Samstag, der 18. September 1976

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Samstag, 18. September 1976

Der Handelskammerpräsident von Hongkong ist mit einer Delegation
in Österreich und ich habe Gelegenheit, beim Mittagessen mit ihm
über unsere Beziehungen zu reden. Die britische Verwaltung hat
bei meinem seinerzeitigen Kurzbesuch auf dem Flug nach Tokio
schon mir angedeutet, dass Hongkong als Niedrigpreis-Land bald
nicht mehr existieren wird. Tatsächlich ist heute die Importe
auch Hongkong nicht mehr die grosse Gefahr, sondern aus Taiwan, Korea
usw. Die Hongkonger möchten aber eine wesentlich stärkeren Waren-
verkehr mit Österreich. Sie sehen grosse Möglichkeiten nicht nur
in den Lebensmittellieferungen, die Hongkong dringend braucht, sondern
auch in allen anderen Produkten. Die Frachtschwierigkeiten und Differenzen
müssten zu überwinden sein. Hongkong hat sich von 600.000 Bevölke-
rung nach 1975 auf 4,3 Mill. hinauf entwickelt. Die Hongkonger sind
davon überzeugt, dass eine weitere Expansion der Wirtschaft Platz grei-
fen wird, obwohl in den Achtzigerjahren dann der 99-jährige Pacht-
vertrag mit China abläuft. Die Hongkonger sind überzeugt, dass die
Rotchinesen Hongkong weiter bestehen lassen werden. Sie meinen, dass
ihr System ansonsten die rotchinesische Wirtschaft, wenn sie dort inte-
griert werden, aufweichen. Die Hongkonger Handelskammer hat vorgeschla-
gen, die österr. Textilindustrie und Bekleidungsindustrie soll gleich-
zeitig mit ihrer – Hongkonger – Messe eine Verkaufsausstellung machen,
Aus der ganzen Welt kämen Einkäufer und da könnte man dann gleichzeitig
auch die österr. Ware anbieten. Ich persönlich sehe nur für ganz
geringe Spezialprodukte Chancen auf dem harten Konkurrenzmarkt exi-
stieren zu können. Eumig, Filmkamera, oder Philips, Recorder, werden
in Hongkong gut abgesetzt, allerdings zu wesentlich tieferen Preisen
als im übrigen Westeuropa. Diese Politik machen fast alle Staaten,
als Beispiel wurde uns erzählt, dass Lieferungen, die zuerst nach
Hongkong gehen, dann wieder von Hongkong nach Europa zurückkommen,
weil die Preisdifferenz dies alles aushält.

Auf die Frage der Nachfolge von Mao angesprochen, meint er nur,
die Generation, die den Langen Marsch organisiert hat und durch-
geführt hat, ist ausgestorben. Dann kamen als zweites die Wiederauf-
bauer und als drittes jetzt die der Kulturrevolution. Was noch weiter
kommen wird, habe ich eigentlich nicht genau entnommen. Sicher ist
nur, dass sich in Wirklichkeit kaum jemand auskennt.



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Koch von der Handelskammer, der jetzt als Handelsdelegierter nach
Zürich geht, verabschiedet sich bei dieser Gelegenheit gleich von
mir. Er hat noch mit Kreisky über die Repräsentationen diskutiert
und meinte nur, es sei zu bewundern, wie Kreisky immer wieder ver-
steht, alle Bemerkungen so zu drehen, dass letzten Endes doch immer
er recht hat. Koch ist aus politischen Gründen sehr verärgert,
obwohl er es nicht sagt. Er hat doch gehofft, als Generalsekretär
des Akademikerbundes und als Kandidat zur Nationalratswahl mehr
Karriere in der ÖVP oder der Handelskammer zu machen. Jetzt hat er
abgeschlossen und geht sozusagen ins Ausland.

Tätigkeit: öst. Handelsdelegierter Schweiz


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      Tätigkeit: Bundeskanzler
      GND ID: 118566512


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