Freitag den 7. Oktober
Die Firma Sochor, Zell am See hat die neue Offset Rotationsmaschine
Rotoman seit Frühjahr im Betrieb, legte aber größten Wert darauf
daß ich sie offiziell eröffne. Sochor ist von mir mit neuen Staats-
preisen für das Schöne Buch ausgezeichnet worden und hat auch inter-
national große Anerkennung gefunden. Er ist heute im westlichen
Österreichs die anerkannteste Offsetdruckanstalt für Kunstbücher,
Prospekte usw. Wie sehr er für die Eröffnung unbedingt mich wollte,
zeigt, daß er mich mit seiner Maschine von Schwechat abholte. Ein
herrlicher Flug zuerst durch Nebel, der das ganze Wiener Becken aus-
füllte dann aber in den Bergen wegzog. Als wir die Flugstraße
verließen, die Flugsicherung hat uns in 12.000 Fuß eingewiesen,
konnte er dann über den Dachstein und die Glocknergruppe in die
Täler, man hatte das Gefühl, einige Meter nur über den Gipfel zu
fliegen. Dort hatte es in Folge der Turbulenz natürlich dann ein
wenig gewackelt. In diesem Fall war ich froh, daß Wais doch nicht
mitgeflogen ist, denn dies wäre nichts für ihn gewesen. Die Er-
öffnung selbst war wie Qualtinger sagen würde, eine matte Sache.
Zu meiner größten Verwunderung ist es ihm geglückt zumindestens
Landesrat Leitner von der FPÖ nach Zell am See zu bringen. Der
Landeshauptmann hatte sich entschuldigt und den Bezirkshauptmann
beauftragt die Begrüßungsansprache zu halten. Von der Arbeiter-
kammer ist Präs. Brunauer gekommen, der sich dann sehr ärgerte,
weil er in Erfahrung bringen konnte, daß angeblich die Belegschaft,
die an der Feier überhaupt nicht teilnehmen konnte, sondern weiter
arbeitete noch eine halbe Stunde, die sie aus welchen Gründen weiß
ich nicht Pause machen mußte, diese nicht bezahlt bekommt. Leider
hat er mir dies nicht zeitgerecht gesagt, sondern ich erfuhr es
erst nachdem ich den Betrieb schon verlassen hatte. Aufgefallen ist
mir, daß zu dem Buffet das ich allerdings links liegen ließ und
mir lieber den Betrieb anschaute und über die neue Offsettechnik
diskutierte, nur die Belegschaft der Rotationsmaschine ebenfalls
geladen war.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte kläre, was hier wirklich vorgefallen ist.
Der Obmann des Freien Wirtschaftsverbandes Pasterer hatte die Vize-
bürgermeister und Bürgermeister der Umgebung sowie dann auch National-
rat Kurt Maier von Uttendorf zu einem informellen Essen und einer
vertraulichen Aussprache eingeladen. Er selbst bekrittelte in der
Diskussion die Tatsache, daß im Sommer in den SPÖ-Gremien scheinbar
man nicht koordiniert hat und in der Öffentlichkeit die verschieden-
sten Meinungen diskutiert wurden. Überhaupt sind unsere Funktionäre
und das kann ich immer mehr feststellen, in dieser Zeit ungeheuer
verunsichert worden. Jetzt ist alles in bester Ordnung, obwohl
wir das Maßnahmenpaket beschließen müssen, obwohl wir von den
Oppositionsparteien hart attackiert werden, jetzt wissen die Funktio-
näre wieder wie wir liegen, was wir wollen und daß wir dies ein-
heitlich vertreten.
Pasterer hat 6 Elektrofirmen aus den verschiedensten Dörfern von
Saalbach bis Bruck an der Glocknerstraße zu einer Elektrozentrum-
firma in Saalfelden zusammengezogen. Dort wird jetzt ein großes
Lager, Reparaturwerkstätte und Schauraum gebaut. Alle beteiligen sich,
haften mit ihren persönlichem Kapital, investieren 25 Mio. Schilling,
die Absicht ist, daß sie größtenteils rationeller Reparaturen durch-
führen können, weil heute bei vielen Elektrogeräten, angefangen
vom Staubsauger bis zum Fernsehapparat man Prüfeinrichtungen
braucht, die sehr teuer sind, dann aber natürlich die Reparatur
fachgemäß und schnell erledigen kann. Darüber hinaus wird dieses
Zentrum Teser genannt, einen Großhändler beherbergen, welcher die
Waren für sie auf seine Kosten in der Großhandelsfunktion auf Lager
hält. Dieses Experiment ist für mich einmalig und sicherlich sehr
interessant, wie ich auch in meiner Ansprache ausdrücklich betonte.
Für Saalfelden bringt es wieder ein Dutzend Arbeitsplätze und für
die gewerbliche Wirtschaftsentwicklung, wenn es gelingt sicherlich
ein Beispiel, wie man ohne eine Genossenschaft zu gründen, nicht nur
für den Einkauf sondern auch für die Reparatur und die Service-
leistung nicht zusammenschließen kann.
Die beiden Bezirkskonferenzen des Freien Wirtschaftsverbandes in
Zell am See für den Pinzgau und am nächsten Tag in Goldegg für
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den Pongau waren grundverschieden. In Zell eine allgemein gehaltene
Diskussion mit viel Fragen über die spezifische Wirtschaftssituation,
die einzelnen mit ihren Wünschen, Beschwerden von Kreditgewährung
bis zur Pfuscherbekämpfung. In Goldegg dagegen ein ausgesprochen
kleinerer Kreis, ca. ein Dutzend dafür umso mehr wirklich eine Sach-
diskussion über fremdenverkehrspolitische Maßnahmen. Dir. Krennbichler
von Bad Gastein, Hotel Savoy, erzählte mir, daß er mit Hrabac,
Touropa, gesprochen hat um weitere Transfer auch nach Österreich zu
bringen. Aus Amsterdam könnten jetzt Charter-Gesellschaften kommen,
die allerdings 2,8 Mio. S Garantie verlangen. Dies wären 34,– S pro
Bett und Nacht, die die Hoteliers garantieren müßten. Die wichtigste
Frage für das Gasteiner Tal ist der Transfer vom Flughafen ins Hotel,
mit der Bahn oder mit Taxis geht dies nicht. Zum Glück konnte ich
darauf verweisen, daß ja die neue Gewerbeordnung den Hoteliers die
Möglichkeit gibt, den Transfer mit Autobussen, sei es gemietet, sei
es durch Selbstanschaffung durchführen zu können. Dies wissen die
wenigsten, wie mir versichert wurde.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Über die Chartermöglichkeiten muß ich mit
Zolles, ÖFVW, Hrabac, Touropa, und andere ein Gespräch führen.
Bei den Staatsbürgerversammlungen in Lend wurde von einem Haupt-
schullehrer Beschwerde geführt, daß das Aluminiumwerk scheinbar die
Betriebsauflagen nicht einhält, denn manchmal muß sofort das Fenster
geschlossen werden, weil ansonsten ätzende Rauchgase bis in die Schule
eindringen. Ich veranlaßte sofort eine Betriebsbesichtigung am
Samstag und ebenfalls eine Aussprache mit dem Direktor Diem. Dieser
versicherte mir, daß sie bestrebt sind gerade im Umweltschutz alle
Auflagen zu erfüllen und vor allen, im eigenen Interesse, weil sonst
die gesamte Bevölkerung gegen sie aufgebracht wird, Umweltbe-
lästigungen zu verhindern. Die dafür zuständigen Abteilungsleiter
mußten dann aber mir gegenüber zugeben, daß gerade in der ver-
gangenen Woche durch die Witterung bedingt aus der Gießerei ent-
sprechende Rauchgase durch den Wind nicht abgetrieben wurden sondern
über das ganze Gelände stehen geblieben sind. Diem versprach das
genau zu prüfen und zu versuchen Abhilfe zu schaffen.
Mit dem ehemaligen kaufmännischen Direktor der Kupferbergbau-Mitter-
berg-Gesellschaft Wohl hatte ich eine längere Aussprache und Be-
sichtigung des ganzen Geländes in Mitterberg. Die Stillegung ist
durchgeführt, die einzelnen Baracken werden abgebrochen, die Firma
Seidl, die ich besichtigte, baut eine ganz neue Galvanisationsanlage
auf dem Gelände und Wohl hat fantastische Projekte. Die Flotations-
anlage, ein häßlicher 10-stöckiger Bau, muß ebenfalls abgetragen
werden, obwohl dies große Schwierigkeiten bereiten wird, weil es sich
dort um Betonbunkeranlagen handelt und an deren Stelle möchte er
ein ebenso hohes Hotel setzen. Der mit 180 Mio. etliche Kilometer von
Mühlbach entfernte neue Schacht Ellman mit Anlage wird jetzt ebenfalls
zugeschüttet und das Bergwerkgebäude möchte man am liebsten als
Museum ausstatten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß überhaupt dort
jemand dieses Museum besichtigt und die Erhaltung wird doch Kosten
verursachen. Das wirklich große Problem ist aber die Seilbahn auf
den Schneeberg. Dadurch soll Mühlbach neben seinen kleinen Liften,
die es jetzt schon 1/2 Dutzend besitzt, wie Wohl meinte, ein domi-
nierendes Seilbahnsystem bekommen. Wais erzählte mir anschließend,
daß sie zu Weihnachten stundenlang über dieses Projekt gestritten
haben, weil Wohl dies mit aller Vehemenz verteidigte. Jetzt waren
Fachleute hier, haben alles an Ort und Stelle besichtigt und sind
der Meinung, daß es unzweckmäßig wäre, diese Art der Seilbahn zu bauen.
Die gegründete Gesellschaft in der das Finanzministerium Kaber, das
Handelsministerium, Würzl, und andere beteiligt sind, wird sich nun
zu entscheiden haben, wie der Schneeberg und damit auch das Gebiet nach
Dienten runter erschlossen werden soll.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte lasse Dich ständig über dieses Problem
am Laufenden halten.
Für mich war der Eindruck aus dieser Besichtigung, daß es ungeheuer
schwierig ist aus einem Bergarbeiterdorf doch mehr oder minder spät
und mit hohen AUFWÄNDEN belastet, ein Schidorf zu machen. Das einzig
Positive, das ich feststellen konnte, war die Ansiedlung von der
Armaturenfabrik Seidl und den Ausbau der Straße von Bischofshofen nach
Mühlbach. Solange die Straße nicht fertig ist, die übrigens dann
auch Dienten erstmalig einen Reiseverkehr im Winter erschließen wird,
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die bisherige schmale Straße war katastrophal, sind die wichtigsten
Voraussetzungen um das Tal nicht sterben zu lassen.
In St. Martin die Staatsbürgerversammlung und die letzte dann in
Tamsweg war gekennzeichnet, daß im Lungau die Leute kaum eine Mög-
lichkeit sehen, Betriebe anzusiedeln, d.h. sichere Arbeitsplätze zu
haben. Soweit Gewerbetreibende dort waren, kam es zu ganz interessan-
ten Diskussionen, ob Lungau überhaupt existenzfähig ist oder nicht.
In Tamsweg dagegen war es eine reine Parteiveranstaltung, weil an-
geblich bei einer Staatsbürgerversammlung einmal ein Diskutant die
anwesenden ÖVP-ler als schwarze Schweine bezeichnet habe. Wirklich
interessant für mich war, daß der Jugendherbergsverband dort eine
Jugendherberge nach den modernsten Gesichtspunkten errichtet hat,
die wir besichtigten und sogar weil dort hessische Jugendherbergs-
väter und -mütter, d.h. Verwalter von Jugendherbergen aus Deutsch-
land anwesend war, auch noch mit diesen Abendessen konnten. Da ich
noch niemals eine Jugendherberge so genau besichtigt hatte und mich
über die Preise auch erkundigt, dann sogar ein normales Essen dort
eingenommen habe, weiß ich jetzt, wie sehr natürlich die Hoteliers
und Gaststätten der Umgebung sich konkurrenziert fühlen. Sicherlich
ist es ein anderes Publikum, welches in die Herbergen kommt, doch
wird diese ganze Institution von der Fremdenverkehrswirtschaft mit
scheelen Augen und dies glaube ich nicht ganz zu Unrecht betrachtet.
Die Fernseh-Diskussion über die Energiefrage verlief nicht ganz so,
wie ich sie mir vorgestellt hatte. Benedikt und Tozzer, die ja
eigentlich die Moderatoren sein sollten, waren primär darauf einge-
stellt der Elektrizitätswirtschaft vorzuhalten, das die Kleinst-
kraftwerke nicht entsprechend berücksichtigt werden. Zu diesen Zweck
hatten sie auch aus Bayern den Vertreter der Kleinstkraftwerke ge-
laden, der dann großzügig erklärte, was alles in Bayern geschieht,
um diese Werke zu erhalten und zu fördern. Vom Landschaftsschutz
angefangen bis zur 3 %-igen Energieleistung für den Lichtstrom wurde
alles positiv dargelegt. Zum Glück konnte ich darauf verweisen, daß
wir im Elektrizitätswirtschaftsgesetz Vorkehrung getroffen haben,
daß die Kleinstbetriebe auch bei uns weiter existieren können. Jetzt
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liegt es an den Landeshauptleuten entsprechende Bestimmungen zu er-
lassen, damit diese Werke ihren Strom-Abnahme an die Landesgesell-
schaften gesichert haben und andererseits womöglich weiter erhalten
bleiben. Ein Neu-errichten von Kleinstkraftwerken kommt ja infolge
der hohen Kosten sowieso nicht mehr in Frage. Die Atom-Diskussion
sollte ausgenommen werden, wie Benedikt vor der Sitzung erklärte,
doch sind wir natürlich dann in diese Diskussion ebenfalls hinein-
geraten. Tozzer hatte aus Deutschland falsche Ziffern, ein Sonnen-
kollektor-Anhänger hat irgendwo erklärt, daß in Deutschland die
Primär-Energie sehr zurückgegangen ist, Tozzer hat, ohne dies zu
prüfen sofort, aber auch ohne den Autor zu sagen, als allgemeine
Erkenntnis und daraus schlußleitende Behauptung aufgestellt. Zum
Glück hat der Vertreter des Instituts für Systemanalyse aus Laxen-
burg diese Behauptung sofort widerlegt, nachdem ich die Zeitungs-
meldung Tozzer entrissen hatte. Sozusagen ins Stammbuch, d.h. auf
die Zeitungsmeldung schrieb ich dann drauf, bitte in Hinkunft alles
prüfen, wir stehen gerne zu ihrer Verfügung, Staribacher.
Benedikt hat über diesen Gag sehr gelacht, leider nicht im Fernsehen,
dann ausgesprochen und ich war vielleicht fair, vielleicht zu fair
genug, um dies nicht aller Öffentlichkeit zu tun.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte laß die Behauptung, daß die Energie in
Deutschland so zurückgegangen ist, prüfen, damit wir dann ans Fern-
sehen einen diesbezüglichen Brief schreiben können.
Der polnische Vizeminister Strain vom Bergbauministerium Lejczak
kam mit einer Delegation nach Österreich, um hier Bergbauein-
richtungen zu besichtigen. Bei einem Essen hat er mir dann erklärt,
daß die Polen nach wie vor größten Wert darauf legen die Kohle-
Pipeline nach Österreich zu bauen. Bei ihm waren auch Italiener,
die sich dafür interessiert hätten, ob diese Pipeline auch bis
Italien gelegt werden könnte. Er traute sich den Italienern aber keine
wie immer geartete Zusage machen, denn er meint, dies liege aus-
schließlich in der Entscheidung Österreichs. Ich habe ihm sofort
gesagt, daß die Italiener Handelskammer Triest auch bei mir war
und ich dagegen sofort Zusage machte. Wenn die Italiener sich an
dem Projekt beteiligen dann können wir garantiert die 5 Mio. to,
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die wir ansonsten kaum in Österreich unterbringen können, durch
Weiterleitung nach Triest ohneweiters verkraften. Sollten die
Italiener noch größere Mengen brauchen, würde die Pipeline nur ent-
sprechend günstiger genützt. Das ganze Projekt ist aber noch sehr
nebulös, die Polen haben jetzt ihre Teilnehmer zur Studiengruppe
gemeldet, derzeit liegt es an Österreich, die entsprechenden Vor-
schläge zu erstatten.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte mit Frank besprechen und endgültig nomi-
nieren.
Tagesprogramm, 7.10.1977
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)