissar, der für
Landwirtschaftsfragen zuständig ist, besprechen. Generelle Vor-
schläge, nämlich ohne Präjudiz und Beispielfolgen für andere
Länder kann ich nicht anbieten.

ANMERKUNG FÜR WANKE UND WAIS: Bitte dieses Problem wirklich
in der Grundsatzgruppe und im Haus noch einmal überdenken las-
sen, vielleicht gibt es doch noch irgendwelche Auswege aus die-
sem Dilemma.

Die anderen Probleme zwischen EG und Österreich, ja selbst die
Strumpfhosenfrage wurden von Brunner als Kleinigkeit abgetan.
Darüber war ich sehr erfreut, weil ich ihm auseinandersetzte,
dass wir die Strumpfhosenverordnung in Kraft setzen müssen,
nachdem wir den formellen Weg – Konsultation der EG, ja
sogar der Gemischten Kommission – eingehalten haben, was Brunner
auch anerkannte. Das Vorgehen von Schweden, das ohne nur ein Wort
zu sagen, ganz einfach eine Kontingentierung, die allerdings
wesentlich restriktiver ist als ein Mindestpreis, in Kraft ge-
setzt hat, hat dort einen sehr schlechten Eindruck gemacht.
Die Kommission ist deshalb glaube ich sehr zufrieden, dass wir
zumindestens den formellen Weg eingehalten haben.



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ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte stelle sicher, dass ach die EFTA
entsprechend informiert und konsultiert wurde.

Beim Vortrag – den ich mir dann doch anhörte – ging Brunner auf
die wirtschaftliche Situation der EG ein. Er meinte, dass die
Industrieproduktion 11,5 zurückgegangen ist und damit 1975
den Stand von 72 erreicht. Es sei die schwerste Rezession seit
40 Jahren in den europäischen Staaten. Die Arbeitslosigkeit beträgt
5 Mill., das sind 4,5 %. Das Bruttonationalprodukt geht um
2,5 bis 3 % zurück und die Inflationsrate wird 13,5 % betragen,
wobei Deutschland unter 6 und GB 26 % erreicht. Die differente
Entwicklung macht ihnen scheinbar die grössten Sorgen. In Venedig
hätten sich jetzt endlich die Wirtschaftsminister auf eine
gemeinsame koordinierte Aktion festgelegt. Glücklich ist glaube
ich die EG, dass in Rambouillet von den ganz grossen Mächten
nicht irgendwelche Empfehlungen oder Richtlinien für die Kommis-
sion beschlossen wurden. Damit haben sie ihre scheinbare Autonomie
und ihre Selbständigkeit zumindestens nach aussen gewahrt. Diese
Bemerkung, nur in einem Nebensatz angedeutet, hat mich auf-
horchen lassen. Die EG glaubt an Aufschwung, USA 10 %, Japan 1,6 %
plus im September und der Oktober, der in Amerika verflachte
sei ausschliesslich nur darauf zurückzuführen, weil keine
Saisonbereinigung erfolgte, wie mir Brunner auch vorher be-
sonders auseinandersetzte. Was die EG wirklich befürchtet, ist
dass aus der Rezession jetzt ein Verteilungskampf aller gegen
alle erfolgen. Ausbildung, Umschulung, Berufsberatung wird
in Hinkunft das Wichtigste sein. Markstein der Entwicklung sei
eine erste Konferenz der Sozialpartner mit den 19 Wirtschafts-
und Sozialministern der EG, die angeblich konkrete Beschlüsse
fassten.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte einen Kurzbericht über diese Konferenz
vorlegen lassen, was tatsächlich positiv konkret dort beschlos-
sen wurde.

Im Wiener Vorstand wurde festgelegt, dass NR Prechtl, Liesing,
betreut, Dallinger, Neubau, bis jetzt von Albrecht, 8. Bezirk,
und Schnell, 6. Bezirk, gemeinsam. Steyrer im 10. Bezirk und Haiden,
obwohl er eigentlich auf steirischem Mandat jetzt kandidiert
nach wie vor Währing. Kostelecky von Simmering legt mit
Anfang Jänner sein NR-Mandat zurück, womit Hatzl, der Bezirks-
obmann, unbestritten jetzt einziehen kann. Die Nachfolge von


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Hatzl im Gemeinderat konnte noch nicht fixiert werden, weil
die nächste Listenfolgende Fischer Edith nicht einmal von den
Frauen verlangt wird. Allerdings soll der Eisenbahner Schwarz,
der dann nachfolgt, auch nicht gerade eine besondere Kapazität
sein.

Der Bez.Vorsteher-Stellv. vom 1. Bezirk, Drechsler, geht in
Pension und es wird beschlossen, den Bezirkssekretär vom 1. Bezirk
Steirer nachfolgen zu lassen. Gratz meint mit Recht, Wien wird
immer pragmatisch vorgehen und nicht erklären, ein Bezirkssekretär
kann nicht gleichzeitig auch in der Bezirksvertretung als Vorste-
her oder Stellvertreter wirken. In kleinen Bezirken, meint Gratz
mit Recht, sei dies ohne weiteres möglich.

Sekanina wird als Fraktionsobmann anstelle von Weihs in den
Wiener Vorstand kooptiert und Czettel als Wiener AK-Präsident
in den Wiener Ausschuss. Es ergibt sich eine kleine Diskussion,
warum es keine Wiener Landesexekutive und Fraktion im ÖGB gibt.
Diese wird von der Bundesfraktion wahrgenommen. Sekanina war nur
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft soz. Betriebsräte Wiens.
Wer dort nachfolgt, ist allerdings noch nicht ganz endgültig ent-
schieden.

Wirtschaftsprüfer Ekhart, der die Sanierung der österr. Textil-
industrie durchführt, teilt mir mit, dass Igler den Aktionären
erklärt hat, sie müssen noch 20 Mill. S zusätzlich aufbringen
oder neue Aktionäre suchen. Neu und für mich wichtig ist aber,
dass Ekhart die Hamburger Aktiengesellschaft betreut. Diese
aus der OHG herausgebende neue Papierkonstruktion mit einem
Eigenkapital von 95 Mill. und muss jetzt eine Papiermaschine
für 450 Mill. S aufstellen. Diese wird 100.000 t erzeugen, aller-
dings aus Altpapier, wodurch die 30.000 maximal Zellulose-Pro-
duktion in Pitten wegfallen könnte. Die Finanzierung ist aber
schwierig, weil alle Promessen teils von der Länderbank für 70 Mio
oder ERP von 70 Mio. nur auf 8 Jahre laufen und 15 Jahre aber
betragen müssten.



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Der Bürgermeister von Wilhelmsburg will, dass Schmied von
Schäffer & Budenberg und Stahlwerk Ybbs sich doch wieder für
die pleitegegangene Firma Schmied, wo er teilbeteiligt war, inter-
sieren sollte.

ANMERKUNG FÜR GEHART: Bitte vom Branchenreferat prüfen lassen.

Bei der Ministerratsvorbesprechung erwähnt Kreisky ganz kurz
den Stand und ist zum erstenmal über den Streit Wiesenthal. Dieser
wird eine Erklärung abgeben, dass die österr. Rechtsordnung ein-
halten und die österreichischen Organe einschalten wird. Die Klage
wird dann zurückgezogen, mich interessiert die ganze Frage überhaupt
nicht. Ich bewundere nur wieder, wie Kreisky von der ursprünglichen
Ankündigung: Es wird geklagt, wenn mich das Parlament nicht ausliefert,
lege ich mein Mandat zurück! jetzt doch wieder so die Kurve nehmen
konnte, dass alle froh sind, dass es letzten Endes zu einer scheinbar
vernünftigeren Lösung kommt.

Für die Klausurtagung am 12. Jänner meint Kreisky, dürfte es sich
nicht um ein Plauderstündchen handeln, sondern es müsste neue konkrete
Politik dargelegt werden. Die scheinbare Erschöpfungsphase nach den
Wahlen muss zu Ende sein. Wenn wir 1970 zu viel reformiert haben,
so glaubt er jetzt, 1975 wird es zu wenig sein. Es muss deshalb
festgelegt werden, was im ersten halben Jahr 1976 geschieht. U.a.
meint er, mit den Europäischen Gemeinschaften müsste eine neue Form
der Annäherung versucht werden. Auf Grund der Evulotiv-Klausel
meint er, insbesondere dass man für die Landwirtschaft eine neue
Periode einleiten sollte. Die Agrarpolitik kostet uns so viel und,
ohne dass er es ausspricht, fürchte ich, dass er glaubt, wir
könnten uns auch finanziell irgendwo beim Agrarfonds beteiligen in
der Hoffnung, dann dort mehr absetzen zu können oder vielleicht
gr aus der EG gewisse Rückflüsse zu bekommen. Am Handelssektor, meint
er, wird ja kaum mehr viel zu holen sein, ich verweise sofort, dass
die sensiblen Produkte und die Plafonds in den nächsten Jahren
ja auch auslaufen, letzten Endes schlägt er vor, Äusseres, Landwirt-
schaft und Handel sollen sich zusammenreden. Ich vereinbar sofort
anschliessend mit Bielka, dass das Handelsministerium eine inter-
ministerielle Sitzung einberufen wird, um zu prüfen, welche
Möglichkeiten wir haben. Bielka meint, dass auch über die Fragen
Umweltschutz usw. mit der EG verhandelt werden sollte. Wir einigen


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uns aber, nachdem ich dagegen grosse Bedenken habe, dass dies
erst in der zweiten Phase erfolgen wird.

ANMERKUNG FÜR WAIS UND MEISL: Bitte interministerielle Sitzung
sofort einberufen.

Nicht erwähnt von Kreisky wird, aber ich nehme das in Aussicht,
dass selbstverständlich über die Lehrlingsausbildung wir die
konkreten Verhandlungen 1976 beginnen sollen. Ich werde die
Punktation Mussil deshalb bei der nächsten besten Gelegenheit
übergeben.

Kreisky erwähnt noch als Spartenprobleme die verstaatlichte
Industrie, die Banken, die Justizreform und das Gesundheits-
problem, das Nahverkehrskonzept und auch die Bauprioritäten bei
Strassen und bei Schulen.

Im Dialog meint er, nachdem Österreich gar keine Chance hat, dort
eingeladen zu werden, hätte man doch mehr auf eine EFTA-Lösung
hinarbeiten sollen, wie dies auch die EG letzten Endes wahr-
scheinlich wenn GB verzichtet, zustandebringen wird. Dass diese
Idee jetzt zu spät kommt, ist für mich klar, ausserdem bezweifle
ich, ob die EFTA tatsächlich büromässig imstande gewesen wäre
diesen Dialog mit einem Fachmann zu beschicken. 15 Tage vor Beginn
des Dialogs ist meiner Meinung nach eine solche Lösung kaum
mehr durchzuführen. Ausserdem glaube ich, dass es wieder einmal
nur angedeutet hat als Alternativ-Lösung, weil letzten Endes
doch die Schweiz von den Amerikanern für diesen Dialog
wird zugezogen werden.

Die Aufstockung des ERP-Fonds wird immer dringlich notwendiger.
Kienzl hat mich beim Mittagessen der Deutschen Handelskammer auch
angesprochen und Kreisky meint, dies müsste jetzt endgültig
zwischen Bundeskanzleramt und Finanzministerium geklärt werden,
Kienzl hat mir gegenüber die Bemerkung gemacht, dass Veselsky
auch die Organisationsänderung des ERP-Fonds durchführen möchte
in Wirklichkeit hat mir Veselsky dann kurz bestätigt, dass Kreisky
eben noch nicht entschieden hat und er deshalb auch keinerlei
Andeutungen machen konnte. Kreisky möchte dies also bei der
Jänner-Klausur als positiven Beitrag vorschlagen.



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Der Verfassungsdienst hat in einem Gutachten festgestellt, dass
die Minister auf ihr zustehendes Recht, einen Dienstwagen aus-
schliesslich zu ihrer Verfügung zu haben, nicht verzichten können,
und deshalb auch keine andere Stelle, eben die Partei dafür eine
Entschädigung dem Bund zahlen kann. Kreisky meint es wird deshalb
jetzt ein anderer Weg gegangen wie die Partei vielleicht für
soziale Zwecke einen Beitrag leistet.

Die UNO-City muss an irgendjemanden vermietet werden und darf nicht
wenn die internationalen Organe es nicht brauchen für österreichisch
Bürokratie verwendet werden. Bielka meint, man solle den Missionen
entsprechende Räume anbieten, wie das auch bei der UNESCO geschehen
ist, wo über 60 Staaten entsprechende Räume haben, die 1.400 Büro-
einheiten, die maximal frei bleiben, 1980 werden also vermietet.
Die Schuld trifft die UNO, wie sie freimütig zugibt, weil seiner-
zeit waren sogar 7.000 geplant, denn auf 2.246 für die UNIDO
und 2.225 für die internationale Atomenergieorganisation reserviert
werden sollten. Interessant war, dass Bielka meinte, wenn die UNIDO
eine Spezialorganisation mit eigenem Budget wird, so wird es
1980/81 wesentlich mehr Personalbedarf für diese Organisation geben.
Die UNO bietet 15 Organisationen jetzt von dem Institut für
landw. wirtschaftl. Entwicklung, für Seerecht, Siedlung, Abrüstung
usw. an, die nach Wien übersiedeln sollten. New York wurden
26.000 m² angemietet, in Genf wurden 2 Häuser gekauft und auch in
Nairobi gibt es genug Platz. In Wirklichkeit glaube ich ist es
so, dass diese internationalen Organe Budgetschwierigkeiten haben,
weshalb sie sich nicht so nach dem Parkinson'schen Gesetzen aus-
dehnen können, wie ursprünglich geplant war.

In der schriftlichen Fragebeantwortung vom Budgetausschuss meint
Kreisky, dass ihm vorgeworfen wurde, er gibt 1,4 Mill. S Repräsen-
tation für Restaurationsrechnungen aus, wobei sich jetzt heraus-
stellt, dass 16.000.– S nur auf maximal persönliche Rechnungen
zurückzuführen seien. Alles andere sind Einladungen zu Fest-
essen wie Sadat, Ford usw. Kreisky meint mit Recht, wenn die ÖVP
dies hochspielt und in der Öffentlichkeit bekannt wird, wird es
international nicht gerade sehr gut wirken. Der eine wird sagen,
wieso habe ich als bedeutender ausländischer Gast ein Bankett bekom-
men, das wesentlich billiger war als der andere. Kreisky wünscht
auch von seinem Büro eine detaillierte Aufstellung, wo insbesondere


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festgehalten wird, wo er wirklich angeblich persönlich eingeladen
hat. Die beste Antwort hat Häuser gegeben, der darauf hinweist,
er hat noch niemals persönlich eingeladen, nur auf Empfängen des
Sozialministeriums teilgenommen, wo er einige Brötchen und Getränke
genossen hat.

Bei dem ersten Regierungsheurigen nach der Wahl stelle ich fest,
dass wirklich sehr viele Journalisten kommen und dass die meisten
davon Tieber recht herzlich begrüssten. Der erste Arbeitstag von
ihm endete also, ohne dass dies so beabsichtigt war, in der typischen
österreichischen Mentalität beim Heurigen.

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Tagesprogramm, 1.12.1975


Tätigkeit: Wr. Stadtschulratspräs.


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    GND ID: 1017902909


    Einträge mit Erwähnung:


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Sekr. JS, ab 1973 GF VKI


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: GD Wr. Stadtwerke


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Staatspräsident Ägypten


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: ital.-österr. HK


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: nl. LW-Min. bis 1973, dann EG-LW-Kommissar bis 1977


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Präsident AK
                  GND ID: 121924882


                  Einträge mit Erwähnung:


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Präs. Dt. HK in Österr.


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: ZS GPA, ab 1980 Sozialminister


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: SPÖ-NR-Abg., ab 1981 Gesundheitsmin.


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Unterrichtsminister, Bgm. Wien


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: Sts. HM


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  GND ID: 12254711X


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                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: spielte Rolle bei umstrittenen Grundstückstransaktionen in Wien; evtl. Falschschreibung


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                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Landwirtschaftsminister bis 1976
                                          GND ID: 130620351


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: SChef HM
                                            GND ID: 12195126X


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


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                                                Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                                GND ID: 102318379X


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: Vizepräs. AK Wien, SPÖ-BR, SPÖ-NR-Abg.


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


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                                                      Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        GND ID: 119100339


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: Sekr. JS, Tiroler SPÖ-Politiker


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                                                            Tätigkeit: Haupt-GF dt. HK in Österreich


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                                                              Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                              GND ID: 118566512


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                                                                Tätigkeit: Dir. Bundesforste, später Sts., dann LWM


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                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                                      Tätigkeit: US-Präs. 1974-77


                                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                                        Tätigkeit: Staatssekr. a.D., Vorstandsvors. Perlmooser Zementwerke AG


                                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                                          Tätigkeit: IV, GD Wr. Schwachstromwerke (WSW)


                                                                          Einträge mit Erwähnung: