Montag, 21. Juni 1982
MR Schwarz informiert mich für das Jour fixe mit der HK über die
Ausgaben der EG-Kommission. Insgesamt wurden 111.000,–– S für den
Besuch aufgewendet: ein Essen in der Taverne 48.000,–– S, ein Mittag-
essen im Burgenland in der Storchenmühle 24.000,–– S und für die
Mörbischer Schiffahrt 3.000,–– S, insgesamt sollte die HK diese
75.000,–– S übernehmen. Die Tamburizzakapelle, Dolmetsch, Trinkgeld
usw. auf die 111.000,–– übernimmt das Ministerium. Unwahrscheinlich,
wenn ich seinerzeit das Arrangement mit der HK bezüglich Übernahme von
Kosten für Außenhandelsaktivitäten nicht getroffen hätte, müßte ich
entweder ein ungeheuer großes Repräsentationsbudget haben oder meine
diesbezüglichen Aktivitäten wesentlich einschränken. Ich glaube,
in diesem Fall hätte ich mir nur durch noch größere Firmenunter-
stützung über Wasser halten können. Andererseits aber muß ich zugeben,
daß mir schön langsam diese ganze Einladerei, da ja leider niemals
ein direkter Erfolg festgestellt werden kann, auch reformbedürftig er-
scheint.
Beim Jour fixe in der HK, wo anfangs nur Albrecht und Kehrer dabei
waren, Sallinger später gekommen, kam dieses Problem überhaupt nicht
zur Sprache. Ich berichtete Kehrer vor allem über die ungarischen
Gespräche: Pipelinebau 10 Mrd. S, Kreditgewährung über die Österr. Kon-
trollbank, und daß vor allem 2 Firmengruppen, VÖEST-Alpine mit den Fran-
zosen und Warimpex mit österreichischen Baufirmen AEG Österreich,
Mannesmann Österreich, aber mit der Muttergesellschaft, sich um dieses
Projekt konkurrenzieren. Niemand weiß allerdings, ob es überhaupt
zustande kommt, die italienische Regierung hat noch immer wegen ihrer
jetzt fertiggestellten Pipeline von Algerien, wo sie größere Gasmengen
endlich hofft bekommen zu können, dem Rußlandgasimport zugestimmt.
Ich informierte auch Kehrer sofort über die Verhandlung über den Gas-
preis aus der SU für Österreich. Da habe ich Nachmittag eine Sitzung
mit dem Vizeminister Ossipow und GD Baranowski sowie GD Bauer, ÖMV.
Bezüglich des Kohlenabbaus in Torony habe ich über die Möglichkeit
einer Kooperation von Simmering-Graz-Pauker, Kirchner, und Waagner-
Biro, Stanek, bezüglich Errichtung eines Wirbelschichtofens, 50 to,
nicht nur die beiden informiert, sondern auch Gen.Sekr. Kehrer.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte auch über die Projekte MR Tschach
informieren.
Insbesondere informierte ich natürlich Kehrer über die Absicht der
Ungarn ein gemeinsames Reisebüro joint venture in Budapest zu er-
richten. Ich hatte zu diesem Zweck den anwesenden Herrn Blaguss, der
jetzt schon die größten Ungarngeschäfte abwickelt, zugezogen.
Mit dem Bruder von Blaguss, der in Wien das von mir eröffnete neue
Haus Blaguss-Reisen leitet, habe ich dann im laufe des Tages noch
einmal über dieses Projekt gesprochen, weil die Ungarn 1 Mio. $ Ge-
sellschaftskapital verlangen. Für ein Reisebüro ist das ein ungeheuer
hohes Stammkapital, das keine österreichische Firma, nicht einmal
das Verkehrsbüro, aufbringen wird. Es besteht der begründete Verdacht,
daß die Ungarn sich nur einen, wenn auch nur 500.000 $ österreichi-
schen Anteil, billige Devisen verschaffen wollen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte für die Fremdenverkehrskommission Ungarn –
Österreich, GD Gadai, vormerken.
Gen.Sekr. Kehrer macht darauf aufmerksam, daß die EVA, Energiever-
wertungsagentur, jetzt eine Studie herausgebracht hat, wo sie sich
sehr für das Osttiroler Kraftwerk einsetzt. Kehrer ist deshalb so
überrascht, weil bekanntlicherweise vor nicht allzu langer Zeit die
EVA sich absolut gegen die Ausbauprogramme der Verbund und Landes-
gesellschaften gestellt hat, weil sie auf dem Standpunkt stand, der
zukünftige Bedarf an Strom wird wesentlich abnehmen und ein solches
Ausbauprogramm nicht notwendig machen. Kehrer vermerkt daher die
Sinneswandlung mit sehr positiven Worten. Ich bekräftige aber neuer-
dings, und Kehrer bestätigt dies, daß ich bei der Aussprache am
Samstag mit den Landeshauptleuten und den Regierungsvertretern auf
alle Fälle versuchen muß, den Kompromißcharakter der weiteren Ver-
handlungen festzulegen. Unter allen Umständen ist eine Konfrontation
zu vermeiden, nur in langwierigen Detailverhandlungen kann es gelin-
gen zu einem für alle erträglichen Kompromiß zu kommen.
Kehrer fragt dann an, ob das Handelsministerium neue Gesichtspunkte
bezüglich der tschechoslowakischen Holzimporte hat. Ich informiere ihn
über die Aussprache mit den österreichischen Holzimporteuren und
Vertretern der Sägeindustrie den Handelsgremien, insbesondere dem
Leiter der Außenhandelsabteilung, Dr. Gleißner, dieser hat ja ver-
sprochen noch eine besondere Überlegung bezüglich Ursprungszeugnis-
änderung anzustellen und insbesondere mit MR Bachmayer im Handelsmi-
nisterium zu prüfen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Ist dabei was rausgekommen.
Kehrer stellt mit Befriedigung fest, daß die letzte ERP-Unteraus-
schußsitzung für das Fremdenverkehrsprojekt Groß Gerungs, wo ja die
örtlichen Unternehmer sich ganz entschieden gegen den Kärntner Projekt-
träger Mayr aussprechen, wie vereinbart genehmigt wurde. Die HK-Ver-
treter haben erstmalig überstimmen lassen und sind alle darüber sehr
froh. Kehrer stellte fest, daß SC Jagoda darüber auch nicht sehr
glücklich war, aber daß er mich ja ausdrücklich ersuchte, es sollte
eben dirimiert werden, daß sich die Handelskammer gegen dieses Wald-
viertler Projekt auch nicht wenden kann.
Präs. Sallinger informiert mich dahingehend, daß angeblich eine Aus-
sprache mit Finanzminister Salcher stattgefunden hat über die Frage
von Aufnahme der Betriebsmittelkreditgewährung in die Förderaktionen.
Salcher möchte, daß dies, wenn schon nicht in das Klein- und Mittel-
betriebsgesetz, so zumindestens in die Entschließung aufgenommen wer-
den muß. Seiner Meinung nach hat die Vorsprache vom HK-Präs. Burgen-
lands Graf, gleichzeitig Wirtschaftssprecher und Klubobmann für die
Wirtschaft in der ÖVP, mit Vizepräsident Mühlbacher und ihm eindeutig
ergeben, daß der Finanzminister im Prinzip die Notwendigkeit aner-
kennt und meinte nur, er könne dies nicht allein beschließen, das
sei eine politische Frage, die im Nationalrat zu entscheiden sei.
Eine Vorsprache bei Klubobmann Fischer hatte dann ergeben, daß dieser
auch zugesagt hat, das werde man alles prüfen, woraus Sallinger ab-
leitet, daß unbedingt eine solche Regelung noch im Laufe dieser
Woche gefunden werden kann und muß. Sallinger drohte mir sogar, er
würde sonst im Parlament nicht nur dagegen sprechen, sondern sich
auch überlegen, ob man das Klein- und Mittelbetriebsgesetz, von ihnen
immer Mittelstandsgesetz genannt, machen sollte. Ich habe Sallinger
mit aller Deutlichkeit erklärt, daß nach meiner Information Finanzmi-
nister Salcher sich außerstande sieht, Zinsenzuschüsse zu Betriebs-
mitteln zu geben, da er dadurch ein neues unabsehbares Gebiet öffnet.
Niemand kann doch ernstlich glauben, daß dies dann auf ein paar Klein-
betriebe beschränkt bleibt. Sallinger wollte daraus ableiten, daß
nur ich gegen eine solche Regelung sei, während er schon alle an-
deren überzeugt hat.
Ich habe anschließend sofort Vizepräs. Mühlbacher über diese Aus-
sprache informiert, der mir bestätigte, daß der Finanzminister ge-
nau die gegenteilige Meinung vertritt.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte sofort Büro Salcher darüber verständigen.
Landwirtschaftsminister Haiden hat, wie er es ausdrückt, die Spitzen
der Interessensvertretungen zur Getreideverhandlung, insbesondere
zur Erhöhung des Verwertungsbeitrages, geladen. Aus dem kleinen Kreis,
den er sich vorstellte, wurden dann aber auch wieder 1 Dutzend Personen.
Haiden meint, daß wir in diesem Jahr eine fantastisch gute Ernte
haben werden und daher mindestens 500.000 to Weizen exportiert werden
muß. Der Verwertungsbeitrag, der ja die Hälfte dieser Subventionen
decken soll, die andere Hälfte muß ja der Finanzminister übernehmen,
müßte daher von 19,5 Groschen pro kg auf 25 Groschen erhöht werden.
Die Landwirtschaftsvertreter erklärten überall, bei dieser Sitzung
waren sie allerdings hier in diesem Punkt ruhig, daß der Verwertungs-
beitrag von ihnen bezahlt wird. Die AK mit Recht aber, daß bei jeder
Preiserhöhung bei den letzten 3-mal, als der Verwertungsbeitrag ein-
geführt wurde, gleichzeitig mit der Erzeugerpreiserhöhung eben dann
der Verwertungsbeitrag ebenfalls erhöht werden mußte und dadurch
eigentlich die Konsumenten diesen zu bezahlen haben. Da wir aus dem
letztjährigen Getreideabschluß die Zinsbelastung von 11 Groschen erst
heuer einkalkulieren müssen, ergibt sich schon allein aus diesen bei-
den Posten, daß 16,5 Groschen in der Mehl- und Brotkalkulation berück-
sichtigt werden müssen. Die Vorbesprechung und Überprüfung der Er-
zeugerpreiskalkulation hat ergeben, daß an von dem Antrag der
Landwirtschaftskammer von 50,5 Groschen pro kg auf wesentlich gerin-
gere Ansätze kommt, bei 6 % Verzinsung sind es ca. 16 Groschen, bei
10 % über 20. Alle diese Berechnungen sind aber sinnlos, denn in
Wirklichkeit ergibt sich die Frage, was man überhaupt den Konsumenten an
Mehl und Brotpreiserhöhung noch zumuten kann. Dann muß zurückgerechnet
werden, was eigentlich für die Spannen, Verarbeitungsgebühren und
letzten Endes Erzeugerpreis dann übrigbleibt. Darüber sollen jetzt
neuerliche Detailgespräche und Variationen überlegt und gerechnet
werden.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Nächstes Jour fixe HK und AK setzen.
Beim Journalistenfrühstück wurden diesmal die drei goldenen Waagen
für Patek , Österreich, Willi Brandtner, eine Schuhboutique in Kla-
genfurt, der eine eigene Organisation für bessere Bedienung und Be-
ratung im Schuhservice aufgezogen hat, und OVEK, Ostexport, die
österreichische Firmen der Abwicklung von Kompensationsgeschäften
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hilft. Diese Firma ist von 4 in Moskau zugelassenen Vertretungen
äußerst rührig, daß es ihr geglückt ist, neben VÖEST-Alpine und
Chemie Linz in Moskau andere Firmen Kompensationsgeschäfte abzuwickeln,
ist beachtlich. Ich habe mit entsprechenden Laudationen, die also erst
dort während es Pressegespräches anschauen konnte, die drei entspre-
chend gewürdigt und auf Wunsch der Veranstalter Dr. Fink Präs. vom
3M-Klub Schuhmayer, der Herausgeber von Regal, der diese Idee der
Goldenen Waage ja gehabt hat, und der Handelskammer vorgenommen. Ich
kann mich erinnern, daß in früheren Jahren die Übergabe der drei
Waagen ganz feierlichst im Rahmen eines Empfanges im Intercontinental
erfolgte, sicherlich die Veranstalter viel Geld gekostet hat und auch
nicht mehr Publicity gebracht hat.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Wer hatte diese gute Idee dies ins Pressefrüh-
stück zu bringen.
Dr. Kiefer berichtete über die Entwicklung des Groß- und Einzelhan-
dels. Wir werden jetzt in unserem Pressefrühstück, wie schon seiner-
zeit über die Industrie und jetzt über den Handel, auch alle Einzel-
fragen genereller Art und nicht gerade aus besonderen Anlässen er-
örtern lassen. Interessant und neu für mich war, daß immerhin im
Handel mit 383.000 Beschäftigten dies im letzten Jahr auf 4.200 oder
1,1 % zugenommen hat, der Großhandel mit einem Umsatz von 503 Mio.
eine reale Steigerung von 0,3, der Einzelhandel mit 256 Mrd eine reale
Steigerung von 1 % erzielen konnte.
Als Gag und glaube ich sehr gut angekommen ist dann, daß die in 90
Tagen rund um Österreich wandernden beiden jungen Leute Irene Stein-
böck und Günter Heinz sozusagen schon in der Ausrüstung vorgestellt
wurden. Es ist dem Handelsministerium tatsächlich gelungen, für diese
Idee verschiedenste Firmen zu gewinnen, die selbstverständlich die
Ausrüstung sofort zur Verfügung gestellt haben und vor allem aber
Radio Holiday, das jetzt über diese Aktivität täglich berichten wird.
Radio Holiday, welches von Klausnitzer und Mildner, beide Ö3 und
für diese Sendung verantwortlich, vorgestellt wurde, ist eine der
besten Sendungen für den Tourismus. Insgesamt werden auch heuer wieder
120 Stunden gesendet. Die Benotung ist bei 5 in den letzten 3 Jahren,
wo die Sendung existiert, mit 4,13 sehr hoch. Dabei arbeiten in Wien
4 bis 5 Redakteure an dieser Sendung und in den Ländern wird versucht
Einzelinformationen von den Redakteuren zu bekommen. Da diese Sendung
immer mit brauchbaren Informationen für den Gast, mit guten Gags und,
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wir würden sagen Wiener Schmähs, lustig und locker gestaltet wird,
hat sie auch eine hohe Einschaltquote. Ich habe den beiden Wanderern
empfohlen, sie sollten, weil sie ja unbedingt glauben, dann darüber ein
Buch schreiben zu müssen, sich mich Gehmacher von IFES in Verbindung
zu setzen, der ja mit seinem Kyselak-Buch auch eine ähnliche Story
geschrieben hat. Den Holidayleuten habe ich gedankt und den Rat ge-
geben, sie sollen ja bei dieser Art der Sendung bleiben; wenn von
irgendwo das Bedürfnis käme, daß man ernste Abhandlungen oder gar
vielleicht Erklärungen von Politikern aufnehmen sollte, dann mögen
sie diese zwar interviewen, aber, wie ich immer sage, schubladieren.
Ich weiß nämlich, daß wenn wir irgendwelche Fremdenverkehrsaktivitäten,
Radln durch gewisses Gebiet, von Radio Holiday begleitet werden, daß
ich auch dort immer versuche nur mit Gags und Schmäh das Ganze sehr
locker zu gestalten.
Das Interview mit dem ORF-Schulfunk bezüglich Recycling war von mir
sehr schlecht vorbereitet. Ich hätte unbedingt einige Ziffern seriös
erörtern müssen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER : Bitte das nächste Mal entsprechende Ziffern
vorbereiten lassen.
Die Gespräche mit dem Vizeaußenhandelsminister Ossipow und GD Bara-
nowski und GD Bauer verliefen sehr hart. Bauer wollte zuerst, bevor
die Russen gekommen sind, mir am Telefon erklären, daß er mit GD
Baranowski in Lausanne über den Preis und die Menge und damit über
den ganzen Erdgasvertrag schon einig war. Baranowski hat ihm gesagt,
er wird jetzt nach Moskau zurückfahren und man kann dann in Wien
bereits den Vertrag abschließen, wobei Bauer fest davon überzeugt
war, daß der Basispreis 2,81 S ist. Hier irrte aber Bauer ganz ge-
waltig. Schon bei einer Besprechung am Sonntag hat Ossipow ganz hart
mit Bauer diskutiert und auch bei der heutigen Aussprache wurde de-
zidiert festgelegt, daß der Preis von 2,81 S unter gar keinen Umständen
von den Russen genehmigt werden könnte. Irgendjemand hat einmal
festgestellt, ich glaube GD Bauer hat dies mir auch gesagt, daß dies
der Preis ist, den die Deutschen, Ruhrgas, bezahlen. Jetzt stellte sich
heraus, daß das nicht stimmt, man sieht, wie wenig Bauer eigentlich
von GD Liesen von der Ruhrgas wirklich informiert wurde oder eben
sich nicht richtig informiert hat, denn Ossipow hat ihm jetzt ver-
traulich mitgeteilt, daß der deutsche Preis bei einem Durchschnitts-
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kurs der DM 2 S 82,2 Groschen wäre. Daß Ossipow unter diesen Preis
sicherlich runtergehen wird, ist mir klar, er sagt aber, er ist sowieso
so stark schon von seiner ursprünglichen Forderung abgegangen, daß er
jetzt 2,830 verlangen muß. Außerdem sind die Russen noch immer über
die geringe Menge, 1,3 Mrd., erschüttert, da sie ja doch mit 2,6 bis
3 Mrd. m³ gerechnet haben. Die 1 Mrd. Option, die sie uns einräumen
und die Bauer immer wieder herausstreicht, ist nicht sehr viel wert,
denn diese Option läuft mit Oktober 82 ab, bis dahin wird sich die
Situation nicht wesentlich ändern und ich kann nur immer wiederholen,
daß ich der österreichischen Industrie und den Gasgesellschaften ja
dezidiert erklärt habe, es wird uns mit diesem 4. Gasvertrag genauso
gehen wie mit dem seinerzeitigen ersten. Damals haben die Russen mehr
angeboten, Oberösterreich hat die 200 Mio. m³ abgelehnt und nachher
hat sie Jahr für Jahr immer gebettelt, daß sie mehr Gas von den Russen
oder zumindestens dann aus Westeuropa importieren kann und muß. Der-
zeit besteht ein riesiger Gasüberschuß, weshalb die Sowjets bereit
waren auch für das 3. Quartal 220 Mio. m³ zusätzlich zu liefern und
dafür der Preis 1.995 ist. Auch diesen Preis hat Bauer nicht im De-
tail gewußt, sondern wurde von der Übersetzerin und insbesondere von
Baranowski genannt. Die Verhandlungen werden jetzt innerhalb Öster-
reichs geführt, Bauer wird die Gasgesellschaften und Industrie noch
einmal kontaktieren und festlegen, welchen Preis sie letzten Endes
zahlen können und welche Menge dann endgültig gekauft werden kann.
Am Donnerstag sollen dann die Verhandlungen zwischen Ossipow und
Bauer abgeschlossen werden; wenn dies nicht gelingen sollte, werden sie
sich neuerdings an mich wenden. Ich bin über diese ganze Entwicklung
nicht sehr glücklich, da ich fest davon überzeugt bin, daß man letzten
Endes mehr Gas wird mit diesem langfristigen Vertrag brauchen und
damit auch erreichen könnte, wird letzten Endes eine für die Sowjets,
aber auch für uns unbefriedigende Lösung herauskommen. Vermitteln
werde ich hier kaum und möchte dies auch gar nicht, weil man mich
nicht einmal von der österreichischen Seite gebeten hat. GD Bauer
möchte dies wahrscheinlich als seine letzte große Tat, bevor er in
Pension geht, allein machen, ich kann ihm dazu nur viel Glück wünschen.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte nächstes Jour fixe setzen.
Die Fa. Grabher aus Vorarlberg wollte unbedingt das Staatswappen so-
fort haben. Der Besitzer ist allein gekommen, ich habe es ihm daher
sehr formlos und, da die sowjetisch-österreichische Sitzung sehr lange
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gedauert hat, ganz schnell überreicht.
Der indonesische Handelsminister Prawiro ist wieder einmal in Wien
und hat mit VÖEST-Alpine und anderen Firmen über Großprojekte ver-
handelt. Was ihm aber besonders interessierte, war die Finanzierungs-
möglichkeit und GD Haschek von der Österr. Kontrollbank hat es ihm
im Prinzipiellen erklärt. Da ein Kreditvolumen von 3 1/2 Mrd. S zu
finanzieren wäre, hat Haschek vorher mir gegenüber schon gesagt, daß
dies möglich ist, und daß man mit Hilfe der österr. Entwicklungshilfe
doch auch eine gewisse Zinsreduktion wird durchführen können. Prawiro
war mit den Auskünften sehr einverstanden und hofft, daß jetzt tat-
sächlich diese Großprojekte von der VÖEST-Alpine und anderen Firmen
zustandekommen. Ich bin hier weniger überzeugt, denn die Indonesier
werden sich sicherlich falsche Hoffnungen machen über die Zinsverbilli-
gung, die sehr schwer sein wird. GD Haschek meint zwar, im Rahmen II
könnte er ihnen helfen, doch werden die dort dann ergebenden Zins-
sätze von den Indonesiern sicherlich als zu hoch nicht akzeptiert
werden. Der einzige Ausweg, der dann besteht, es werden die Projekt-
träger ebenfalls gewisse Zinsenverbilligungen in ihre Preise einkalku-
lieren, optisch wird daher ein niederer Zinssatz zur Verrechnung
kommen, in der Praxis werden dann die Exportfirmen einen Teil der
Zinsverbilligung im Preis einkalkuliert haben und selbst tragen
müssen.
Anschließend habe ich mit GD Haschek über die ungarischen Finanzwünsche
gesprochen. Die Österr. Kontrollbank wird mir bis zum Besuch des
ungarischen Industrieministers am Mittwoch einen Brief schreiben,
wo sie die Situation erörtert, dann als Lichtblick für die Ungarn sagt,
daß man natürlich über dieses Problem noch weiter verhandeln könnte.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte schau, daß der Brief auf alle Fälle
kommt.
Die Fa. WIBEBA, die das Staatswappen von mir verliehen bekommt, hat
die gute Idee gehabt auf einer Baustelle dies durchzuführen. Die
Arbeiter haben den Vorteil gehabt, daß sie auch an dem Buffet teilge-
nommen haben und vor allem dann frei war. Die WIBEBA selbst ist in
der Nazizeit 1941 gegründet worden, gehört und gehörte immer der
Gemeinde. Eine so große Stadt wie Wien braucht unbedingt eine jeder-
zeit einsatzfähige, rund um die Uhr bereitstehende Baufirma, um insbe-
sondere Gebrechen beheben zu können. Mit 1,2 Mrd. Umsatz und 1.400 Be-
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schäftigten ist sie tatsächlich die größte Baufirma.
Bei dieser Gelegenheit hat mich der Vizelandtagspräsident Hahn von
der ÖVP nachher informiert, daß er unabhängig von der Parteienzuge-
hörigkeit es so bedauert, daß die Gemeinde Wien so wenig Wohnbauten
zeitgerecht beginnt. Die Finanzierungsmöglichkeiten wären gegeben und
er selbst hat Stadtrat Hatzl schon etliche Male darauf aufmerksam
gemacht, daß man viel schneller Wohnbauten in Wien in Angriff nehmen
könnte und sollte. Da ich die Details nicht kannte und auch gar nicht
mit Hahn diskutieren wollte, habe ich vielleicht ein wenig demagogisch
immer darauf verwiesen, daß doch die ÖVP, Vizebürgermeister Busek,
jetzt immer davon spricht, man sollte die Saurier stoppen, mit anderen
Worten, auf eine entsprechende Großbautätigkeit überhaupt verzichten.
Hahn meinte, so könne man demagogisch und politisch das Problem nicht
sehen und es wären dringend gemeinsame Maßnahmen für Wohnbautätig-
keit nötig und er würde sie unterstützen.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Nächste Wiener Ausschußsitzung für Stadtrat
Hatzl mitgeben.
Tagesprogramm, 21.6.1982
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)