Samstag, 14. August, und Sonntag, 15. August 1982
Beim Mittagessen für den syr. Energieminister Youssef ging es um das
4-Mrd.-S-Kraftwerksprojekt. Die Firma Waagner-Biro, Dir. Stanek, und
seine Mitarbeiter und vor allem auch Simmering-Graz-Pauker, dort nur der
Verkaufsdirektor, bemühten sich Youssef zu erklären, warum gerade jeder
dieser österr. Betriebe bestens geeignet wäre, dieses Projekt auszuführen.
Die Aussprache ergab aber eindeutig, daß es primär darum geht, die Finan-
zierung sicherzustellen. Die Japaner, Mitsubishi hat angeblich mit 4,5 %
Verzinsung den Kredit angeboten. Gute Aussichten hat auch die schwed. Fir-
ma Asea, die mit den Franzosen gemeinsam dieses Projekt bekommen würde.
Die Italiener sind angeblich schon aus dem Rennen. Dr. Zaki, der neben
mir saß, von Simmering-Graz-Pauker, behauptete auch, daß Waagner-Biro
keine Chance hat. Bis jetzt seien durch die verschiedenen Fonds, insbesondere
auch durch den OPEC-Fonds, 100 Mio. $ Finanzierungsmittel aufgetrieben,
80 Mio. $ fehlen noch immer. Der Rest auf die 4 Mrd. würde dann Eigenan-
teil der Syrer sein, eine große Differenz gibt es auch bezüglich der
Preise. Angeblich ist die Preisdifferenz mit den österr. Offerten gegen-
über den anderen Konkurrenten fast ein Viertel höher. Ich kann mir daher
nicht vorstellen, daß es zu einem Abschluß in diesem Projekt in absehbarer
Zeit kommen wird. Die Syrer haben mich einmal mehr nach Damaskus einge-
laden und haben gehofft, daß ich dort vielleicht die offenen Fragen, Fi-
nanzierung und Preis, in ihrem Sinne sich würden leichter lösen lassen.
Ich habe mich im Hinblick auf die Wahlen im nächsten Jahr entschuldigt,
prinzipiell aber natürlich die Einladung angenommen.
Zaki erzählte mir, daß er jetzt zumindestens nach seiner Auffassung
während der Zeit, wo er von der Tabakregie weg ist, 45 Mrd. Österreich
Geschäfte gebracht hat und er jetzt daher wieder in die Tabakregie zurück
will. Angeblich gibt es diesbezügliche Verhandlungen.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte, wenn Zentralsekretär Blümel vom Urlaub zurück
ist, daran erinnern.
Der Grand Prix am Sonntag in Zeltweg war durch Schönwetter besonders be-
günstigt. 2 x hat es in der Nacht immer wieder den Vortagen geschüttet,
manche Teile des Geländes daher richtiggehend überflutet, sodaß die Feuer-
wehr abpumpen mußte. Ich hatte Gelegenheit gleich nach meiner Ankunft mit
dem österr. Rennfahrer Niki Lauda in seiner Box ein paar Worte zu spre-
chen. Niki Lauda erinnerte sich natürlich, daß ich seinerzeit im HGI mit
ihm über einige seiner Probleme, Finanzierung und Gründung seiner Lauda-
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Air gesprochen habe. Jetzt meinte er, er hätte Probleme mit den Verkehrs-
ministerium, Details konnte und wollte er mir natürlich in der Hektik
dieses Rennbetriebes nicht sagen. Ich habe ihm zugesagt, daß ich jeder-
zeit für ihn, wenn er in Wien ist, zu einer Aussprache zur Verfügung
stehe; wenn ich auch nicht dafür kompetent bin, werde ich doch meine
Vermittlertätigkeit so wie bisher für ihn fortsetzen.
Der ganze Österreichring gleicht einem großen Campingplatz, tausende von
Zelten, Dutzende von Verkaufsständen. Die Beschwerde, insbesondere der
SPÖ-Politiker, daß manche Irrsinnspreise verlangen, bis zu 48,–– S für
ein kleines Stamperl Schnaps oder bis zu 30,–– S ein Maß Bier. Die Ein-
trittspreise sind meiner Meinung nach sehr schön hoch, von 120 bis 600,––
S bei den Tribünen. .... dieses Formel-I-Rennens sollen ja 30 Mio. S Ein-
nahmen hereinkommen, man schätzt heuer auf 25 Mio. Das Land Stmk. hat
sich bereit erklärt, die anfallenden Steuern zu bezahlen. Die soz. Landes-
regierungsmitglieder Gruber und Parmer meinten mir gegenüber, über die
ganze Finanzierung des Österreichringes und die Kosten, die die Landesre-
gierung jetzt übernommen hat, wird man erst im Herbst in der Landesregie-
rung sprechen. LH Krainer, der dort in Wirklichkeit natürlich der politi-
sche Champion ist, hat mir gegenüber überhaupt keine Andeutung gemacht,
weder, daß der Bund auf irgend etwas verzichten sollte, noch um Subven-
tionen zu bekommen.
Da die Kronen-Zeitung am Vortag, ich weiß nicht, woher sie diese Informa-
tion hat, kann nur aus dem Zentralsekretariat oder aus der Ministerrats-
vorbesprechung sein, erklärte, daß ich nach Zeltweg gesendet wurde, weil
die Schwarzen dort nicht allein dominieren dürften, empfing mich Krainer
mit dem Hinweis, wenn schon sozusagen einer von Wien kommt, dann bin ich
ihm der liebste. Geschickt versuchte er mich natürlich wieder abzubeuteln,
was ihm aber beim besten Willen nicht gelang. In der Beziehung haben mir
die örtlichen Genossen sehr geholfen.
Eine italienische Flugstaffel hatte Kunstflüge veranstaltet. Diese waren
sehr beeindruckend, aber meiner Meinung nach auch irrsinnig gefährlich.
Jemand, der sich mit den Flugbestimmungen einigermaßen auskennt, hat mich
daher dann prompt gefragt, wer die Genehmigung dafür gegeben hat, daß
alle diese Flieger weit unter 300 m Bodenabstand geflogen sind. Ich er-
klärte gleich, daß ich dafür nicht kompetent bin, aber fest überzeugt, daß
die ital. Flieger entsprechende Genehmigungen haben. Der Veranstalter
dieser Flugshow hat sich bei mir bitter beschwert, daß man den Italienern
Schwierigkeiten macht und sie nicht in Zeltweg hat landen und starten
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hat lassen. Sie mußten deshalb von Thalerhof-Graz anfliegen, konnten da-
her nicht genug Sprit haben, um ihre Vorführungen im vollen Programm ab-
wickeln zu können. Angeblich hat dies Verteidigungsminister Rösch selbst
entschieden. Ich erklärte ihm sofort, daß ich fest davon überzeugt bin,
die österr. Militärs hätten hier wahrscheinlich die Gründe gehabt, dies
dem Minister zu empfehlen. Ich werde aber auf alle Fälle mit Minister
Rösch nach den Ferien darüber sprechen. Dies ist insofern auch notwendig,
als der Veranstalter beabsichtigt, scheinbar ein österr. Beamter, der
jetzt bei Europ. Gemeinschaft in Brüssel arbeitet, das nächste Mal auch
die österr. Kunstflieger Karo-As für ein nächstes Formel-I-Rennen zu ge-
winnen.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte Ministerrat für Minister Rösch mitgeben.
Der ORF-Reporter Steiermark, Heinz Habe, kündigte mir an, daß der Präsen-
tator der Kauft-österr.-Waren-A-Sendung, Tolar, jetzt dieses Zeichen
auch für seine Visitenkarte verwenden möchte und diesbezüglich mit dem
HGI Kontakt aufnehmen wird. Ich habe zugesagt, daß wir diese Idee wohl-
wollend prüfen werden. Ich selbst kann aber natürlich nicht entscheiden,
wie so etwas und ob so etwas überhaupt möglich ist.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte mit Tolar Kontakt aufnehmen und Patentamt
fragen.
Der Österreichring und dessen Veranstalter hoffen fest, daß sie auch die
nächsten Formel-I-Rennen bekommen können. Die FISA, die internationale
Organisation für diese Rennen, hat allerdings noch keine Lizenzen vergeben.
Ab dem Jahr 1983 glauben oder fürchten besser gesagt die Österreichring-
Vertreter, daß es jetzt so einer wesentlichen Stärkung der Sicherheitsbe-
stimmungen für die Rennstrecken kommen wird. Mit den Turbo-Motoren werden
immer größere Geschwindigkeiten erreicht; da die Motoren nicht begrenzt wer-
den können oder wollen, glaubt man eben, die Rennstrecken entsprechend
verbessern zu müssen. Solange ich nicht selbst ein solches Rennen mitge-
macht habe, konnte ich mir nicht vorstellen, welch große Gefahren dort
wirklich ständig lauern. In den Ring wurden bereits 100 Mio. S investiert.
Ein genauso großer Betrag sei für die Zuschauerbetreuung, insbesondere
weitere Tribünen und Klosettanlagen, notwendig. Noch immer sind die In-
vestitionen verhältnismäßig bescheiden, in Deutschland wird jetzt der
Nürburgring neu gebaut und wird dann 100 Mio. DM, also den 7fachen Betrag,
aufwenden. Der Österreichring soll allerdings der schönste sein, weil
er landschaftlich wirklich durch die Kuppierung und durch die Grünflächen,
die dort alle erhalten geblieben sind, optisch wirklich sehr schön aus-
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wirkt. Trotzdem ist er sehr gefährlich, wie ich mich bei der Ehrenrunde,
die LH Krainer und ich absolvierten, zeugen konnte. Ein Teil der Strecke
wurde schon entschärft, weitere Entschärfungen, genannt Schikanen, werden
noch kommen müssen.
Der Ring selbst hat Fixkosten von 6 bis 8 Mio. S, allein die Pacht an die
Bauern, die den Grund ja nicht verkauft haben, sondern eben nur verpachte-
ten, kostet 1,5 Mio. Kleinere Rennen bringen fast nichts. Wenn man wäh-
rend des Jahres mit den eigenen Autos den Ring befahren will, muß man für
3 Runden 50,–– S bezahlen, die Einnahmen daraus sind ca. 800.000,–– S. Aus-
schließlich positiv wirkt sich nur so wie heuer das Formel-I-Rennen aus.
Zuerst war ich überrascht, wie laut die Lautsprecher dort alles ansagen.
Die Lautstärke war für mein normales Uhr direkt unangenehm. Als das Ren-
nen gestartet wurde und dieser Heidenlärm auf den Tribünen überhaupt jed-
wede Verständigung unmöglich machte, erkannte ich den Grund für diese
Lautstärke. Selbst auf den besten Plätzen bei der Tribüne sieht ja man
als Laie fast nichts anders, als wie daß eben ununterbrochen die Autos
mit Irrsinnsgeschwindigkeiten vorübersausen, gelegentlich vis-a-vis der
Boxen dann Reifen gewechselt und aufgetankt wird. Bei den führenden Tur-
bo-Ladern in 15 Sekunden, bis jetzt hatte ich solche Starts und dann den
Endlauf dann meistens im Fernsehen gesehen, dort sieht man wirklich mehr,
sodaß einzelne Zuschauer Fernsehapparate mithaben, um dort sowohl am
Fernsehschirm die konkreten Ereignisse zu verfolgen, die man ja beim noch so
guten Platz nicht wahrnehmen kann. Interessant für mich war nur, daß doch
wie erwartet die ganzen Turbo-Motoren ausfielen. Das Rennen dann ein
Italiener, sehr jung, 24 Jahre, de Angelis, am 8. Platz mit 13 Punkten Lauda,
24, der Schwerverletzte Pironi, 39, dann knapp gewonnen hat. Da war na-
türlich dann, fast die Hälfte der Zuschauer ausmachenden Italienern, eine
Riesenstimmung und Freude.
Ich bin fest davon überzeugt, daß tatsächlich, um den LH Krainer nicht die
Show ganz allein zu überlassen, ein österr. Minister anwesend sein soll-
te. Ich glaube nur, daß zeitgerecht das nächste Mal dies besser von uns
organisiert werden müßte.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Zentralsekretariat entsprechendes veran-
lassen.
Tagesprogramm, 14./15.8.1982