Montag, der 15. November 1976

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Montag, 15. November 1976

Komm.Rat Fröhlich ersucht mich, bei Lütgendorf zu intervenieren,
damit nicht die Entscheidung am Dienstag im Ministerrat wegen
der Kantinen beim Bundesheer fällt. Lütgendorf möchte die Kan-
tinenpächter ablösen, um billigere Versorgung für die Soldaten
zu erreichen. Die Unteroffiziers- und Offizierskantinen sind
wesentlich billiger wie für die Mannschaften. Fröhlich erklärt mir
sofort, weil dort nicht nur günstiger eingekauft wird und wesent-
lich weniger Kosten anfallen, sondern auch Käufe getätigt werden,
die unversteuert sind. Die Kantinenpächter sind, wie Fröhlich
mir erklärt, grösstenteils schwer Kriegsbeschädigte und haben
kaum mehr Chance in der Wirtschaft unterzukommen. Er möchte am
liebsten, dass sie als Verwalter übernommen werden.

Beim Jour fixe fängt Sallinger auch sofort mit diesem Problem an
und ich kann ihnen mitteilen, dass ich mich bemühen werde, für
Fröhlich einen Termin bei Lütgendorf zu erreichen. Am Abend
beim Empfang der burgenländischen Landesregierung in Eisenstadt
teilt mir Fröhlich bereits mit, dass er mit Lütgendorf Kontakt
aufgenommen hat, meine Intervention also erfolgreich war. Ich
bin allerdings fest überzeugt davon, dass Lütgendorf keine andere
Wahl hat als die Mannschaftskantinen ebenfalls in Eigenregie der
Soldaten zu führen, um die Preise einigermassen anzugleichen.
Die Jugendorganisationen drängen auf eine solche Lösung. Den
Soldaten ist es nämlich ganz egal, wie die Kantinen gewerbe-
rechtlich geführt werden und ob alle Steuergesetze eingehalten
werden oder nicht.

ANMERKUNG FÜR JAGODA und Plesch: Bitte diese Frage gewerberechtlich
zu prüfen.

Sallinger schlägt vor, dass für die Repräsentationsaufwendungen
auch die Damen-Essen einbezogen werden. Die Handelskammer wird
mir jetzt den endgültig vereinbarten Brief schreiben, den ich
dann bestätigen werde. Sallinger beschwert sich, dass die Extras
von Einladungen ebenfalls von den ausländischen Ministern –
konkreter Fall Staatssekretär Beil im Imperial mit 3.200 S –
verrechnet werden. Er meint, dass Ausgaben bei der Bar für sie
ein Problem darstellen. Ich bestätige sofort, dass es auch für
mich ein Problem ist, doch wie ich mir die Rechnungen dann genau


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ansehe, hat nur ein Begleiter von Beil Zechen von ein paar hundert
Schilling gemacht. Die grössten Posten sind, dass Beil scheinbar
dort auch gegessen hat, wenn es keine offiziellen Essen gibt. Für
mich ist das selbstverständlich, auch Sallinger sieht dies letzten
Endes ein. Sallinger ist in Wirklichkeit nur verärgert, weil wenn
er mit Mussil ins Ausland kommt, die Oststaaten teilweise nur ihn
einladen und bezahlen und seine andere Begleitung selbst bezahlen muss.
Ich spreche anschliessend mit Min.Rat Ottahal und dieser erklärt mir,
dass niemals Rechnungen in den Bars von ihm bezahlt wurden. Nach seiner
Auffassung hat auch niemand anderer der Handelskammer eine Bar-Rechnung
bezahlen lassen. Hier irrt Ottahal, ich habe selbst die Rechnung vom
Imperial gesehen. Ottahal wird mit den Direktoren der Hotels sprechen
und erklären, dass alkoholische Ausgaben der Bar nicht mehr verrechnet
werden dürfen.

ANMERKUNG FÜR MEISL UND PLESCH: Bitte die Handelskammer, Dr. Reiger, von
dieser Tatsache zu verständigen.

Sallinger interveniert neuerdings für das Institut für Gewerbeforschung.
Ich erkläre, dass ich mir nur den Fall der Subvention ansehen werde,
mache aber keine konkreten Zusagen. Ich bin mir nicht ganz schlüssig,
ob wir das Anbot des Instituts, für uns entsprechende Kennziffern zu
erarbeiten, zu speichern und jederzeit auf Abruf bereitzuhalten, akzep-
tieren soll und ob wir sie tatsächlich brauchen.

ANMERKUNG FÜR WANKE: Wie weit hat Reim hier besonders aber Du daran
Interesse?

Zu meiner grössten Verwunderung kommt nicht nur allein die Personal-
besetzung der OB sondern auch die Personalfrage der Verbundgesellschaft
und selbst die Nachfolge Schipper jetzt von Mussil zur Diskussion.
Mussil meint, hier wird jetzt dann letztmalig meine Personalpolitik
endgültig zu einem politischen Krach führen. Bezüglich der Verbund-
gesellschaft erkläre ich sofort, es würde mich sehr freuen, wenn
die ganze Personalpolitik, die immer wieder von mir proporzmässige
Besetzung verlangt, von der ÖVP im Parlament durch eine dringliche An-
frage ausgelöst werden würde, darüber zu diskutieren. Ich muss Kosten
sparen und verlange, dass reduziert wird. Sowohl bei den ÖVP-lern
als auch bei Sozis. Zuerst habe ich die Aufsichtsräte reduziert und
jetzt kommt der Verbund-Vorstand dran. Gleichzeitig teile ich ihnen
aber mit, dass ich mit Präs. Weiss für eine auch der ÖVP erträgliche


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Übergangslösung bezüglich der Pensionierung von Arthold verhandle.
Wer die OB, die ich als Gruppe installieren werde, letzten Endes
leitet, wird eine Ausschreibung ergeben. Die Zusammenführung mit
der Energiesektion hat sachlich und wird von mir vor allem sachlich
begründet werden. Die Nachfolge Schipper steht überhaupt erst
nächste Jahr an und niemand kann bestreiten, dass eigentlich das
Bautenministerium ein Recht hat, diesen Posten zu besetzen, nachdem
6.000 Bedienstete des Bautenministeriums nicht einmal ganz 1.000
Bediensteten des Handelsministeriums gegenüberstehen. Sallinger meint
sarkastisch, meine Personalpolitik ist so schlau, dass mir niemand
ankann. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass dies nicht mit
Schlauheit allein zu tun hat sondern dass wir wirklich sachlich
richtige Lösungen treffen, die letzten Endes auch die Personalvertre-
tung, wenn sie schon nicht zustimmt, doch zur Kenntnis nimmt.
Damit hat die ÖVP keine Möglichkeit, mich wirklich hart zu attackieren.

Sallinger beschwert sich, dass als Vertreter des Ministers Tieber
bei den Tiroler Textil GesmbH in Landeck das Staatswappen überreicht
hat, damit bei der Begrüssung und auch sonst dem anwesenden Landesrat
Bassetti vorgezogen wurde. Bassetti hatte nicht einmal Gelegenheit,
das Wort zu ergreifen. Die mir gezeigte Einladung ist wirklich
äusserst ungeschickt formuliert, Mussil meint, in meiner Vertretung
hätte müssen ein Sektionschef, wenn ich nicht Zeit gehabt habe, diese
Funktion ausüben. In Hinkunft, versichere ich ihnen, werde ich
selbst diese Auszeichnungen übergeben und die Firmen eben gegebenen-
falls nach Wien einladen.

ANMERKUNG FÜR TIEBER: Hast Du auch das Gefühl, dass die Tiroler des-
wegen sehr verärgert sind?

Selbstverständlich diskutieren wir über das Problem des Ladenschlusses
insbesondere über die Fernsehdiskussion am Vorabend mit Komm.Rat
Schönbichler, Gewerkschaftsobmann Dallinger und Konsumenteninformation
Dr. Preiss sowie den Hausfrauen und den Händlern, die unter der Lei-
tung von Trautl Brandstaller Schönbichler hart attackierte.
Die Handelskammer ist fest davon überzeugt, dass nur die Grossen
eine Änderung der Ladenschlusszeiten verlangten und Carrefour im
Shopping-Center Süd Firnberg einluden, sie dort einkochten und des-
halb von ihr diese neue Diskussion vom Zaun gebrochen wurde. Sallinger
hofft und ist sehr beruhigt zu erfahren, dass ich keineswegs wünsche


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übernehmen werde, sondern versuchen will, so wie vor 5 Jahren als
das Thema das erste Mal ganz hochgespielt wurde, an der Ladenschluss-
regelung nichts zu ändern. Die Kleinen, davon ist er fest überzeugt,
würden dabei unter die Räder kommen.

Mussil verlangt für Reissverschluss-Erzeuger ebenfalls eine Mindest-
preisverordnung. Ich erkläre sofort, dass dies kaum möglich sein
wird, da es sich hier um einen Kampf zweier japanischer Firmen, näm-
lich Bickford und die Fa. Prym, die eine altösterreichische ist und
dem neuen Betrieb, der im Burgenland aufgebaut wird von der Fa. Yoshida.
Er übergibt mir eine Information, die er von seiner Abteilung bekommen
hat. Ich erkläre Sallinger und Mussil, dass wir im Handelsministerium
wieso er neuerlich urgiert, zeigt wie spät und teilweise schlecht er
informiert ist, nur die Strumpfhosenverordnung jetzt verlängert haben,
keine neue machen wollen. Mussil ist scheinbar beunruhigt, weil er
mir seinerzeit in meinen Kalender hineingeschrieben hat, er wird
keine Mindestpreise verlangen. Ich reisse deshalb diese schriftliche
Bestätigung heraus, gib sie ihm, er zerreisst sie und ist sichtlich
erleichtert. Diese Aussage in Graz und Bestätigung vor Zeugen hat er
nur auf den Mindestpreis für preisgeregelte Waren bezogen. Der Lebens-
mittelhandel möchte nämlich diesbezügliche gesetzliche Regelung. Das
hat Mussil, wie er mir versichert, stets abgelehnt und dabei wird er
auch bleiben. Gleichzeitig verlangt er aber von mir, dass für die Mol-
kereiprodukte und für die Getreideprodukte, wenn jetzt neue Preise
festgesetzt werden, die Handelsspannen erhöht werden müssen, weil
ansonsten die Kollektivverträge, die jetzt der Handel gerade mit der
Gewerkschaft verhandelt, von dieser nicht unterschrieben werden. Ich
mache ihm keinerlei Zusagen sondern erkläre im Gegenteil, dass wir
nur bei Milch den Verbraucherpreis um 1.20 S erhöhen werden und dann
die Aufteilung über den Milchwirtschaftsfonds von mir aus auch der
Paritätischen Kommission erfolgen sollte. Mussil meint, das wird
für sie noch schwieriger sein als die Aufteilung der Benzinpreis-
erhöhung auf die Tankstellen und die Ölfirmen. Meiner Meinung nach
ist aber die Handelskammer stärker, weil sie im Milchwirtschaftsfonds
mit 4/5-Mehrheitsabstimmung jede Lösung, die für sie unakzeptabel
ist, verhindern kann.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Schön langsam nimmt Mussil diese neue Taktik,
so hoffe ich, zur Kenntnis.



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Bezüglich der Ratifizierung des Europa-Patent-Übereinkommens
möchte Mussil bis März 1977 zuwarten. Früher verlangte er, dass
wir nicht die ersten sind, jetzt möchte er, dass wir womöglich
die letzten sein sollen, die ratifizieren. Eine solche Zusage kann
ich nicht machen, erkläre nur, dass die anderen jetzt schon grössten-
teils ratifiziert haben oder gerade die notwendigen Beschlüsse
fassen.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte lass Dir ständig berichten, wie lange
wir maximalst noch zuwarten können.

Das Gesundheitsministerium hat angeblich Emissionswerte festgelegt,
ohne die Handelskammer zu hören. Dies kann ich mir nicht vorstellen,
ich werde aber diesbezüglich nachfragen.

ANMERKUNG FÜR JAGODA UND PLESCH: Bitte GUSCH fragen.

Mussil hat eine Information, dass die letzten Besprechungen über die
Berufsausbildung in der zentralen Arbeitsgruppe wieder auf einem
toten Punkte angelangt sind. Die Handelskammer ist nicht bereit,
an der Organisationsform wesentliches zu ändern und lehnt vor allem den
Grund durch Abgabe der gewerblichen Betriebe entschieden ab, Ich er-
suche, man solle wenigstens über die anderen Punkte jetzt endgültig
weiter verhandeln, um zu einer Einigung zu kommen, damit wir im
nächsten Gipfel nur wenige offene Fragen haben. Mussil möchte aber
bereits jetzt in diesen beiden umstrittensten Punkten eine endgültige
Entscheidung, dies ist unmöglich, lehne ich auch ab, verweise darauf
dass ich immer unter einen stärkeren Druck der Jugendorganisationen
komme, verweise darauf, dass ich dutzende Karten erhalten habe,
was stimmt, Mussil aber sofort veranlasst zu sagen, dies ist organi-
siert. Tatsächlich hat die Gewerkschaftsjugend in Oberösterreich
ohne dass ich dies natürlich Mussil mitteile, vorgedruckte Karten an
mich absenden lassen, wo die einzelnen Jugendlichen nur mehr ihren
Namen und ihre Adresse eintragen und bei mir urgieren. Geschickter
wäre es gewesen, wenn man mir die verschiedensten handgeschriebenen
Karten oder Brief hätte gesendet und nicht eine so schablonisierte
Aktion gestartet hätte.

Beim Journalistenfrühstück berichtete Min.Rat Steiger über EFTA-Tagung
und bilaterale Verhandlung in Lissabon, ich persönlich dann über den
Fremdenverkehrstag, den ich abends im Esterhazy-Schloss in Eisenstadt
eröffnen werde. Diskussion über beide Punkte war nicht sehr angeregt.



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Viel heftiger wurde dann über Ladenschluss diskutiert, ja
ich kann sogar sagen, wurde ich von den Journalisten attackiert.
Am stärksten davon von der sozialistischen Seite, die sonst sehr
von mir verehrte, weil sie äusserst tüchtig ist und wahrscheinlich
die beste in der SK, Genossin Vorrath und auch von der Neuen Zeit
Baburek, hatten die Meinung, ich müsste unbedingt hier eine
Änderung herbeiführen. Auch Heindl berichtete mir anschliessend,
dass er in Sektionen, wo er gesprochen hat und dies nicht nur
allein auf der Landstrasse immer wieder wegen der Ladenschlussfrage
angesprochen wurde und man erklärte, Staribacher ist kein Konsumenten-
Minister mehr sondern vertritt nur die Handelskammer-Interessen.
Wie ich aus diesem Dilemma herauskomme, weiss ich selbst noch
nicht genau. Ich fürchte, es wird mir nicht mehr so gut gelingen
wie vor etlichen Jahren, wo ich diese ganze Frage solange im
konsumentenpolitischen Beirat so geschickt bearbeitete, bis
alles friedlich akzeptierte, dass wir nichts ändern sollen.
Wais fürchtet, dass womöglich wir im Handelsministerium halten,
dass aber letzten Endes selbst die Gewerkschaft der Privatangestellten
umfällt. Den ersten Ansatz sieht er darin, dass Dallinger und
Zentralsekretär Braun ohne den Handelssekretär der Gewerkschaft
zu fragen, ja nicht einmal zu verständigen, zugestimmt haben,
dass auch die Lebensmittelgeschäfte an den 4 Samstagen vor Weihnachten
offen haben werden. Bisher waren sie geschlossen und nur die anderen
Geschäfte hatten offen. Wenn dies zutrifft, wäre es vielleicht
günstig, vorzubereiten, wie diese zusätzlichen Kaufmöglichkeiten
von den Konsumenten genützt werden.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte mit Konsum, Lachs, aber auch den Be-
triebsräten und anderen Firmen, auf die wir uns verlassen können.
Absatzmeldungen vorbereiten.

Min.Rat Burian informiert mich über die Strompreisverhandlungen.
Die Arbeiterkammer ist bei ihm auch noch nicht bereit, einen
einheitlichen Antrag zu akzeptieren. Bei individueller Geneh-
migung der Anträge würde aber das Tarifgefüge noch mehr verzerrt
werden. Burian möchte eine ca. 5 %-ige generelle Regelung als
zweiten Teil der Strompreiserhöhung, die Aconto-Zahlung hat
10 % betragen, ich erkläre Burian sofort, ich hätte seinerzeit
niemals den Vorschlag gemacht eine Aconto- sondern eine endgültige
Abrechnung zu machen, wie dies der ÖGB und die AK mit den EVUs
vereinbart haben. Jetzt müssen die EVUs halt schauen, dass sie


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diese Zusage der Arbeiterkammer und des ÖGB tatsächlich eingelöst
bekommen. Ich gebe Burian volles Pouvoir, wenn es ihm nur ge-
lingt eine einvernehmliche Lösung zu erzielen. Ich glaube
allerdings noch immer, dass es zweckmässig ist, die kWh, die
im Osten 80 Groschen beträgt, mit 90 Groschen zu begrenzen, d.h.
zu erklären, wir erhöhen ja nur um 4 Groschen. Schwierigkeiten wird
es nur beim Westen geben, wo einerseits Salzburg bereits 88 Groschen
verrechnet, ebenso die OKA, Tirol und Vorarlberg aber wesentlich
weniger. AK würde einem einheitlichen Arbeitspreis zustimmen
wenn gleichzeitig ein Ausgleichssystem zwischen Ost und West
eingeführt wird. Dies ist allerdings vollkommen unmöglich.
Würde von den Ländern nie akzeptiert werden, das einzige, was
wir jetzt erreichen können, ist zu verhindern, dass die Tarife
nicht noch mehr auseinandergehen. Ausweichmöglichkeiten gäbe es
über die Grundgebühren.

Beim Mittagessen des Herrn Bundespräsidenten für Min.Präs.
Karamanlis hatte ich Gelegenheit, Kreisky zu ersuchen, dass
er einen Brief wegen der Anker-Daten, Graz, an Peter v. Siemens
schreibt. Gen.Dir. Wolfsberger von Austria Siemens meint, dass
jetzt keine Möglichkeit besteht, dass Siemens den Betrieb Vorlop
erwirbt oder dort Aufträge hingibt. Der Betrieb ist mit 1.000
Leuten zu gross angelegt, obwohl derzeit ja nur 350 beschäftigt
sind. Kreisky ist bereit, ein solches Schreiben Peter v. Siemens
zu schicken, fragt aber gleichzeitig, ob wir nicht auch österr.
Betriebe hätten, die dafür in Frage kommen.

ANMERKUNG FÜR WANKE: Bitte frage auch bei anderen Betrieben an.

Karamanlis macht derzeit eine Tour durch Europa, beginnend in
Brüssel, wo die EG-Verhandlungen flottgemacht werden sollten.
Der für Westeuropa zuständige Beamte, neben dem ich zu sitzen
komme, erklärt mir, dass Griechenland hauptsächlich aus politischen
Gründen die Mitgliedshaft bei den Europäischen Gemeinschaften
braucht. Er ist davon, dass nur Karamanlis dies durchziehen kann,
überzeugt. Der Zeitplan wird allerdings kaum optimal eingehalten
werden können. Schon jetzt zeigt sich, dass schon allein aus tech-
nischen Gründen es müsse tausende Verordnungen, Erlässe usw. übersetzt
werden, grosse Schwierigkeiten bestehen. Österreich ist an einem
schnellen Abschluss sehr interessiert, weil dadurch die Diskriminierung
der österr. Exporte nachher verschwinden wird. Derzeit hat Griechen-


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land Präferenz-Lösungen mit der EG und unsere Exporteure
müssen die vollen Zölle bezahlen. Zollermässigung der EG-Länder
beträgt 100 % bis 44 % im Durchschnitt.

Auf Wunsch der ÖFVW habe ich Min.Rat Spazier, dem Vorstandsmitglied
des Fremdenverkehrsbüros in Frankfurt am Main, einen höheren Orden
überreicht. An und für sich, erklärte ich bei meiner kurzen Ansprache
ist es wirklich paradox, dass ich unseren grössten Konkurrenten
auszeichne. Je mehr er erfolgreich ist, um so weniger Deutsche kommen
nach Österreich. Spazier teilte mir mit, dass Friderichs sein
Budget um 6 Mill. DM aufstockte, dass es trotzdem aber mit 19 Mill. DM
in Summe noch wesentlich tiefer ist als das österreichische mit
220 Mill. S. Zolles und Kübler von der ÖFVW haben dies mit Befriedi-
gung zur Kenntnis genommen.

Engelmayer interveniert bei mir wegen der Referatsauflösung, wodurch
der Stellvertreter Nikowitz benachteiligt wird. Sachlich kann er
gegen die Referatsauflösung kaum etwas einwenden, nachdem im nächsten
Jahr im Juli nach Zollabbau der EG die meiste Tätigkeit entfallen
wird. Ich mache nur eine Verwendungszusage, dass wir für Nikowitz,
einen ganz guten B-Mann, uns bemühen werden, entsprechende günstige
Verwendung für Aufstiegsmöglichkeiten zu suchen. Plesch wird, wie
er Engelmayer versichert, sein Möglichstes tun. Die Möglichkeit,
ihn in die Verwaltungsakademie zu schicken, sagt Engelmayer, ist
gering, weil die Voraussetzung lt. Gesetz die ist, dass er vorher A-Ar-
beit geleistet haben muss. Insgesamt sollen in der ganzen Verwaltung
nicht einmal ein Dutzend Leute jetzt die Voraussetzung bringen, und
in der Verwaltungsakademie auf die A-Prüfung vorbereitet werden.
Bezüglich der Auflösung der OB, die ich ganz entschieden bestreite,
erkläre ich Engelmayer, dass wir nur eine Zusammenfügung mit der
Energiesektion aus sachlichen Gründen vornehmen werden. Engelmayer
möchte von mir wissen, ob ich bereits eine bestimmte Person
für diesen Posten vorsehe. Ich erkläre ihm sofort, dies wird die
Ausschreibung ergeben. Engelmayer möchte unter allen Umständen,
dass diese Posten hausintern besetzt wird, was ich ihm ohne weiteres
zusagen kann, weil die Handelskammer ähnlich wie bei der Besetzung
der Industriesektion nicht imstande ist, tatsächlich einen Vertreter
zu nominieren. Engelmayer versichert mir auch in Anwesenheit von
Plesch, dass er sich jetzt mit diesem zusehends besser versteht,
beide versichern mir, dass sie bestrebt sind, auf sachlicher Basis
Lösungen anzustreben, der auch die Personalvertretung zustimmen kann.



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Plesch ist es gelungen, sich jetzt gegenüber der Personalvertretung
durchzusetzen, was mich besonders freut. Unsere erfolgreiche
Personalpolitik seit 1970 war letzten Endes nur möglich, weil es
immer wieder gelungen ist, Personalvertretung einigermassen zu
befriedigen und damit letzten Endes öffentliche Kritik innerhalb
der ÖVP zu verhindern.

ANMERKUNG FÜR PLESCH: Dieses Vertrauen immer wieder durch volle In-
formation der Personalvertretung zu stärken.

Die Eröffnung des Fremdenverkehrstages im Esterhazy-Schloss, Haydn-
Saal war verhältnismässig kurz und lief programmgemäss über die
Bühne, dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Haydn-Saal
hat eine Bühne, der ganze Saal darf aber nicht geheizt werden,
weshalb es fürchterlich kalt war. Ich erklärte sofort, namentlich
niemanden zu begrüssen, was allgemeinen Beifallssturm auslöste,
die Begrüssungsansprachen waren daher alle sehr kurz, im letzten
Moment entdeckte ich, dass von der Arbeiterkammer niemand zu Begrüssung
aufgefordert wurde, obwohl Präs. Graf für Sallinger den Fremden-
verkehrstag begrüsste. Würzl erklärte mir, die Arbeiterkammer
sei ebenfalls eingeladen worden, hätte aber Tagung in Linz und
daher entschuldigt. Ich erklärte dem Fremdenverkehrstag diese
Entschuldigung mit dem Hinweis, dass im Zeitalter der Sozialpartner-
schaft selbstverständlich ansonsten auch ein Arbeiterkammer-Vertreter
das Wort ergriffen hätte. Trotzdem war es von uns gesehen ein
grosser Fehler, denn wenn ich dies zeitgerecht bemerkt hätte,
hätte ich den AKT-Präsident Czettel ersucht, einen Vertreter dafür
abzustellen.

ANMERKUNG FÜR TIEBER: Wieso konnte dies passieren?

Beim Empfang der DHK in Österreich nach der Oper im Bristol hatte
ich Gelegenheit mit dem Präsidenten der Deutschen Handwerkskammer
Schnitter über die Wirtschaftssituation zu sprechen. Schnitter
meinte, dass das deutsche Handwerk die Rezession besser überstanden
hat als jede andere Gruppe. Für ihn erscheint die Frage der
Ertragslage des deutschen Handwerks gar nicht so entscheidend,
die Meister sind seiner Meinung nach bereit, schlechtere Erträge
in Kauf zu nehmen. Wirklich problematisch ist die psychologische
Situation. Das deutsche Handwerk hat den Eindruck, dass es zwischen
der Gewerkschaft und der Industrie – wie ich es bezeichnete –
verschaukelt wird. Die deutschen Meister, die noch immer eine


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grosse wirtschaftspolitische Macht darstellen und sicherlich
auch durch ihre grosse Anzahl eine politische fühlen sich
durch die Regierung nicht entsprechend vertreten. Wahrscheinlich
spielt dieses psychologische Moment auch bei uns in Österreich
eine grosse Rolle. Schnitter wusste dafür allerdings auch kein
Rezept. Ausser, dass er hofft, der Bundeskanzler Schmidt
wird jetzt mehr die Interessen des Handwerks berücksichtigen.
Bezüglich der Ladenschlussregelung in Deutschland meinte Schnitter
sie sei auch sehr unbefriedigend, doch würde jede Gruppe etwas
anderes ändern wollen, weshalb auch er auf dem Standpunkt
steht, das jetzige System beizubehalten. In Deutschland gibt es
allerdings einmal im Monat einen langen Samstag. Ob dies bei
uns die Lösung ist und ob die Handelsangestellten dem jemals
zustimmen würden, wage ich mir nicht vorauszusagen.

Das schwierigste am heutigen Tag war die Länge, er dauerte bis
zum nächsten und vor allem einmal die vielen Essen, die man
angeboten bekommt. Zweites Frühstück in der Handelskammer beim
Jour Fixe, Pressefrühstück im Handelsministerium. Gala-Essen
beim Bundespräsidenten, Empfang der burgenländischen Landes-
regierung, Abendessen durch die deutsche Handelskammer. Wenn
man hier nicht standhaft fast alles ablehnt, ohne dass natürlich
der Gastgeber beleidigt ist, muss man dies sehr geschickt machen.
Wenn man dann noch dazu trinken würde, wäre es unmöglich, dies
durchzustehen. Ob es mir jemals gelingen wird, diese sinnlosen
zeitraubenden und gesundheitsschädlichen Essen zu reduzieren
oder abzuschaffen, weiss ich nicht. Eines weiss ich allerdings,
dass z.B. beim Gala-Essen mittags die Griechen mir bestätigten,
ihnen wäre eine einfache österr. Küche viel lieber gewesen als
wie ich es immer bezeichnete der "internationale Schlick".

33_1277_01

Tagesprogramm, 15.11.1976

33_1277_02

hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


GND ID: 1017902909


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: -min.


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Personalvertreter HM, Christgewerkschafter, ÖVP-Politiker


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg., Präs. HK Bgld.


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            Tätigkeit: Präsident AK
            GND ID: 121924882


            Einträge mit Erwähnung:


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: BK BRD, SPD


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: ZS GPA, ab 1980 Sozialminister


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: BRD-Wirtschaftsminister
                      GND ID: 118535498


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: GF ÖFVW


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Präsidialist HK


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: MR HM


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: Präs. Zentralverband d. Dt. Handwerks


                              Einträge mit Erwähnung:
                                GND ID: 125942052


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                                  Tätigkeit: Direktor ÖFVW


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                                    Tätigkeit: Wr. SPÖ-GR-Abg., GPA, NR-Abg.


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                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


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                                          Tätigkeit: SChef HM
                                          GND ID: 12195126X


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                            GND ID: 102318379X


                                            Einträge mit Erwähnung:


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    Tätigkeit: Kabinett Staribacher


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: Beamter HM, u.a. zuständig f. Protokollfragen


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        Tätigkeit: Sekr. JS, Tiroler SPÖ-Politiker


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: Obmann Sektion Handel BHK


                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                            Tätigkeit: Beamter HM


                                                            Einträge mit Erwähnung:
                                                              Tätigkeit: VKI


                                                              Einträge mit Erwähnung:


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                                                                    Tätigkeit: griech. PM 1974-80, dann Staatspräs.


                                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                                      Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                                      GND ID: 118566512


                                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                                        Tätigkeit: GD Siemens Österreich


                                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                                          Tätigkeit: ehem. ÖVP-Verkehrsminister, Präs. Verbund


                                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                                            Tätigkeit: Handelskammer-Präsident


                                                                            Einträge mit Erwähnung:
                                                                              Tätigkeit: stv. GD Verbund


                                                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                                                Tätigkeit: Wissenschaftsministerin
                                                                                GND ID: 11869104X


                                                                                Einträge mit Erwähnung: