Samstag, 13. Februar 1982
Die ofm fand das erstemal am Messegelände statt. Ich glaube, daß dieses
Ausstellungszentrum besser geeignet ist als der Messepalast. Erstens
konnten die einzelnen Aussteller dort mit besseren Ausstellungsflächen
besser befriedigt werden und zweitens gibt es für die Besucher bessere
Parkplätze. Der erste Punkt hat sich auch bereits bestätigt, alle Aus-
steller erklärten mir, daß sie bessere Platzverhältnisse haben. Das
zweitere kann man erst dann feststellen, bis die Ferienmesse zu Ende
ist und die tatsächlichen Anzahl der Besucher gezählt hat. Überraschend
für mich war, daß die großen Reiseveranstalter Neckermann, Kuoni usw.
sich an dieser Ferienmesse nicht beteiligten.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Versuch den Grund zu erfahren. Nächstes Jour
fixe Zolles setzen.
Überrascht war ich, daß die ausländischen Fremdenverkehrsorganisationen
insbesondere natürlich wieder die Italiener sehr stark vertreten waren.
Nicht nur, daß die Enit mit einem Zentralstand so wie immer aufschien,
sondern es waren diesmal wesentlich mehr Provinzen selbständig anwesend
als dies in der Vergangenheit der Fall war.
Die österreichischen Länder und Regionen hatten diesmal weniger spekta-
kuläre Attraktionen. Nur die Salzburger waren mit ihrem Kapellen er-
schienen. Pfeiferln und aus riesigen Holzstämmen geformte Tubas haben
einen eigenartigen Klangkörper gebildet. Wie der Fremdenverkehrsdirektor
Hofrat Oppitz erklärte, eigenartig und im konträrsten Gegensatz zu sonst
was man sich unter Salzburger Musik anklingend an Festspiele vorstellt.
Der Kurier zog in der Halle mit einer riesigen Bühne eine kontinuierliche
Show ab. Ich bin nicht ganz sicher, ob dies die anderen Aussteller dort
als sehr glücklich empfinden.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Klär bitte, ob am Ende dann darüber nicht sehr
geklagt wird.
Am meisten hat mich beeindruckt, daß der Pensionistenverband unter dem
Motto Seniorenurlaub imstande war eine ganze Front von Einzelanbietern
mit denen er Kontrakte abgeschlossen hat, sozusagen dem Besucher zu prä-
sentieren. Erstmals nämlich kann man auf dieser Ferienmesse gleich-
zeitig buchen und nicht nur Prospekte sammeln und sich nur die Urlaubs-
angebote anzusehen. Ich bin sehr gespannt, ob am Ende der ofm 82 die
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Aussteller mit dieser Neueinführung zufrieden sind. Viele erhoffen
sich sicherlich, daß durch die Buchungsmöglichkeit sie auch nicht nur
große Kostenaufwendungen mit Prospektdrucken, -verteilen usw. bei dieser
ofm haben werden, sondern eben auch zusätzliche Buchungen.
Am Schluß meiner immerhin von 10 bis 5 Uhr dauernden Besichtigungstour
hatte ich dann mit den Direktoren der Messe AG insbesondere dem neuen
dritten Direktor Hoffmann über die Wiener Messe Politik diskutiert. Ich
habe allen klargemacht, daß sie sich nicht nur mehr um eine Abstimmung
der Termine mit den anderen österreichischen Messen kümmern müssen, son-
dern daß sie überhaupt einen stärkeren Ansatz zu einer internationalen
Messe durch verschiedene Maßnahmen ergreifen müssen. Ich erklärte neuer-
dings meine Bereitschaft sie in jeder Beziehung durch Einladung von
ausländischen Ministern usw. zu unterstützen. Der wichtigste Punkt er-
scheint mir aber, daß man endlich mit den Ausstellervertretern klärt,
ob tatsächlich so viele Messen in Österreich manche oft gleichzeitig ab-
gehalten werden müssen. Die Wiener Messe-Leute mußten mir zugeben, daß
eine große Ausstellungsmüdigkeit festzustellen ist. Je mehr Messen allge-
meiner Art und auch die Fachmessen abgehalten werden umso höher ist der
Aufwand der einzelnen Aussteller in einer Rezession, wie wir sie jetzt
erleben haben sie außer den großen Aufwendungen auch kaum mit entspre-
chenden Aufträgen zu rechnen. Da Hoffmann aus Salzburg kommt, kennt er
den Konkurrenzkampf zwischen Ostösterreich und Westösterreich der ver-
schiedensten Messen sehr genau, er ist fest davon überzeugt, daß die
Wiener Messe noch große Chancen hat die sie nützen wird müssen. Ich
wünsche der Wiener Messe wirklich viel Erfolg, um ihre seinerzeitig be-
deutende, ja in der ersten Republik überragende Stellung im österreichi-
schen Messegeschehen wieder zu erlangen.
Sonntag, 14., bis Montag, 15. Februar 1982
Die Fa. Teich, 70 % Turnauer, 30 % VMW, hat in Tunis eine Aluminiumfo-
lienfabrik, wie sie die Fa. Teich auch in Österreich betreibt, aufgebaut.
NR Dr. Taus, GD von Turnauer, ersuchte mich, ob ich diese Fabrik er-
öffnen würde. Ursprünglich wollte ich damit gleichzeitig die Gemischte
Kommission verbinden, was aber leider nicht gelungen ist. Unser Botschaf-
ter Hohenberg, ein Enkel des Thronfolgers Ferdinand, bemühte sich sehr,
wenigstens ein Gespräch zustandezubringen. Es gelang ihm nur den Staats-
sekretär Mestiri vom Außenamt.
Bei der Eröffnung war dann interessanterweise sowohl der Verkehrsmini-
ster Ben Jemaa und auch mein sonstiges Vis-a-vis Handelsminister Lasram
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anwesend. Die Fabrik in Tunis ist für die dortigen Verhältnisse wirklich
ein Schmuckstückchen, wie wir bei einer Besichtigung feststellen konnten.
Dort hat mich der Direktor der API, Agence de Promotion des Investisse-
ments, klammheimlich ersucht, ich sollte den Minister Lasram bitten, er
möge doch vor dem Mittagessen, das diese Organisation für alle Beteilig-
ten gegeben hat, ersuchen eine Pressekonferenz zu halten. Obwohl dieses
Essen, und das wußte Lasram ganz genau, so wie alle diesen offiziellen
Zeitverschwendungsmittagessen 3 Stunden dauerte, hatte er zugestimmt. Vor-
her hatte ich mit ihm schon wegen unserer nächsten Gemischten Kommission
in Wien eine Aussprache. Bei dieser Gelegenheit übergab ich ihm eine
Projektliste, wo insbesondere interessante Großprojekte, die in der
nächsten Zeit den Zuschlag bekommen werden, verzeichnet waren und an
denen die österreichische Industrie gerne mitwirken würde. U.a. wurde
z.B. ein Wärmekraftwerk Rades, in der nächsten Zeit zugeschlagen, wir
befinden uns mit den Japanern und Franzosen in Konkurrenz. Da wir aber
in Sousse schon 2-mal 150 MW aufgebaut haben, das Kraftwerk arbeitet be-
stens die Kessel stammen von SGP, die Kraftwerksunion hat dieses Kraftwerk
gebaut, rechneten wir uns Chancen aus, daß wir dieses Kraftwerk eben-
falls zugeschlagen bekommen. Überrascht mußte ich dann von unserem
Handelsdelegierten Janschek hören, daß die Kraftwerksunion sich bis
jetzt Viel zu wenig um dieses neue Kraftwerk in Rades gekümmert hat, sodaß
tatsächlich unsere Chancen nicht besonders gut stehen. Vielleicht gelinqt
es, daß SGP Sublieferant für die Kessel mit einer anderen Firma, die den
Zuschlag bekommt, herangezogen wird. Diese Möglichkeit schließe ich
aber defacto aus, denn wenn ihn die Japaner oder Franzosen bekommen,
dann haben die ihre eigene Kesselproduktionsfirma. Ähnlich eine Papier-
fabrik in Kasserine. Diese alte Fabrik soll erweitert werden. Voith hat
seinerzeit die alten Maschinen hingeliefert, jetzt hat man die Kanadier
ersucht eine feasibility study zu liefern, ausschlaggebend wird sein,
daß die Kanadier den Zuschlag bekommen, weil sie 100 Mio tunesische
Dinar, das sind 3 Mrd. S zu 6 % zur Verfügung stellen können. Auch bei
einigen VÖEST-Alpine Projekten liegen die Verhältnisse ähnlich. Lasram
hat mir zugesichert, er wird trotzdem alle Projekte genau studieren
lassen, damit er bei der Gemischten Kommission in Wien darüber entspre-
chende Informationen geben kann.
Die tunesische Firma SIED, die 51 % der neuen Aluminiumfabrik hat, so
verlangt es das tunesische Investitionsgesetz für Ausländer, ist meiner
Meinung nach wirklich ein neuer Weg und ich hoffe, daß auch andere
österreichische Firmen diese Möglichkeit nützen, als nämlich Teich jetzt
die Produktion in Tunesien aufgenommen hat, wurde sofort jedwede Einfuhr
von Folien, die Teich erzeugen kann, von der Importliste gestrichen.
Niemand bekommt mehr eine Lizenz für diese Waren, Teich hat also einen
absoluten Schutz.
Die Firma Glockner-Deutz, Deutschland hat jetzt die Absicht in Tunis
eine Traktorenfabrik zu errichten. Wahrscheinlich wird dort sowieso
nur assembliert, sollte dies aber zutreffen, dann muß SDP damit rechnen,
daß sie alle Traktorenexporte dorthin verliert. Ich habe zwar dieses
Problem bei Staatssekretär Mestiri angeschnitten, dieser war nicht ge-
nau informiert und meinte nur, Tunesien hat allein schon aus politischen
Gründen großes Interesse mit Kleinstaaten, insbesondere dem neutralen
Österreich bessere Wirtschaftsbeziehungen auszubauen und selbstverständ-
lich wird SDP weiter ihre bedeutenden Lieferungen, immerhin 25 % Markt-
anteil, weiter durchführen können.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Malzacher verbinden.
In der Riesendelegation, die die Firma Teich eingeladen hat, befanden
sich auch zwei österreichische Produzenten Konsul Haas, der einige
PEZ-Erzeugnisse und sonstige Produkte nach Tunis liefern will, er
erklärte mir am Rückflug sofort, für ihn käme eine Produktionsstätte
nicht infrage, weil der Markt zu klein wäre, selbst seine Produkte kann
er dort nicht einführen, weil ihm eine Firma, die daran Interesse hatte,
meinte, er könne für 100-e kg Einfuhrlizenzen bekommen. Dies zahlt sich
für ihn gar nicht aus. Auch der Besitzer der Fa. Spitz war in der Dele-
gation, dieser erzählte mir am Rückflug, daß die Firma jetzt große Pro-
bleme mit der Erzeugung des 80 %-igen Rum hat. Angeblich gibt es Schwie-
rigkeiten mit dem Handelsministerium, er versprach mir schriftlich den
Fall darlegen zu lassen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Was weißt Du von dem Fall.
Die Fa. Spitz hat um das Staatswappen angesucht, angeblich ist alles
positiv erledigt, die Firma hätte sehr gerne, wenn ich es persönlich
überreichen würde, was ich prinzipiell auch zugesagt habe.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Wie weit ist die Angelegenheit.
In Tunesien gibt es jetzt eine bessere Chance österreichische Produkte
zu verkaufen, weil vor 5 Jahren unser Import dort ca. 50 Mio. S ausgemacht
hat und wir ca. 220 Mio. exportierten, im letzten Jahr dagegen haben wir
durch Öleinfuhren 1 Mrd. S importiert, unseren Import also verzwanzigfacht
und den Export nur auf 450 Mio. S, also ca. verdoppelt. Selbstverständ-
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lich habe ich bei der Pressekonferenz aber noch viel mehr bei den
bilateralen Gespräche immer wieder darauf verwiesen, daß wir doch eine
einigermaßen ausgeglichene Handelsbilanz anstreben sollten, was die
Tunesier auch im Prinzip zusagten.
In unserer Delegation waren außer den Bankern Haumer, Erste österr.
Sparkasse, Pale, GZ, Dkfm. Randa, Z, auch viele Journalisten. Dr.
Wailand von der Krone hat mich dann vertraulich informiert, daß er jetzt
eine neue Zeitschrift "Gewinn" mit Waldstein vom Kurier herausgeben
wird. Er bleibt bei der Krone, Waldstein geht weg, der Gewinn wird
11-mal jährlich erscheinen, Juli-August eine Doppelnummer, wird von
Sparkassen, Versicherungen getragen und gegenüber dem Trend eine harte
Konkurrenz. Dr. Wailand informierte mich streng vertraulich, daß sie
450.000 S Druckkosten haben werden, bei 40.000 Auflage und 35 S dem
Preis. 550.000 S wird monatlich der Redaktionsbetrieb kosten. Die Idee
von ihm ist, mit wenigen ständigen Redakteuren zu arbeiten, dafür aber
Experten auf allen Gebieten sich zu verpflichten. Für die Konsumenten
hat der Dr. Koppe gewonnen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Nächstes Jour fixe AK möchte ich mit Dr. Koppe
vertraulich sprechen.
Der Ausflug war von der Teich AG bestens aber auch sehr aufwändig
organisiert. Taus hat mir gegenüber wieder einmal bewiesen, daß er
doch ein exzellenter Manager ist. Wenn er einen Bruchteil dessen als
Parteiführer der ÖVP hätte anwenden können, warum es nicht funktioniert
liegt sicher teilweise an ihm, teilweise aber am Gegenspieler Kreisky,
dann hätten es die Sozialisten wesentlich schwieriger gehabt. Derzeit
hat es den Anschein, wie wenn er unumschränkter Herrscher im Turnauer-
Konzern ist. Turnauer selbst zieht sich weitestgehend zurück, ich
war sehr überrascht, daß er z.B. auch an dieser Eröffnungsfahrt gar nicht
teilgenommen hat, sondern mit ein paar in Pension gegangenen Direktoren
von Hoechst, die er noch aus der Stollack-Farbfabrikszeit kennt, eine
Kur in Österreich angetreten hat.
Wir flogen mit der Lauda Air, das eine Propellerflugzeug, mit dem wir
flogen, hatte er sehr billig gekauft, nicht einmal eine zweistellige
Millionenzahl mußte er dafür bezahlen, 15 Mio. S dann für ein General-
service aufwenden, die zweite selbst Maschine, die er dann neu kaufte
um 80 Mio., hat ihm, wie mir alle Bankleute und die etwas davon verstehen
müßten, versichern, in das finanzielle Debakel reingetrieben. Jetzt muß
Lauda wieder Autorennen fahren oder, wie er sich ausdrückt, idiotische
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Kurven drehen, um so viel Geld zu verdienen, um vielleicht wieder aus
diesem Debakel herauszukommen. Auf alle Fälle ist es unwahrscheinlich, wie
lange heute eine Turboprop für eine doch verhältnismäßig so kurze
Strecke braucht, nämlich doppelt so lange wie ein Jet. Das Service
war aber blendend, ich glaube allerdings, dies geht auf die Firma Teich
zurück.
Tagesprogramm, 13.–15.2.1982
Wiener Vorstand, 15.2.1982
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