Samstag, 23. Feber 1980
Die Firma Schärf, Wr. Neustadt, vertreibt Espressomaschinen in
ganz Österreich. Sie hat mit einer monakischen Erzeugerfirma einen
Produktionsvertrag. Dort werden teils österreichische Patente der
Firma Schärf bei der Herstellung dieser Espressomaschinen berück-
sichtigt. Dieser österreichische Mechanikerbetrieb lebt primär
von seiner Serviceleistung. Da die Handelskammer lange Zeit sich
gegen eine Auszeichnung zur Führung des Staatswappens gewehrt
hat, war er auf diese sehr schlecht zu sprechen. Er äusserste
sich nach der Überreichung in einer Laudatio an mich und insbe-
sondere an die Regierung. Vorher hatte er den Bürgermeister
Barwitzius zu einer Ansprache aufgefordert, sonst aber niemand.
Der anwesende Innungsmeister der Mechaniker musste sich dann,
obwohl sich die Leute schon dem Buffet zuwendeten, schnell
bittend bei Schärf zu Wort melden. Die anwesenden ÖVP-ler,
sowieso wahrscheinlich sehr wenige, waren darüber sehr verär-
gert. Der Bürgermeister von Wiener Neustadt, welcher diese grössere
Veranstaltung inszenierte und mich dafür auch gewonnen hat, war
mit dieser Entwicklung sehr zufrieden.
Anschliessend besichtigten der Bürgermeister und ich mit unseren
Frauen die Stadtkirche, weil der dort anwesende Prior eine solche
Führung gerne übernommen hat. Barwitzius hat nämlich zur katholischen
Kirche eine gute Beziehung und dies nicht nur allein beim Bischof
Kuntner. Die Führung war für mich interessanter als das sonst
eingeplante Mittagessen.
Bei der Bezirkskonferenz im Amstetten berichtete ich über die
Wirtschaftslage und ganz besonders natürlich über die Energie-
situation. Vielleicht täusche ich mich, aber ich nehme an, dass
diese Frage die Genossinnen und Genossen am meisten interessiert.
Es entwickelte sich dann auch eine entsprechende Diskussion,
wobei für mich einmal mehr bestätigt wurde, dass der autofreie Tag
für den ländlichen Raum einen schweren Eingriff bedeutet. Uner-
klärlich für die Diskutanten war, dass bei der Meinungsumfrage
sich 80% für den autofreien Tag ausgesprochen haben. Ich beruhigte
sie, dass ich eine solche Massnahme wirklich nur als allerletzten
Ausweg aus der Energieverknappung suchen würde.
Trotzdem der Fehler für die Verständigung für diese Konferenz bei
dem niederösterreichischen Parteisekretariat liegt, war ich froh,
dass ich diese Konferenz dann doch nicht im Stich lassen musste.
Die ursprünglich beabsichtigte Weiterfahrt von Wiener Neustadt
zur Wanderführertagung im Alpl hätte ich sowieso nicht am Samstag
gemacht.
Die Tagung von Prof. Petrei, ein pensionierter ORF-Mann, ergab
für mich eine interessante Neuerkenntnis. 325 Wanderführer wurden
im vergangenen Jahr 3 Tage geschult. Heuer werden es wieder 300
ungefähr sein. Dafür müssen wir im Handelsministerium 623.000 Schilling
aufwenden. Petrei hat nun ein paar Vertreter, selbst Vorarlberg
und Tirol waren anwesend, eingeladen, um einen eigenen Verband zu
gründen. Ein Proponentenkomitee unter seiner Führung sollte
Statuten zu einem Zentralverband einreichen. Ausserdem wünschen
sie eine Wanderführungsprüfung und womöglich eine gesetzliche Rege-
lung. Ich habe ihnen sofort erklärt, dass ein Zentralverband in den
Ländern auf die grössten Widerstände stossen wird. Berg- und Ski-
schulen sind eindeutig in der Kompetenz des Landes. Ich habe ihnen
daher empfohlen, sich mit den Ländern, jeder einzelne in seinem
Land einmal darüber zu besprechen. Nach meiner Information wäre
es auch zweckmässiger, wenn sie eine eigene Sektion im Verband
Alpiner Vereine Österreichs, VAVÖ, werden. Der dort anwesende
Vertreter von VAVÖ, Kaupe, wusste nicht, wie er sich entscheiden
soll, Petrei hat mir nämlich mitgeteilt, dass Präsident Habersohn
ihm gegenüber ausdrücklich eine eigene Sektion abgelehnt hat.
Die Wanderführer seien keine alpine Vereinigung und deshalb könnten
sie nicht in den Dachverband aufgenommen werden.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Lass dies bitte klären.
Was die Wanderführer erwarten ist, dass man eine Kollektivversicherung
für sie abschliesst. Der Merkur-Versicherungsvertreter Lammer hat
ihnen für 214.– Schilling Jahresprämie, 2 Mio für den Einzelfall,
8 Mio für Gruppenfall und 800.000 Sachschaden errechnet. Auch hier
habe ich ihnen empfohlen mit anderen Versicherung noch Kontakte
aufzunehmen. Die Teilnehmer hatten dort eine nebulose Vorstellung,
wer alle ihre Wünsche finanzieren sollte. Unter anderem denken
sie auch an eine Ausrüstung mit Funkgeräten.
Für mich gab es aber Gelegenheit mich sehr eingehend mit dem
Problem des Alpl und der gesamten Region Mürzzuschlag zu be-
schäftigen. Der junge Bruggraber, mit 20 Jahren hat er be-
reits dasGasthof "Waldheimat" übernommen, ungeheuer ausge-
baut, mit Hilfe der Komfortzimmeraktion seine alten Häuser
modernisiert und denkt jetzt als Obmann des Gebietsverbandes
daran ein großes Projekt mit vielen Gemeinden gemeinsam zu
starten. Schleppliftanlagen, die nicht sehr viel kosten und
verhältnismäßig schnell sicher sind, sollen vom Stuhleck bis
zum Alpl den Skifahrern ein ganz neues Gebiet erschließen.
Der Bürgermeister von Krieglach wird deshalb mit Bruggraber
in der nächsten Zeit bei mir vorsprechen.
ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Wenn angerufen wird, unbedingt Termin
geben.
Überrascht war ich vom Kustos des Rosegger-Geburtshauses zu er-
fahren, daß über 30.000 Besucher diese Gedenkstätte im Jahr
besichtigen. Ebenso überrascht war ich festzustellen, daß das
Alpl mit Schiliften gut aufgeschlossen ist. Die Schneelage ist dort sehr
günstig, man kann bis spät ins Frühjahr hinein auf Nordhängen
skifahren. Ich versprach dieses Projekt im Hinblick auf die Nähe
Wiens, wenn es an mich herangetragen wird, entsprechend prüfen
zu lassen. Ich selbst glaube auch, daß, außer natürlich dann
bei den Verkehrsstockungen bei der Heimfahrt, es sehr nahe an
Wien liegt und daher besser als der Semmering, wenn es aufge-
schlossen wird, von den Skifahrern angenommen wird. Mit Recht hat
mir der Bürgermeister, der seit 1970 im Amt ist, erklärt, er hat
immer außer der traditionsreichen Grundlage bei den Eisenwerken
versucht als zweites Bein den Fremdenverkehr zu fördern. Da in
absehbarer Zeit Gemeinderatswahlen in Krieglach stattfinden,
wurde mein Interesse für dieses Projekt mit größter Befriedigung
vermerkt. Vorsichtig wie ich bin, habe ich zwar keinerlei Zusagen
gemacht, außer, daß wir uns dieses Projekt sehr schnell anschauen
werden.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Was weiß die Abteilung davon?
Tagesprogramm, 23.2.1980
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)