Samstag, 10., und Sonntag, 11. Juli 1982
Das Gespräch mit dem iranischen Vizeölminister Honardoost ergab, daß die
Iraner bereit sind der Intertrading eine weitere Mio. to Öl zu verkau-
fen. die erste Mio. wurde bereits fix abgeschlossen und entsprechende
Auslieferungen durchgeführt. Dieses Partnergeschäft wenn man so will
eigentlich Kompensationsgeschäft gegen Bleche die insbesondere VÖEST-
Alpine liefert, soll für die zweite Mio. to nicht mehr gelten. hier
möchte die iranische Seite, daß das Öl bar gekauft wird, die öster-
reichischen Exporte könnten dann auch gegen Barzahlung geliefert
werden. Darin sehe ich eine größere Schwierigkeit. Derzeit funktioniert
dieses Ölgeschäft ja nur deshalb, weil Intertrading, der rührige
GD Preschern, imstande ist dieses Rohöl auf den Weltmärkten entspre-
chend preisgünstig unterzubringen und dort verarbeiten zu lassen. Da
man jetzt bei einem fallenden Ölmarktpreis und der Überschwemmung
mit Öl dies nur mit entsprechenden Preisabschlägen machen kann, muß
Intertrading dann als Kompensation und Ausgleichszahlung österr.
Firmen die nach Iran liefern wollen eine gewisse Abgabe an die
VÖEST-Alpine Intertrading vorschreiben. Z.B. war SDP nicht imstande
1000 Lastkraftwagen zu liefern, der iranische Ölminister erklärte
sie hätten diese gerne übernommen, mußten letzten Endes aber Mercedes
die um 15 % billiger waren den Zuschlag geben. Die Iraner brauchen
noch mehrere Lastkraftwagen ob SDP diese bekommt, ist fraglich.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit GD Malzacher verbinden.
Iran hat jetzt mit den Italienern, Belgiern, Spaniern und Franzosen
die Frage von EGOK , eine Explorationsgesellschaft für Gas gelöst.
Diese vor der Revolution vereinbarten Bohrungs- und Aufsuchungsverträge
wünscht die iranische Seite jetzt auch mit Österreich bereinigt. Der
dafür Zuständige bei der NIOC, National Iranian Oil Company, Machut Zadhe,
wäre zu diesen Verhandlungen jederzeit bereit. Ich habe nur zugesagt,
diesbezüglich mit der ÖMV zu sprechen.
ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte mit GD Bauer verbinden.
Die OPEC-Verhandlungen wurden als sehr zäh und schwierig bezeichnet,
obwohl alle optimistisch waren, daß es zu einem Ergebnis kommen wird,
ich selbst bin mehr oder minder davon überzeugt, daß man sich viel
leicht verbal einigen wird, in der Durchführung aber sowohl bezüglich
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der Mengenbegrenzung als auch der Mindestpreishochhaltung jedes ein-
zelne Land dann seine zwar nicht genehmigten dafür aber umso inten-
siver versteckte Politik machen wird. Iran wird nach wie vor großes
Interesse daran haben, seine ungeheuren Importwünsche durch entspre-
chende Mehrlieferungen von Öl auch finanzieren zu können. Da ja über
diese Ölwaffe gleichzeitig auch der heilige Krieg, die Mullahs aus Iran
möchten womöglich ganz Arabien von ihrer Idee überzeugen und gege-
benenfalls mit Waffengewalt durchsetzen, kann und wird es dort so
bald zu keiner Ruhe kommen. Honardoost erklärte dezidiert, mit Irak
wird es keinen Frieden geben, solange die Baath-Partei im Irak
regiert. Der Nahe Osten bleibt nach wie vor das krisenempfindlichste
Gebiet.
Die slowenische Fremdenverkehrsministerin Mitic war begleitet von der
österr. Handelsdelegierten in Ljubljana und dann auch von der Vertre-
terin der jugoslawischen Fremdenverkehrsorganisation Horschitz.
Sie war von dem Programm sehr begeistert, da sie doch innerhalb der
drei Tage verhältnismäßig sehr viele österreichische Fremdenverkehrs-
einrichtungen gesehen hat und man ihr bereitwilligst jede Auskunft
gegeben hat. Konkret hat sie sich bei mir nur über die Finanzierung
der ÖFVW und insbesondere auch über die Subventionen die Österreich
für Fremdenverkehrsbetriebe gibt. Sie war sehr erstaunt zu erfahren, da
wir nur infolge der hohen Zinsen einen Zinsenzuschuß von 4 % derzeit
für Investitionskredite geben auch für die Infrastruktur, die ja über
den Finanzausgleich des Finanzministers mit 30 Mio. sehr gering laufen
war sie sehr überrascht. Jugoslawien glaubt scheinbar wirklich, daß
wir ungeheure Subventionen den Fremdenverkehrsbetrieben geben, damit
wir so gute Fremdenverkehrsergebnisse erzielen können.
Jugoslawien hoffte, daß wir mehr als zwei Kurorte, derzeit Radenci
und Rogaska von seiten der österr. Sozialversicherung zustimmen würden,
daß österreichische Kurgäste dort auf Kosten der Sozialversicherung
hingeschickt werden. Ich erklärte sofort, dazu besteht finanziell
keine Möglichkeit, nicht nur die österreichische Sozialversicherung
muß sparen, sondern selbst die Deutschen haben jetzt ihre Auslandsauf-
enthalte für Kassenmitglieder sehr eingeschränkt.
Das Essen im Marchfelderhof war optisch sehr beeindruckend. Empfang
bei der Tür von einem Kellner, der Trompete bläst, ein Riesenplakat,
daß Staribacher und seine Gäste willkommen sind, gedruckte optisch
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sehr beeindruckende Speisekarten und Tischsets, alles sehr beein-
druckend für das Auge. Angeblich hat lt. meinem Protokoll Dersch
Mitic ersucht, sie möchte gerne ein Landgasthaus kennenlernen. Dafür
ist aber der Marchfelderhof gerade nicht typisch. Selbstverständlich
wurde ich von Mitic dann privat oder offiziell nach Slowenien ein-
geladen, ich habe aber zwar formell angenommen, aber dankend abgelehnt.
Sonntag habe ich mit dem Nachdruckereileiter der Staatsdruckerei
eine Wanderung auf die Dürre Wand gemacht. Die Staatsdruckerei stellt
jetzt auch auf Lichtsatz um. Unter der provisorischen Leitung von
SC Gatscha war die Staatsdruckerei sogar aktiv, allerdings wurde da-
mals fast nicht, sondern auf alle Fälle viel zu wenig investiert. Mit
Recht kann man sagen, daß beim Betrieb eine gewisse Zeit lang, auch
dann, wenn er als Staatsbetrieb verschrien ist, daß er gar nicht posi-
tiv gebaren kann, sehr wohl ein positives Ergebnis erzielt, doch
fragt sich ob die Nichtinvestition oder zu geringe Investition sich
dann nicht in Zukunft wesentlich verheerender auswirken wird. Da z.B.
jetzt der Kurier in seinem neuen Gebäude an der Südautobahn eine we-
sentlich größere Kapazität errichtet, als er bis jetzt in der Seiden-
kasse gehabt hat, wird der Konkurrenzkampf für die Druckereien noch
härter und schwerer.
Überrascht war ich, da ich das erstemal auf der Dürren Wand und auf
der Gauermannhütte war, dort eine wirklich noch echte Berghütte zu
finden. Da keine Autozufahrt ist, wie eben auf der gegenüberliegenden
Hohen Wand, kommen dort nur echte Touristen rauf, die Folge davon ist,
daß dort kein Pächter wirklich leben könnte. Zwei Familien, ältere
Jahrgänge, in meinem Alter haben daher freiwillig übernommen mit
anderen auch, jeweils Samstag, Sonntag die Hütte zu bewirtschaften,
es stellte sich heraus, daß es Genossen aus dem 21. Bez. sind. Die
bedauern, daß die Gauermannhütte keine Naturfreundehütte ist, sondern
dem Alpenverein gehört. Ich habe ihnen eine Serie Kurierkarten ver-
sprochen.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit einem Brief von mir zu senden.
Tagesprogramm, 10.7.1982