Freitag, 23. Feber 1979
In der BÜRGES soll von der Zentralsparkasse der neue Kollege
Masopust als Handlungsbevollmächtigter eingestellt werden. Der
derzeitige Handelsbevollmächtigte Heinzel, Direktionssekretär, wird
zum Prokurist ernannt. Mit dieser Lösung ist auch S.Chef Jagoda und
ich einverstanden. Spät abends habe ich Gelegenheit beim Empfang der
First Lady Marcos mit Alfons Haiden über diesen Fall zu sprechen.
Die "Z" ist natürlich nicht sehr glücklich einen Mann neuerdings zu
verlieren, er stimmt aber ebenso wie GD Vak insoferne zu, als er
dagegen nicht allzu stark remonstriert.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Steyrer soll sofort mit Haiden sprechen.
Bei der Weinkontingentsitzung mit Landwirtschaftsminister Haiden
ist kein Weinfunktionär anwesend. Die haben für das in Aussicht
genommene Kompromiss den Beamten der Präsidentenkonferenz Slezak
geschickt ist sogar durch Gen.Sekr. Mussil, Gleissner und Petermichl
vertreten. Am 1.4. bekommen die Brenner 10.000 hl und die Händler
15.000 hl Deckwein. Nach dem 6. Mai unmittelbar aber danach weitere
15.000 hl Deckwein und teils auch Rotwein. Am 1.7. 10.000 hl .....-
wein. Der Rest des Kontingentes wird dann vor dem Sommer noch ver-
handelt und auch vergeben. Natürlich repliziert Haiden, das würde
dann ja nach Wunsch der Handelskammer und Landwirtschaftskammer schon
der neue Handels- resp. Landwirtschaftsminister machen. Vergönnen
würden wir es ihnen sehr, dass wirklich dann ÖVP-ler oder gar ein
FPÖ-ler die Schwierigkeit hat, zu versuchen diese Streithähne auf
eine Linie zu bringen. Festgehalten wird, dass von dieser Regelung
der Import der ungarischen Weine in Kompensation für die Traubisoda-
Exporte von Rohrmoser ausserhalb der Regelung verbleibt.
Slezak urgiert bei mir neuerdings den Rohholzexport von 270.000 fm
nach Italien. Dies wurde vom Holzwirtschaftsrat einstimmig beschlos-
sen und mir vorgeschlagen. Ich mache Mussil aufmerksam, welche Be-
deutung dieser Export für die Holzindustrie hat. Er ist aber damit
einverstanden, nachdem der Vorschlag einstimmig vom Holzwirtschafts-
rat gemacht wird.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte lass dies sofort prüfen.
Eine Vorbesprechung vor der Unterzeichnung des Vertrages Fichtel &
Sachs, Porsche und Vereinigte Metallwerke Ranshofen mit Münzner
von Volkswagen und dessen Einkaufschef in Österreich Matousek.
Ich erfahre zum ersten Mal, dass Volkswagenwerke tatsächlich 1970/71
noch daran gedacht haben, in Österreich ein Werk zu errichten, wo
100.000 Stück Käfer hätten erzeugt werden sollen. Nur der damalige
Sprecher des Vorstandes Lotz hat es endgültig dann verhindert.
Matousek teilt mir mit, dass am 8.3. die Firma Ullmann, Zulieferer
für Deutschland VW, die Firma Eisert besichtigen wird. Sie wünschen,
dass Ing. Fellner vom Handelsministerium mitfährt. Ich bin sehr ein-
verstanden, informiere sofort Min.Rat Gröger und schlage ihm vor,
dass er sich jetzt unmittelbar mit Staatssekretär Nussbaumer ins
Einvernehmen setzt, weil ansonsten die Gefahr besteht, dass Eisert
doch einer anderen Firma zugeschlagen wird.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte strengst vertraulich mit Nussbaumer da-
rüber sprechen, Unterlagen für Ministerratsvorbesprechung am Montag
mir vorbereiten.
Bei der Unterzeichnung des Vertrages einer neuen Gesellschaft
Fichtel & Sahcs, GD Trux, 50 %, Porsche Österreich, GD Himmer, 25 %,
VMW, Ing. Streicher, 25 %, wird festgehalten, dass die neue Gesellschaft
180 Beschäftigte in Möllersdorf haben wird. Die dort Beschäftigten
sind damit langzeitig gesichert und es werden sogar neue aufgenommen.
Die jetzt noch dort vorhandene Buntmetallproduktion wird nach Amstetten
verlegt, wodurch auch dort 60 Neue beschäftigt werden können. Die
neue Gesellschaft wird vorerst 140 Mio. Schilling Umsatz haben. Wie
mir Münzner streng vertraulich mitteilte, wird eine weitere Umsatz-
steigerung möglich sein, weil beim Werk in Kassel welches ebenfalls
Kfz-Teile und Kupplungen erzeugt, aufgelassen wird.
Bei dem Mittagessen, das Himmer anschliessend gegeben hat, habe ich
Gelegenheit sowohl von GD Trux, als auch Münzer und etlichen Tech-
nikern zu erfahren, wie weit die Aluminiumproduktion im Autobau eine
Rolle spielen wird. Sicher ist, dass die jetzt bekannte Plastikarten,
wenn sie im Autobau verwendet werden sollten, zu dick und damit zu
schwer sein würden. Für Stahlersatz kommt wirklich nur Aluminium in Frage.
Dies könnte und müsste eine neue Renaissance für Aluminium bedeuten.
Im Parlament ersucht mich der NR Lenzi aus Tirol, dass wir für Ing.
Karl Bühl, eine Giesserei in Häring, 16 Mio. Umsatz, 3 Mio. Export-
anteil, anlässlich des 30 jährigen Bestehens im April und des 70-jähri-
gen Geburtstages des Besitzers, entweder Kommerzialratstitel, was
ich sofort als unmöglich bezeichne, oder die Führung des Staats-
wappens ihm verleihe. Angeblich wurde schon eingereicht. Sollte dies
alles nicht gehen, dann würde er sich sicherlich auch mit einem Orden
zufrieden geben.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte versuche, ob dies noch in dem Zeitraum
möglich ist.
Die Sitzung des Kraftwärmekupplung-Ausschusses vom Energiespar-
beirat begrüsse ich persönlich und appelliere an alle Teilnehmer,
zu versuchen, so schnell als möglich zu konkreten Ergebnissen zu
kommen. Die Vorarbeiten sind weitestgehend abgeschlossen und der
Städtebund und Verbindungsstelle der Bundesländer sowie die Gemeinde-
vertreter werden aufgefordert, so schnell als möglich jetzt konkrete
Projekte uns mitzuteilen. Die ganzen Energiesparmassnahmen ziehen
sich wirklich wie ein Strudelteig. Ununterbrochen Besprechungen,
stets Koordinierung mit Interessensvertretungen mit den Ländern und
Gemeinden, immer positive Absichtserklärungen und in Wirklich-
keit keine konkreten Beschlüsse. Der einzige Fehler den ich begannen
habe war, dass ich nicht gleich von allen Anfang an ebenfalls
in den Jubel ausgebrochen bin, wir werden jetzt sparen und dann wird
sich alles lösen. Allerdings hätte man mir jetzt mit recht vorwerfen
können, wenn ich mich jetzt schon jahrelang geäussert habe, dass mit
den Sparmassnahmen alles gelöst wird, warum dann die Sparmassnahmen
nicht kommen. So kann ich wenigsten jetzt darauf verweisen, dass ich
zwar 1974 schon diese Sparmassnahmen angedeutet habe und es eben bis
jetzt gebraucht hat, bis man eben zu irgendwelchen Überlegungen und
Beschlüssen gekommen ist.
Mit Frau Marcos und den Ministern wurde als Abschlussbesprechung
von Androsch, der den erkrankten Kreisky vertreten hat, keinerlei
konkrete Projekte mehr neu besprochen. Paterno berichtete sozusagen
von unserer Aussprache und von seinen Kontakten mit anderen Firmen.
S.Chef Gatscha hat dann noch die Entwicklungshilfezuschüsse von 14 Mio.
Schilling mitgeteilt. 2,3 Mio. für Schweissdraht, 4 Mio. für Ferrochrom,
8 Mio. für Erzaufbereitung, meistens feasibility studies resp. 2 oder
4 Experten, die in den Philippinen arbeiten werden. Neu und inte-
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ressant war für mich, dass man für Biskuiterzeugnis, Zuckerler-
zeugnis, Joint venture mit österreichischen Firmen gerne haben würde.
Ausgehend von dem Demel-Besuch und der sonstigen bekannten Wiener
Mehlspeise, wollen die Philippinen ihre 2 Mio. Tonnen Zuckerüberschuss
mindestens zum Teil durch stärkeren inländischen Konsum aber auch
durch Zucker Zuckerl- und Biskuitexporte im asiatischen Raum los
werden.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte Handelskammer verständigen.
Das Gegenessen von Marcos wurde dazu benützt, um gleich eine
philippinische Show, die sonst in Amerika auftritt, in Österreich
vorzuführen. 16 Leute wurden zu diesem Zwecke eingeflogen. Je ärmer
ein Land, je grösser die Diktatur, um so höher der Aufwand. Langusten
aus den Philippinen, Unterhaltung aus Amerika, nichts kann daher
genug sein. Die First-Lady wurde dann bei dieser Show dann auch auf-
gefordert zu singen, was sie ganz exzellent kann. Man sieht direkt
wie diese Leute schon in ihrem Programm diesen Höhepunkt eingebaut
haben. Natürlich wurde auch der Bürgermeister Gratz aufgefordert,
ein Lied zu singen. Würzl kam nach dieser Veranstaltung und meinte,
das wäre die richtige Art der Fremdenverkehrswerbung, weil der Chor
auch deutsche Lieder gesungen hat. Meiner Meinung nach haben auch wir
mit unseren Schuhplattlern und sonstigen Veranstaltungstruppen genau
einen ähnlichen Erfolg, nur lernen die aber dann nicht noch schnell
ein oder zwei Lieder in der Landessprache wo sie auftreten. Ich habe
einmal im Tirol eine ständige Fremdenverkehrsshow in Innsbruck ge-
sehen, wo man sich auch vorher erkundigt, welche Gäste aus welchem
Land kommen und dann sogar entsprechende Fahnen und auch Lieder von
dieser Land zum besten gibt. Natürlich ist dies ein riesen Erfolg,
wie ich mich persönlich selbst überzeugen konnte. Bei dieser Ver-
anstaltung hat Marcos und Gratz eine sozusagen Bürgermeistervereinbarung
zwischen beiden Städten abgeschlossen. Nach dem Essen und der Show
hat dann Frau Marcos dem Bürgermeister auch sehr feierlich das
letter of ident der Zentralsparkasse, die 2 Mia. Schilling für den Ex-
port Österreichs für Spitalseinrichtungen, Müllabfuhranlagen usw.
zur Verfügung stellt, durch einen eben solchen letter of ident be-
stätigt, dass sie diese Kreditfinanzierung im Prinzip akzeptiert.
Für mich erstmalig, ohne dass konkrete Projekte vereinbart wurden,
Projektträger für diese 2 Mia. Schilling kann nach Meinung der Österr.
Kontrollbank niemals die Firma Prutscher mit 200 Mio. Schilling
Umsatz sein, die Finanzierung sozusagen als erster Schritt ver-
einbart wird. Der normale Vorgang ist, dass zuerst die Projekte
ausgehandelt werden müssen und dann erst die Finanzierung gesucht wird.
Es ist wieder einmal ein Beweis, was alles möglich ist, wenn ein
offizieller Besuch irgendwelche Ergebnisse bringen soll.
Tagesprogramm, 23.2.1979
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)