Donnerstag, der 22. Dezember 1977

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Donnerstag, 22. Dezember 1977

Wels feierte die Gründung der Welser Messe vor 100 Jahren. Der
Präsident der Welser Messe, Komm.Rat Pamer schilderte die Entstehungs-
geschichte. Der zweite Präsident, lt. Statut der Bürgermeister, war
an einem Herzinfarkt erkrankt, weshalb sein Vize den Einfluss der
Stadt und die Bedeutung der Messe für die Stadt erörterte. Der
dritte Präsident LR Neuhauser beschäftigte sich mit den letzten
15 Jahren, solange er aktiv in dieser Organisation mitwirkt. Eine
Unterlage über meine Rede von der Messeleitung hätte mir daher
überhaupt nichts genützt, da sie sicherlich dieselben Fakten und
Schnurren enthalten hätte, was die Drei sowieso besser schilderten,
weil sie grösstenteils im Messegeschehen verankert sind. Trotzdem
erwartet man selbstverständlich von dem Minister eine entsprechende
Festrede. In so einem Fall kann einem nur irgendwelche blitzgescheite
Äusserungen oder der Wiener Schmäh helfen. Da jetzt endlich zwischen der
Wiener Messe und der Welser eine Einigung erzielt wurde und Wels
jetzt in die internationale Organisation bezüglich der Landwirtschafts-
messe aufgenommen wird, Wien wird seinen Einspruch dort fallen lassen,
so konnte ich dieses freudige Ereignis, ohne es so deutlich auszu-
drücken, wie man so schön sagt anpönen. Nachdem auf der Messe auch
die Interessensvertretungen, Handelskammer Komm.Rat Schütz aus
Linz, Landwirtschaftskammer Präs. Lehner aus Linz und sicherlich auch
andere Funktionäre aus Linz anwesend waren. habe ich – ohne Linz
ausdrücklich zu nennen – auf die Schwierigkeiten hingewiesen, wenn
sie die Messestädte ständig vermehren. Die Aussteller können auf die
Dauer die Messen nicht mehr beschicken. Abgesehen davon gibt es oft
nicht einmal eine Abstimmung der Messetermine. Dies kritisierte ich
heftig, denn die Aussteller beschweren sich mit Recht bei mir. Neuer-
dings verwies ich darauf, dass ich kein Messegesetz machen will,
sondern hoffe auf der freiwilligen Vereinbarung der Messen bezüglich
Umfang, Termine usw. eine bessere Koordination erwarte. Vor 100 Jahren
wurde die Messe durch eine Einschaltung in die örtliche Zeitung zur
einer konstituierenden Besprechung die Bürgerls eingeladen. Heute wurde
die Teilnehmer zu dieser Festversammlung durch ein sehr nettes Hals-
tuch, wo die Messeeinladung draufgedruckt war, zu dieser Festveran-
staltung gebeten. Ich wies darauf hin, wie sich schon allein durch die
Propagandawerbung Marketing an diesem Beispiel die Zeiten geändert
haben. Zum Schluss erklärte ich, den Gründern haben wir gedacht, den
Betreibern gedankt und mein Wunsch sei für die nächsten 100 Jahre der-
selbe Aufstieg wie in der Vergangenheit. Neuhauser erzählte mir


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anschliessend, dass der Präsident der Messe Pamer nächstes Jahr
ausscheidet und er zum Präsidenten gewählt wird. Die Messeveran-
staltung ist als ein Wirtschaftsbetrieb der Stadt organisiert und die
Welser haben Bürgermeister Spitzer das letzte Mal mit überwältigender
Mehrheit gewählt. Trotz des Herzinfarkts wollen sie auch 1979 noch
einmal den Bürgermeister kandidieren lassen und dann schön langsam
den Vizebürgermeister Bregartner aufbauen, der jetzt ganz erfolgreich
die Geschäfte führt. Beim Besuch des Bürgermeisters im Spital konnte ich
feststellen, dass die ein ganz modernes, wie alle mir erklärten,
äusserst gut geführtes Spital von geistlichen Schwestern ist. Neuhauser
meinte nur, die Behauptung von LH-Stv. Hartl, dass mit 300 Mio. Schilling
Defizit die ausser?Zuschuss die Spitäler in Oberösterreich das Aus-
langen finden, könnte nicht stimmen. Auf alle Fälle ist Wels froh,
dass es kein Gemeindespital ist.

Die Koordinierungssitzung wegen des Regierungsklausurprogrammes hat
für mich einmal mehr den Beweis gebracht, dass gar viele über einige
Probleme intensiv nachdenken können, dass aber wenige nicht formulieren
können. Mehrere schon gar nicht. MR Marsch wird deshalb sich der
Aufgabe unterziehen müssen, nachdem wir uns über den Umfang und
über den Inhalt geeinigt haben, eine endgültige Formulierung zu
schaffen. Die Hauptschwierigkeit, die ich bei der Regierungsklausur
jetzt schon voraussehe ist, dass jeder mit einem viel zu umfang-
reichen Papier kommen wird. Da aus mir unerklärlichen Gründen Kreisky
abgelehnt hat eine Koordinationssitzung – wenn man so sagen kann
der Formulierer – einzuberufen, wahrscheinlich will er sich das
selbst vorbehalten, kann es bei der Regierungsklausur am 9. kein end-
gültiges, alllumfassendes Papier geben. Kreisky wird dann sicherlich
eine zusammenfassende Stellungnahme im Fernsehen und den Zeitungen
andeuten, oder eine eigene Formulierung vorlegen. Wir sind zwar unter
einem grossen Zeitdruck, doch werde ich Marsch ersuchen, er sollte
dem Bundeskanzleramt unsere Zusammenfassung und dann das Detailpapier
so schnell als möglich übermitteln.

Drei Weihnachtsfeiern am Abend sind mehr als genug. Wiesinger hatte
die Idee, wir sollten einmal nicht in unserem Büro, sondern auf
der Theodor Körner zusammenkommen. Ob es den anderen gefallen hat,
weiss ich nicht, das Buffet war wirklich einmalig. Ganz unvorhergesehen


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ist Heindl dann sehr spät erschienen, ich hatte angenommen,
dass er vorher die Sekretäre der Wiener Landesorganisationen
auf der Landstrasse begrüssen wird. Da dies nicht der Fall war
begleitete ich ihn zuerst in dass für die Austria so bedeutende
Lokal Grünzweig am Hohen Markt. Essen konnte ich beim besten
Willen nichts mehr, dafür aber den Schmäh rennen lassen. Bei
dieser Gelegenheit hatte ich die Möglichkeit mit Walter von
Peugeot über das nächstjährige Geschäft zu sprechen. Walter ist
davon überzeugt, dass der Neuwagenabsatz im nächsten Jahr furchtbar
zurückgehen wird, dafür aber der Gebrauchtwagenumsatz sich wesentlich
verbessern wird. Wenn dies der Fall ist, dann wäre die Erhöhung des
Mehrwertsteuersatzes von 18 auf 30% ein voller Erfolg. Die Devisen-
einsparungen wären gigantisch und die hohen Gebrauchtwagenlager
würden abnehmen.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte lasse womöglich Bestandsschätzungen durch-
führen, damit wir Vergleichsmöglichkeiten haben.

Die Sekretärzusammenkunft auf der Landstrasse erfolgt Jahr für Jahr.
scheinbar jetzt bei uns. Der Grund dafür ist sehr einfach, unsere
Sekretärin Gemeinderat Tischler mit ihrer Crew, wie dies so schön
im Flugzeug heisst, bereitet immer ein köstliches Buffet. Da ich
auch dort beim besten Willen nichts mehr essen konnte, war sie ein
wenig enttäuscht. Ich glaube so wie es mir geht, geht es vielen,
das Gute ist, dass nur einmal im Jahr Weihnachten ist.

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Tagesprogramm, 22.12.1977


GND ID: 1017902909


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
    GND ID: 102318379X


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Präs. LWK


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Bundeskanzler
        GND ID: 118566512


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: oö. LH-Stv., SPÖ


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: oö. LR (SPÖ), Präs. Welser Messe


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Bgm. Wels (OÖ), SPÖ
                GND ID: 129447706


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Bezirkssekretärin SPÖ-Landstraße


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Fußballfunktionär FK Austria Wien


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Beamter HM


                      Einträge mit Erwähnung: