Sonntag, 14. Dezember 1975
Kienzl befürchtet, dass die Verbreiterung des ERP-Fonds im Finanz-
ministerium anders gelöst wird als der Gewerkschaftsbund und ganz
besonders er selbst vorschlägt. Nach seiner Auffassung wäre es ein Leich-
tes, im Parlament das ERP-Gesetz dahingehend zu ändern, dass die OeNB
nicht 4,2 Mia. ERP-Wechsel refinanzieren kann sondern nach dem Kredit-
volumen oder Bruttonationalprodukt-Verhältniszahl gerechnet fast das
Doppelte. Der andere Vorschlag mit Vereinbarung, die Nationalbank zu
zwingen, ohne gesetzliche Änderung die Wechsel zu übernehmen, hält er
für sehr problematisch, da die Wirtschaft insbesondere die Industrie
eine bessere Finanzierung aus dem ERP-Fonds wünschen, wird die ÖVP
wie Heinz Kienzl glaubt, ohne weiteres im Parlament einer Novelle des
ERP-Gesetzes auch zustimmen.
Der ÖGB wünscht, dass Lachs, wenn er am 1. Feber vom ÖGB als volkswirt-
schaftlicher Referent ausscheidet, auf alle Fälle Vorsitzender der ERP-
Kommission wird. Hier dürfte es auch grosse Schwierigkeiten mit Androsch
geben. Lachs und Androsch haben seinerzeit schon bei den soz. Studenten
sich hart gerieben. An dieser persönlichen Aversion dürfte sich auch in
der letzten Jahren nicht viel geändert haben. Im ÖGB werden jetzt
überhaupt grosse personelle Änderungen eintreten. Der Bildungsreferent
Eksl geht in Pension und sein Nachfolger wird ein alter Bekannter
von mir: Kurt Prokop. Dieser ehemalige Strassenbahner hat sich in den
letzten Jahren sehr gut im ÖGB eingearbeitet und durch seine Tüchtig-
keit sich diese Position verdient. Erich Schmidt folgt jetzt Thomas
Lachs nach und Tumpel von der Arbeiterkammer wird endgültig im ÖGB
übersiedelt. Das wirkliche Problem wird nur, wer in Hinkunft Erich
Hofstetter ablösen wird. Während es auch für Heinz Kienzl ziemlich klar
ist, wie ich immer sage, Benya dient bis zu seinem Ableben, garantiert
aber noch eine Periode, wird es kaum bei der neuerlichen Bestellung von
Hofstetter als Generalsekretär vier Jahre lang bleiben. Überall Nach-
folgeprobleme.