Dienstag, 7. Oktober 1980
Sekretär Göbl von den Süßwarenarbeitern berichtet mir, daß die
Fa. Cabos beim Meinl-Konzern verkauft werden soll. Die deutsche
Schokoladefabrik Monheim, Besitzer der Kunstmäzen, der Österreich
auch moderne Gemälde leiht, verhandelt derzeit mit Meinl. Ing.
Riedl von der Fa. Manner hat zu verstehen gegeben, daß sie einen
deutschen Produzenten gerne in Österreich sehen würden und daß
daher gegebenenfalls Manner Firma erwerben möchte. Die Fa. Meinl
aber wäre trotz Verkauf an einer Beteiligung an Cabos interessiert.
Das Ausmaß müßte verhandelt werden. Da die Firmenleitung weder
Manner noch Meinl bis jetzt zu Gesprächen gekommen ist, wurde von
der Gewerkschaft versucht auf Betriebsratsebene Informationen zu
bekommen. Dieser Versuch war bis jetzt nicht sehr erfolgreich.
ANMERKUNG FÜR SC MARSCH UND HAFFNER: Nach Rücksprache mit Göbl
bitte die Firmenleitung, Meinl, mit dieser Idee konfrontieren.
Die Zentralsparkasse, Direktor Ambrosch, und vor allem Dr. Jurkowitsch
von der Warimpex wären an einer Lösung von tschechischen Hotel-
bauten, wie sie in Ungarn durchgeführt werden, sehr interessiert.
Die ARGE Budahotel, die Vorarlberger Baufirma Hinteregger will in
der Tschechoslowakei ein 900 Betten-Hotel für 507 Mio. S anbieten.
Die Tschechen werden angeblich 5 Hotels bauen. Wichtig ist die
Finanzierung, die Tschechen verlangen eine ähnliche Regelung wie
sie in Ungarn besteht. Dort hat die Kontrollbank einen 15-Jahre-
Kredit von 300 Mio. Dollar bereitgestellt. Eine Rücksprache mit GD
Haschek von der Kontrollbank ergab, daß dieser bereit wäre, wenn
auch nicht 300 Mio. $, doch eine ähnliche Lösung auch mit der
Tschechoslowakei zu akzeptieren. Die Z hat jetzt eine Zusage von
der Österr. Kontrollbank für einen Kredit von 8 1/2 Jahren, den
Rest müßte sie dann auf 15 Jahre selbst finanzieren, wodurch sich
eine Zinsenbelastung von 9 3/4 % ergibt. Haschek hat mir versprochen
bis zu meiner Tschechenreise eine schriftliche Unterlage zu liefern.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Beachte, daß bis spätestens am Mittwoch dies
vorliegt.
Im Klub berichtete Klubobmann Fischer was den technischen Fragen
der zwei Sitzungstage, daß zwei Enqueten jetzt beantragt werden,
eine ist über das Minderheitsrecht in den Landtagen, die zweite, für
die ich mit sehr interessierte, war über den Nationalparkinitiativ-
antrag. Fischer berichtete, daß jetzt 10 Jahre über den National-
park von den drei betroffenen Ländern Tirol, Salzburg und Kärnten
geredet wird und nichts weiter geht. Der Initiativantrag soll dem
abhelfen. Gleichzeitig meinte er, auch 30 Jahre wird jetzt über ein
Osttirol-Kraftwerk verhandelt, wo ebenfalls keinerlei Ergebnisse bis
jetzt erzielt wurden, außer daß es jetzt zwischen der Nationalpark-
idee und den Kraftwerksbauten der Elektrizitätswirtschaft zu Aus-
einandersetzungen gekommen ist und sicherlich auch kommen wird.
Ich meldete mich sofort zu Wort und erklärte, daß es möglich sein
wird, die Gegensätze zw. der Elektrizität und den Nationalbankgrenzen zu lösen, wenn die Dotationswassermenge für die beiden
Täler, insbes. das Umbaltal und das Innergschlöß, gelöst ist. Die
größere Schwierigkeit wird es geben mit den Fremdenverkehrsinteres-
sen, insbes. die von den Gemeinden in Osttirol immer wieder vorge-
tragen werden. Darüber hinaus gibt es in Westtirol vom Fremdenver-
kehrsstandpunkt aus auch große Schwierigkeiten mit den 3 Gletscher-
gebieten Kaunertal, Pitztal und Ötztal. Ich begrüßte die Enquete
und hoffe, daß es uns möglich sein wird, die Elektizitätsfragen
vorher schon abzuklären. Bezüglich der Gemeindewünsche glaube ich,
sollten wir den LH Wallnöfer aus seiner Auseinandersetzung mit den
Gemeinden nicht rauslassen und womöglich wir die politische Verant-
wortung übernehmen. Dr. Steyrer als Gesundheitssprecher sprach als
Befürworter der Kernkraft ja sogar für 3 Kernkraftwerke aus und
meinte nur, das Umbaltal müßte dafür unbedingt erhalten bleiben.
Schon Gesundheitsminister Salcher meinte, die Wasserrechtsverhandlun-
gen gehen jetzt um eine maximale Variante von Osttirol, daß aber über-
haupt nicht stimmt, ich ihm sofort erklärte, denn die Elektrizität
wirtschaft hätte, wenn sie die maximale Variante eingereicht hätte,
2.000 GWh und nicht wie jetzt 870 GWh, wobei sie noch zusätzliche
Dotationswassermengen insbes. für das Umbaltal geben wird müssen.
Am Abend habe ich dann mit Fremuth und Fischer sowie Satzinger das
Problem des Briefwechsel zw. der Elektrizitätswirtschaft und dem
soz. Klub bereinigt. In dem Brief der Elektrizitätswirtschaft an
das Parlament, wurde, da Fremuth den letzten Satz doch nicht genau
gelesen hat, der Brief aber von ihm unterschrieben wurde, der Nati-
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onalrat aufgefordert, den Initiativantrag nicht zu behandeln. Die
Reaktion von Fischer war, daß er schrieb, und jetzt wird das erst
recht geschehen. Das Antwortschreiben hat er im Zorn verfaßt und
nicht nach meinem guten Grundsatz, alles einmal überschlafen, ge-
handelt. Fremuth und Fischer kamen aber dann überein, daß sie die
ganze Affäre vergessen wollen, daß man bestrebt sein wird, im Rahmen
dieser Enquete die gemeinsame Lösung zu vertreten, Nationalbankkern-
zone ausklammert die unbedingt notwendigen Aktivitäten der Elektri-
zitätswirtschaft. Mir erschien nur wichtig, daß man den LH Wallnöfer
nicht aus seiner politischen Verantwortung aus der Festlegung der
Kernzone im Detailbereich herauslassen darf. Die davon betroffen
meistens ÖVP-Gemeinden, würden ansonsten die Initiatoren des
Initiativantrages, sprich die soz. Parlamentsfraktion, dafür ver-
antwortlich machen. Wir sollten nicht das Geschäft für Wallnöfer
besorgen. Fischer hat dies eingesehen.
ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Verbundgesellschaft soll für die Kern-
zonenabgrenzung auch für Osttirol, Salzburg und Kärnten genau
festlegen.
Landwirtschaftsminister Haiden berichtete, daß er zu keinem
Kompromiß über die EDV mit dem Bauernbund gekommen ist, wie er
gestern noch in der Regierungsvertretung noch berichtet hat. Trotz
der beabsichtigten Zugeständnisse auf dem ...sektor, die ÖVP lehnt
ab.
Lausecker berichtete, daß mit der Telefongebührerhöhung er nicht
nur die Grundgebührenbefreiung für sozial Bedürftige, sondern jetzt
auch in Zukunft 1 h Telefon pro Monat den Betroffenen als Gratis-
leistung gewähren wird.
Salcher berichtet über die 7 Verträge mit ARGE-Kostenrechnung. Die
ARGE hat jetzt alle ausbezahlten Beträge belegt. Insgesamt sind nur
5 Belege noch strittig. Einem wurden 120.000 S Urlaubsmahnkosten
verrechnet, die Sozialversicherungsleistung wurde teils für Vorar-
beitsleistung manchmal nach Abrechnung belegt und lauter so kleine
Kinkerlitzchen im Hunderttausend-Schilling-Bereich bei sogenannten
100 Mio. Ding und strittig eben nur 5 Belege. Die Anzeige von
Salcher ist deshalb erfolgt, weil Rumpold leider bei drohendem
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Fristablauf nach Kanada einen Urlaub angetreten hat und Salcher
nicht wußte, ob er wieder zurückkommt. Jetzt kann der Rechnungshof
alles prüfen und er wird insbes. durch den neuen Präsidenten
seriöser handeln. Kandutsch hat nämlich behauptet, daß die Kosten-
stellenrechnung 6,5 Mio. S sehr teuer ist, und die Hamburger Firma
Wegenscheid nur 3 Mio. S verlangt, in Wirklichkeit war das Angebot
auf 2 Mio. DM und damit doppelt so teuer als die ARGE-Voranschläge.
Die Behauptung, für 700.000 S sind Reisen gemacht worden und keine
Belege vorhanden, stimmt überhaupt nicht, genau das selbe bei den
177.000 Literatur. Der Rechnungshof dürfte hier extreme Auffassungen
dargelegt haben oder überhaupt Falschinformationen gegeben haben.
Staatssekr. Eypeltauer berichtet über die Dampfkesselgesetzver-
ordnung. Da die Kraftwerke 1929 aus der Gewerbeordnung herausge-
nommen wurden, gibt es seit dieser Zeit eine Rechtslücke, weil nur
die Bürgermeister über die Bauordnung und nicht die Gewerbebehörde
darüber entscheiden können. Die jetzige Formulierung wurde mit
allen davon Betroffenen einvernehmlich festgelegt. Die Emissions-
begrenzung wird nach dem Stand der Technik zu beurteilen sein.
Androsch berichtet über seine Amerikareise. Dort gibt es insbes.
hohe Inflationsraten, Basisinflation sei 10 %, wie er es ausdrückte,
und die prime rate 14 %. Die Deutschen hätten heuer 30 Mrd. Lei-
stungsbilanzdefizit, Österreich müsse daher auch eine Hochzins-
politik machen, weil nur so ein weiteres Abschwimmen von Kapital
ins Ausland verhindert werden kann. Die Hochzinspolitik wurde dann
in der Diskussion von einigen hart attackiert, insbes., da sich ja
jetzt bei den Hypothekarkrediten Wohnbaukosten von 45 bis 55 S pro
m², maximal bis 65,–– S ergeben. Diese Wohnungen kann niemand mehr
bezahlen.
Im Plenum hat Kreisky dann die AKH-Erklärung in Erfüllung einer
Entschließung des Nationalrates neu abgegeben, über die sich dann
eine lange Debatte endend mit einem Mißtrauensantrag gegen Androsch
abwickelte. FPÖ erklärte einmal mehr, daß sie der ganzen Regierung
Mißtrauen aussprechen mußte, daß sie aber dieses schärfste Instru-
ment nicht Monat für Monat sozusagen einsetzen möchte. Sie hat
deshalb beim Mißtrauensantrag, der namentlich abgestimmt wurde,
den Saal verlassen. Die ÖVP möchte meiner Meinung nach das ständige
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Wiederholen der Mißtrauensanträge gegen Androsch, wenn es doch
zu dem Bruch Kreisky – Androsch kommt, dann sagen können, sie hat
ja immer wieder Androsch das Mißtrauen ausgesprochen und Kreisky
hat ihn immer wieder verteidigt. Daher hätte er in den ÖVP-Anträgen
zeitgerecht Rechnung tragen sollen. Hart attackiert wurde auch die
Einvernehmen von einigen Redakteuren, Kindermann, Kronen-Zeitung,
Worm von Profil, durch die Staatsanwaltschaft. Diese sucht undichte
Stellen in dem Behördenapparat und Broda wird dafür zur Verantwortung
gezogen.
In der Direktoriumssitzung der ÖFVW beschlossen wir, für das Werbe-
konzept außer unsere jetzige Agentur Gould & Cargill 2 bis 3 andere
Anbieter noch zuzuziehen. Für die nicht zum Zuge kommenden Agen-
turen wird eine Abstandszahl, die handelsüblich ist, beschlossen.
Die Präsentation wird bei einer Werbeausschußsitzung im Jänner, wo
die Länder anwesend sind und die Mitglieder des Direktoriums, die
sich dafür interessieren, dort abgehalten. Entscheiden wird selbst-
verständlich dann das Direktorium.
In Amerika wird jetzt neben unserer ÖFVW, 3 Mio. Einsatz, jetzt auch
der Weinwirtschaftsfonds und sein Werbeetat über die ÖFVW-Konzeption
mit ebenfalls 3 Mio. S abwickeln. Interessant wäre es, wenn auch noch
der Schipool dafür gewonnen werden könnte.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Nächstes Jour fixe HK setzen.
Langer-Hansel hat mit seinem Verein Pro Nostra Austria die Orts-
bildererhaltung durch eine Diareihe präsentiert und will nun eben-
falls vom Handelsministerium eine Subvention. Als diese Frage
nämlich vor meiner Zeit, also sicherlich voriges Jahr zur Debatte
stand, hat Würzl angeblich erklärt, die Stützung dafür wird das
Handelsministerium zahlen. Ohne daß ich mit dem anwesenden MR Prodin-
ger geredet habe, erklärte dieser sofort, eine Subvention käme
dafür nicht in Frage. Die Finanzausgleichsgesetzmitteln dienen den
Gemeinden nur für Investitionsförderung, von den 30 Mio. könnte
dafür nicht ein Schilling abgezweigt werden, die vom Handelsministe-
rium geförderte Gemeindeberatung geschieht mit dem Gemeinde- und
Städtebund über einen Vertrag und auch keine Möglichkeit. Der Hin-
weis Dr. Schimkas, daß die HK 56.000 S dafür gibt und erwartet, daß
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auch das Handelsministerium etwas dazu beiträgt, wie Würzl ver-
sprochen hat, erklärte Prodinger, es sei nicht möglich. Die Stel-
lungnahme hat mich sehr gefreut, denn auch stehe auf den Standpunkt,
wir sollten Langer-Hansel nicht subventionieren.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte klär diese Frage eindeutig.
Das Bautenministerium hat jetzt festgehalten, daß wir 30 Mio. S
Kostenbeitrag leisten sollen, wofür wir 15 Jahre zinsfrei im Otto-
Wagner-Haus in der Hohenstaufengasse residieren könnten. Bei einer
8 %-igen Verzinsung wäre der Mietzins dann 4,1 Mio. S, während dem
wir jetzt in dem neuen Haus nur 3,6 Mio. S bei wesentlich geringe-
ren Reinigungs-, also Betriebskosten verbleiben können. Mit den Hausbesitzer wird noch Ende Oktober das Gespräch aufgenommen, ob wir
nicht das Haus kaufen könnten.
Der Madrider Vertreter Tiknitz ist 59 Jahre. Für ihn muß schön
langsam ein Ersatz gesucht werden und gleichzeitig entschieden, ob
Lateinamerika mit eigenen Schwerpunkten durch Zweigstellen in Hin-
kunft bearbeitet wird. Die endgültige Entscheidung wird noch zu
treffen sein, doch wenn ein Österreichhaus in Rio de Janeiro zustan-
de kommt, dann wird dort auch wahrscheinlich eine Zweigstelle er-
richtet werden.
Der Marktforscher Mikulicz, 57 Jahre, ist krank und wird daher
spätestens mit 60 in Pension gehen. Auch hier muß ein neuer Mann
gefunden werden, der allerdings auch gleich die modernen EDV-Sy-
steme, Ökometrie, mit einem Wort die moderne Wissenschaft kennt.
Zolles möchte ein Marktevaluierungssystem aufbauen. Er hat diesbe-
zügliche Kontakte mit den Wirtschaftsuniversitätsinstitutsleiter
für Fremdenverkehr, Mazanec. Auch hier wurde beschlossen, man
soll einen neuen guten Mann suchen, um ihn zeitgerecht einzuarbei-
ten.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Darüber sollte man neuerdings mit Zolles
allein sprechen.
Für die Werbemittelproduktion wurden für den Sommer 9 Mio. und für
den Winter 7 Mio. S bereitgestellt. Die entsprechenden Broschüren,
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Plakate usw. können von den Zweigstellen nur nach einem Punkte-
system angefordert werden. Dr. Krebs meinte, diese Lösung sei für
die Länder nicht günstig. Wenn niemand um einen Städtetourismuspro-
spekt kommt, dann will die Zweigstelle, um sein Punktesystem nicht
zu verletzten und scheinbar zu sparen, nicht einen Prospekt, eben
den Städtetourismusprospekt dem Betreffenden geben, sondern die
6 einzelnen Prospekte der Landeshauptstädte, die z.B. vorhanden
sind. Zolles meint, dies stimmt nicht, denn der größte Teil davon,
nur 10 %, werden über den counter direkt verteilt, die anderen
müssen zugeschickt werden. Hiefür werden die Gesamtkosten höher
sein als der Städtetourismusprospekt.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Prüf, ob die Versandkosten auch im Punkte-
system beinhaltet sind.
Ein Werbemittelgemeinschaftstest der OGM, Gesellschaft für Marke-
ting GesmbH in Wien, über die 4 Angebotsbereiche der verwendeten
Zeichen und Symbole und über den Journalcharakter der Hauptpro-
spekte der Österr. Fremdenverkehrswerbung wird für 250.000 S durch-
geführt. In 5 Städten, Wien, Nürnberg, Düsseldorf, Hamburg und
Utrecht, werden Tests abgehalten. Die Länder können sich anschlie-
ßen, Kärnten, Salzburg und Vorarlberg haben dies für ja 150.000 S be-
reits getan.
Dr. Krebs beschwerte sich, daß die Beschlußabgrenzung zwischen
Direktorium und Geschäftsführung nicht klar ist. U.a. wurde die
inländische Messebeteiligung gestrichen, ohne daß die Länder spe-
ziell dazu Stellungnahmen konnten. Zolles erinnerte daran, daß
in der Werbeklausur, wo allerdings nur ein Ländervertreter anwe-
send war, dies sehr wohl eingehend besprochen wurde. In Hinkunft
habe ich veranlaßt, wird eine Abstimmung der Termine besser er-
folgen.
Bei einer Pressereferentenbesprechung hat man erklärt, es dürfen in
den Zweigstellen zwecks Ersparung nicht mehr Presseausschnitte den
Ländern zugeschickt werden. Dies halte ich für eine falsche Ent-
scheidung. Aufgabe der Zweigstelle ist es eben über die Aktivitäten
auch der Länder in der Presse nach den Ländern genau zu berichten.
Bei diesen Pressereferentengesprächen soll auch eine totale Überer-
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schließung und insbes. der Ausverkauf zu Schleuderpreisen Öster-
reichs propagiert worden sein. Die, wie ich glaube, falscheste Be-
hauptung ist, daß Hofbauer angeblich gesagt hat, Österreich ist
ein Land der Stubenmädchen und Schilehrer.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Darüber möchte ich mit Hofbauer und Dir
einmal sprechen.
Spanien sollte nach Meinung von Dr. Krebs besser im Werbebudget
dotiert werden. Derzeit sind 500.000 S vorgesehen, die Dänen 2
Mio., die Araber 800.000, Südafrika 250.000. Zolles meinte, durch
Budgeteinsparung könnte man auf 800.000 S im nächsten Jahr gehen,
trotz der knappen Budgetmittel, die ja im Prinzip nicht erhöht
wurden.
Mit dem BRO Serini und Novotny vom Konsum besprach ich den Rück-
stand der Gewerkschaftsgeldablieferung. Serini meinte, bis zur
Gesamtvorstandssitzung werden sie noch abrechnen. Die Konsumleute
sind aber über die Verhältnisse, Konsumausschuß der Gewerkschaft,
wo Serini nicht drin ist, Bäckergruppe, wo er nur bedingt mitar-
beitet, Anecken bei vielen Funktionären, so verärgert, daß er am
liebsten überhaupt nicht mehr zur Vorstandssitzung kommen würde.
Serini und Novotny haben zugegeben, daß ich mich zwar ständig be-
mühe einen Ausgleich zu erreichen, daß aber nicht zuletzt durch
das Verhalten des Konsums die anderen Vorstandsmitglieder sehr ver-
ärgert sind.
Serini meinte auch, mit dem Handwerkerzentrum wird es ab erstem
Jänner einen neuen, noch heftigeren Krieg geben als wie in der
vergangenen Zeit. Angeblich halten die Privatangestellten ihre Ver-
einbarung nicht ein. Ich habe sofort mit dem Obmann Dallinger und
dem Zentralsekretär Braun im Parlament dann darüber gesprochen,
diese haben mir dann die Ergänzung gesagt, nämlich daß vorerst, be-
vor mit 1.1. die Handwerker in den Betriebsrat Konsum einbezogen
werden, gewisse Vorfragen hätten geklärt werden müssen, die Serini
wieder unterlassen hat. Ich fürchte, daß ich noch durch Jahre hin-
durch als Vermittler vielleicht sogar erfolglos tätig sein muß.
Mit dem ARGE-Zentralbetriebsrat und Direktoren der Verbund unter-
hielten wir uns über die Kernkraftwerksproblematik und Osttirol,
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eine lange, heftige und sehr harte Debatte, die letzten Endes dann
friedlich endete, aber keinerlei neue Erkenntnisse brachte.
Die Betriebsräte befürchten, daß in Osttirol dann ein Tiwag-Vertre-
ter, selbstverständlich ÖVP, und der von Verbund entsandte Oberleit-
ner, auch ÖVP, nur eine schwarze Personalpolitik dort betreiben wer-
den. Dies gilt es natürlich zu verhindern.
Insbesondere beschwerte sich der OKA-Betriebsratsobmann Grabenstei-
ner über die harte ÖVP-Politik jetzt in dieser Firma. 96 Aufnahmen
wurden durch den Personalreferenten dort, durch Dr. Siebenbrunner
nur 2 SPÖ-ler aufgenommen. Die Arbeiter haben noch eine Mehrheit
von 8 zu 6, die wird aber garantiert beim nächsten Mal verloren
gehen. In der Steweag ist wenigstens das Verhältnis 3 zu 2 bei den
Aufnahmen festgelegt, in der OKA wird jetzt von GD Wenzl eine reine
schwarze Politik betrieben.
Saar-Demichel und Popow kamen wegen der Kompensationslieferung
von Militärgeräten, die, ob es zu einem Mirage-Kauf kommt oder sonst
zu irgendwelchen Ankäufen, jetzt als Kompensation für die Jeeplie-
ferungen von Steyr-Daimler-Puch angerechnet werden sollten. Dage-
gen ist gar nichts einzuwenden. Bei dieser Gelegenheit habe ich
auch den Brief des französischen Botschafters bezüglich der Atom-
müllagerung und des Cogema-Vertrages besprochen. Saar-Demichel mein-
te, daß der französische Botschafter keinesfalls schriftlich und vor
allem nicht in dieser Formulierung die Erklärung hätte abgeben
sollen. Die vorgesehene Formulierung war, gegenwärtig ist kein Ein-
behalten des Atommülls durch die Cogema kein Gesprächsthema und
von Frankreich nicht aufgegriffen werden kann. Ich habe dieses Ge-
spräch dann auch noch mit Minister Rösch fortgesetzt. Rösch und
ich kamen überein, daß in Wirklichkeit zwischen Soft und Steyr-
Daimler-Puch eine Vereinbarung besteht. Steyr-Daimler-Puch muß
von Softner den Turm kaufen, muß aber auch vertragsgemäß Wannen
nach Frankreich liefern. Wohin die Franzosen dann diese Kürassiere
exportieren, bleibt natürlich ihnen überlassen. Ich stehe auf dem
Standpunkt, diese Verträge sind unter allen Umständen einzuhalten
und Malzacher sollte eigentlich auf diesen Verträge aufbauend seine
Exportpolitik entwickeln.
Nach dieser stundenlangen Debatte über den AKH-Komplex wurden dann
noch zwei GATT-Verträge, vom Parlament mit Verfassungsmehrheit be-
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schlossen, diskutiert. Die ÖVP hat tatsächlich noch zwei Redner
geschickt, wodurch auch dann noch ein Sozialist zu einer wirklich
kaum etwas bemerkenden Sache spät abends einsetzte.
Zur Aida-Aufführung kam ich natürlich wesentlich zu spät, der Rest,
den ich aber noch sah, hat mich einigermaßen beeindruckt. Die
Verona-Aufführung ist auf Show aufgebaut und macht sich auch in der
Stadthalle sehr gut.
Tagesprogramm, 7.10.1980
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)