Montag, 13. September 1982
Ein Anruf bei der Fa. Hübner Grey
mit den Geschäftsführer Gebhart, ein Amerikaner, der scheinbar kein
Wort Deutsch kann, gab die Bestätigung, daß der Abschluß des Kontraktes
über 33 Mio. S mit den Vertretern der sowj. Außenhandelsorganisation
unter Mithilfe des sowj. Handelsrates Stesnow noch nicht endgültig
entschieden ist. Die Entscheidung, hat mir Gebhart sehr zurückhaltend,
mitgeteilt fällt diese Woche. Ich erklärte ihm, daß die österreichi-
sche Bundesregierung keine Zusage der sowj. Seite gemacht hat, daß
die Entscheidung ausschließlich bei der österreichischen Firma liegt,
ob sie einen Kontrakt abschließt, daß ich ihn aber ersuchen würde
mir die Entscheidung dann mitzuteilen, da nächste Woche in Moskau die
Gemischte sowj.-österr. Kommission stattfindet und vielleicht ich
von sowjetischer Seite so wie bei der Messeeröffnung vom sowjetischen
Botschafter Jefremow angesprochen werde. Gebhart erklärte mir, er wird
mich diesbezüglich informieren. Ich habe beim Abendessen für den
norwegischen König Kreisky und Außenminister Pahr über mein Gespräch
mit Jefremow und Gebhart informiert. Pahr sagte mir, er hätte mir einen
Brief bezüglich der Embargofrage durch amerikanische Firmen geschickt.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wo ist dieses Schreiben.
Beim Jour fixe in der Handelskammer fragte ich Sallinger nur neben-
bei, was er zu der Erklärung des ehem. Landeshauptmann von Niederöster-
reich und noch immer Bauernbundobmann dieses Landes, Maurer, sagt, daß
die Landwirtschaft die Sozialpartnerschaft gegebenenfalls verlassen
wird. Sallinger erklärte, er sei genauso überrascht von dieser
Äußerung Maurers gewesen, denn bei der Eröffnung der Landwirtschafts-
schau hätte Präs. Bierbaum genau das Gegenteil gesagt, wenn er auch
eine gewisse Kritik an der Sozialpartnerschaftsverhandlung über die
Agrarpreise machte. Er rief sofort Präs. Lehner der Landwirtschafts-
kammern und anschließend dann Bierbaum an, die ihm beide bestätigten,
daß sie auch über die Erklärung von Maurer sehr überrascht waren. Ich
hatte das Gefühl, daß Sallinger vor Staatssekretär Albrecht und mir
demonstrieren wollte, daß er sich sofort innerhalb der ÖVP um den
Weiterbestand der Sozialpartnerschaft, wer immer daran Kritik übt, be-
müht.
Sallinger bedankte sich dann auch bei mir wegen der Subvention von
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2 Mio. S an die Handelskammer bezüglich der Mikroelektronikaktivitäten.
Ich erklärte ihm einmal mehr, daß es ja nicht mein Geld ist, daß er
sich daher bei mir gar nicht bedanken braucht, auch dann, wenn ich
vorerst große Bedenken gehabt habe, einen so großen Betrag für diese
Aktion zur Verfügung zu stellen.
Sallinger berichtete dann von seinen Verhandlungen in der SU. Er hätte
mit dem Vizeministerpräsidenten Archipow auch über die Getreideexporte
gesprochen und den Sowjets 120.000 to Weizenmehl angeboten. Ich war
sehr überrascht, daß er angeblich die sowjetische Seite auch für Mehl-
importe großes Interesse zeigte. Ich versprach dies mit der angestreb-
ten Kombination, das Getreide oder das Mehl wird nicht in die SU, son-
dern auf Rechnung der SU nach Polen geliefert, bei der Gemischten
Kommission ebenfalls zur Sprache bringen. Durch die Lieferung nach
Polen könnten wir das fast sonst unlösbar erscheinende Transportproblem
bewältigen.
Sallinger beschwerte sich, daß er in Moskau hören mußte, der ORF hätte
von Wien den Auftrag gehabt keine Aufnahmen von Sallinger in Moskau zu
machen. Während ich mich noch niemals darum gekümmert habe, ob der ORF
Aufnahmen beabsichtigt oder nicht, wird die Handelskammer jetzt fest-
stellen, ob tatsächlich ein solches Wien Aufnahmeverbot bestand und
wer es gegeben hat.
Sallinger, der übrigens auch wegen der amerikanischen Embargobestimmun-
gen angesprochen wurde, ist fest davon überzeugt, daß auch bei der
Gemischten Kommission dies zur Sprache kommen wird. Gen.Sekr. Kehrer,
der mich ja begleiten wird, hat bei mir vorsichtig vorgefühlt, wie ich
darauf reagieren würde, da er befürchtet, ich könnte dort den Sowjets
irgendwelche, wenn auch nur verbale, Zusagen machen, die dann über Firmen-
vertreter oder sonst irgendwie den Amerikanern zu Ohren kommen könnte.
Ich erklärte Kehrer sofort, daß ich noch niemals den Sowjets irgendwel-
che Erklärungen abgegeben habe, die nicht auch die Amerikaner jeder-
zeit hören könnten. Die Stellungnahme der österreichischen Regierung
zum Embargoproblem ist klar. Wir sind ein neutraler Staat mit allen
Staaten Handelsbeziehungen wünscht, aufrechterhält und ausbaut, wirt-
schaftliche Kampfmaßnahmen zwischen den Großmächten, die ich persönlich
gar nicht für zweckmäßig und zielführend halte, sind aber eine Ange-
legenheit der Großmächte und werden von Österreich nicht gefördert.
Wenn österreichische Firmen, ob in Österreich oder amerikanischen Be-
sitz, Endverbraucherbestätigungen, damit die entsprechenden Exporte aus
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Amerika nach Österreich kommen können, brauchen, so werden auf Wunsch der
österreichischen Firmen vom Handelsministerium solche für die CoCom-
Liste ausgestellt, nicht mehr und nicht weniger. Kehrer war sehr er-
freut, diese Stellungnahme von mir zu hören.
Die Handelskammer hat große Probleme mit dem tschechischen Schnittholz.
Sie war sehr einverstanden, daß ich sowohl den tschechischen als auch
den slowakischen Forstminister eingeladen habe. Da ich bis jetzt aber
noch keine Antwort der beiden bekommen habe, schlägt die Handelskammer
vor, wir sollten Beamtenbesprechungen auf alle Fälle vor dem Eintref-
fen der beiden Minister führen.
ANMERKUNG FÜR MEISL UND HAFFNER: Bitte die seinerzeitigen Holzgesprä-
che mit der Handelskammer und deren Tschechenreferat wieder aufnehmen.
Kehrer war sehr beängstigt über die tschechischen Wünsche auf Vorziehen
der Tokiorunde-Zollergebnisse, wie wir sie auch mit den Ungarn jetzt
vereinbart haben. Kehrer meint, die Ungarn hätten im Rahmen dieser
Tokiorunde sehr wohl mit uns Gespräche geführt, die Tschechen dagegen
hätten ja bei der Tokiorunde gar nicht teilgenommen. Ich erklärte sofort,
daß es ganz unmöglich ist den Ungarn ein gewisses Entgegenkommen durch
Vorziehung des Zollabbaues zu gewähren und den Tschechen dasselbe, wie
die Handelskammer jetzt zumindestens noch will, ganz entschieden zu ver-
wehren. Die Verärgerung auf der tschechischen Seite wäre meiner Meinung
nach grenzenlos und müßte auf die tschechisch-österreichischen Wirt-
schaftsbeziehungen einen sehr negativen Einfluß nehmen. Natürlich kommt
den Tschechen auch die GATT-weit den Ungarn gegebene Vorziehungszoll-
senkung zugute. Ein vollkommenes Ablehnen der tschechischen Wünsche
halte ich aber für unmöglich. Kehrer wird daher dieses Problem noch
einmal mit seinen Leuten besprechen und sich überlegen, ob man den
Tschechen andere Konzessionen machen könnte. Ich habe am Abend beim
algerischen Empfang Dr. Gleißner getroffen, der Leiter der Außenhandels-
abteilung der Bundeskammer hat sich ganz entschieden gegen irgendwelche
Konzessionen gegenüber den Tschechen geäußert. Diese Haltung teile ich
nicht und habe ihm auch dezidiert erklärt, daß die Tschechen sich dies
nicht gefallen lassen.
ANMERKUNG FÜR MEISL UND HAFFNER: Bitte mit Gleißner sofort die Gespräche
beginnen.
Wie zu erwarten hat die Handelskammer bei mir interveniert, daß ich
jetzt sofort aufgrund der Entschließung des Nationalrates für die
Bürges-Aktionen die Richtlinien bezüglich der Betriebsmittelkreditge-
währung ändern müßte. Ich habe dezidiert erwidert, daß ich dafür wie
erwartet keine Budgetmittel vom Finanzminister bekomme. Ich habe
daher auch seinerzeit bei dem Beschluß über die Entschließung die
ÖVP-Verhandler nicht im Unklaren gelassen, daß die Entscheidung aus-
schließlich beim Finanzminister liegt. Sallinger meinte, er wird mit
dem Finanzminister sprechen, sollte dieser zu seiner seinerzeitigen
Zusage nicht stehen können, würde die Handelskammer mir Vorschläge
über Änderung der Richtlinien vorlegen. Dies konnte ich nicht ablehnen,
habe aber gleich erklärt, ich würde die Verhandlungen über die Ände-
rung dieser Richtlinien sehr langfristig und sicherlich nicht vor den
nächsten Wahlen abschließen, wenn ich keinerlei Budgetmittel vom Fi-
nanzminister bekomme.
Ich berichtete der Handelskammer über die Aussprache mit dem taiwane-
sischen Minister am Sonntag. Ich ersuchte die Handelskammer auch zu
überlegen, wie man Prof. Winkler für seine Tätigkeit, die er nicht zu-
letzt aus eigenen Mitteln teilweise bestreitet, entschädigen könnte.
Kehrer wird sich dies überlegen. Sallinger sagte zu mir, das Außenamt
hat ihm verboten nach Taiwan zu fahren. Auch dieses Problem habe ich
abends beim Kirchschläger-Essen, da mir auch die Wissenschaftsminister
Firnberg eine solche Erklärung abgegeben hat, mit ihr und Außenmini-
ster Pahr besprochen. Ich habe sofort vorgeschlagen, daß man selbstver-
ständlich nicht direkt nach Taiwan fliegen sollte, eine Zwischenstation
halte ich aber für möglich und zweckmäßig. Pahr meinte, er hätte dies
selbst auch einmal praktiziert, allerdings das Flughafengelände nicht
verlassen. ich erklärte dezidiert, ich würde, wenn ich eine Fernost-
reise tatsächlich noch im Laufe dieser Legislaturperiode mache, was
allerdings sehr unwahrscheinlich ist, sicherlich in Taiwan zwischen-
landen. Pahr akzeptierte meine Argumentation, meinte aber, man müsse
die Rotchinesen ebenfalls davon verständigen. Bis jetzt hat man nämlich
aus den Beziehungen zwischen Österreich und Taiwan in Rotchina keine
wie immer gearteten nachteiligen Informationen deswegen erhalten.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Prof. Winkler verbinden.
Staatssekretär Albrecht fragte die Handelskammervertreter, wer jetzt
Dr. Farnleitner, der die Nachfolge der Wirtschaftspolitischen Abteilung
Klose angetreten hat, jetzt im Vorsitz des Rechtsausschusses abtreten
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wird. Der Nachfolger Farnleitners ist Kupka, ebenso wird es notwendig
sein, die Nachfolge des KR Zach im Ausschuß Strukturwandel im Handel,
alle aufgrund des Konsumentenforums seinerzeit eingesetzt, antreten
wird. Kehrer wird Albrecht die notwendige Mitteilung sofort geben,
wenn die Handelskammer diesbezügliche Beschlüsse gefaßt hat. Albrecht
hat dann ebenfalls foü Honorarkonsul Zanettos auf Rhodos, der derzeit
die AUA vertritt, und die ÖFVW interveniert, daß man ihn mit mehr
Material versorgt. Die Handelskammer hat dies zugesagt.
ANMERKUNG FÜR ALBRECHT: Bitte auch bei der ÖFVW dies zu veranlassen.
Sallinger teilte zum Schluß nur mit, daß er mit Kreisky über die Er-
füllung des seinerzeitigen Liefervertrages von SDP nach Argentinien
gesprochen hat. Kreisky steht auf dem Standpunkt, daß dieser alte
Vertrag, es sind noch 27 Kettenfahrzeuge offen, zu erfüllen sei, die
von Argentinien gewünschte Kreditgewährung allerdings wird abgelehnt.
Sallinger hätte es gerne gesehen, wenn Österreich auch gegenüber Chile
eine gleiche Stellungnahme abgeben würde. Damit war Albrecht allerdings
nicht einverstanden.
Kehrer, hat auf meine Anfrage mir mitgeteilt, daß die Handelskammer am
Stubenring 6.358 m² Fläche hat, davon 3.534 m² Büroräume mit 170
reinen Bürozimmern. Bei uns im Handelsministerium resp. Bautenmini-
sterium ergibt sich nämlich jetzt die Frage, wer aller in den Stuben-
ring rüberzieht. Angeblich will das Landwirtschaftsministerium nicht
vom Regierungsgebäude raus, sondern nur nachgeordnete Dienststellen
im Handelskammergebäude zusammenfassen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER : Bitte dies genau weiterverfolgen.
Im Pressefrühstück berichtet der Vertreter des Statistischen Zentral-
amtes HR. Klein über die Entwicklung des Verbraucherpreises und dessen
Zusammensetzung. Ausnahmsweise wurde heute am Montag das Augustergebnis,
5,1 % gegenüber dem Vorjahr, mitgeteilt. Im ersten Halbjahr 5,9, im Juli
5,5, jetzt erst 5,1 erreicht, wird die Prognose von 5,5 im ganzen Jahr
kaum zu erreichen sein. Voraussetzung dafür wäre nämlich, daß jetzt
der Index immer bei 5,1 bleibt. Wenn auch dann im Jahresschnitt 5,6
oder 5,7 herauskommt, ist es noch immer gegenüber dem Vorjahr mit
6,8 ein wesentlicher Erfolg. Natürlich ergab sich dann in der Diskussion
die Frage, ob der Warenkorb ausreichend ist, ob die Erhebung in den 20
Städten genügt usw. Ich erklärte sofort, daß der seinerzeitige Vize-
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präsident des statistischen Zentralamtes Univ.Prof. Klezl-Norberg
schon den Studenten und daher auch mir erörterte, daß man in der
ersten Republik nur 12 Positionen erhoben hat, ohne saisonale Produkte,
und daß zum Unterschied, wo wir jetzt hunderte erheben, der Index in
Wirklichkeit auch die selbe Entwicklung gezeigt hat. Immer größere Aus-
dehnung beruhigt nur die Konsumenten, daß angeblich es daher mehr Waren
gibt, die erfaßt sind, an der Indexentwicklung im großen und ganzen
ändert sich sicherlich nichts. Das Statistische Zentralamt hat auch
nachgerechnet, daß wenn anstelle der 20 Städte so wie in der Vergangen-
heit nur die Landeshauptstädte und für NÖ St. Pölten und Wr. Neustadt
erhoben werden, genau der selbe Index rauskäme. Eine weitere Frage
war vom ORF, Swietly, was ich zur Erhöhung der Kanalgebühr von 173 %
gegenüber dem 76er, Jahr womit diese Position an der Spitze liegt,
sage, zum Glück wußte ich, daß die Gemeinde Wien seinerzeit beschlossen
hat, daß Jahr für Jahr der Stadtrat zu prüfen hat resp. der Gemeinde-
ratsausschuß dann zu beschließen hat, ob die Ansätze kostendeckend
sind resp. wie die Defizite von den einzelnen Dienstleistungsabtei-
lungen abgebaut werden können.
Die Energiesektion, der zuständige Referent Pinczolits, berichtete über
die Energieeinsparung, im ersten Halbjahr 82 mit 5,6 war dies eine
große Leistung, da wir auch im vergangenen Jahr 5,1 % eingespart haben.
Dies trifft für Öl, Kohle und Gas zu, während Elektrizität noch immer
einen Zuwachs von +2 % zu verzeichnen hat. Dort hat zwar die Indu-
strie mit -0,2, Verkehr mit -0,4 ebenfalls eingespart, aber der
öffentliche Hand +7 % und der Haushalt +1,3 % mehr verbraucht.
Über den vierten Tag der offenen Tür berichtete Dr. Marckhgott vom Ver-
band der Elektrizitätsunternehmen Österreichs, VEÖ, darüber gab es nicht
einmal eine Anfrage, ebenso dann von der Kiepe Vertreter Dkfm. Gfatter,
der über sparbewußt Tanken durch optimale Preisauszeichnung ihr Preis-
schildsystem demonstrierte. Optisch war dies ganz interessant, weil
diese riesige Ankündigungstafel auch für die Journalisten sehr be-
eindruckend war. Zuerst hat unser Pressereferent Dr. Pein geglaubt,
wir sollten diese Demonstration gar nicht zulassen, weil es sich um
zu viel Propaganda für eine Firma handelt. Ich bin dagegen der Meinung,
daß wenn sich eine Firma schon bereit erklärt beim Pressegespräch eine
vom Handelsministerium entrierte Aktion, bessere Preisauszeichnung, zu
machen, daß wir ihr auch die Chance zur Demonstration geben sollen.
Die Fa. Kiepe hofft, daß der Großteil der 4.500 österreichischen Tank-
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stellen, vor allem aber der 25.000 Deutschen Tankstellen diese Auszei-
chnungstafeln verwenden werden. Die technisch vollendetsten sind sogar
zentral zu stellen. Dies veranlaßte mich sogar zur Bemerkung, daß in
Hinkunft die Preise auf dem Öl- und Benzinsektor so schnell sich ändern
sollten, daß eben die Tankwarte gar nicht mit der Umstellung nachkommen
und daher das Ganze von der Zentrale aus ferngesteuert wird. Ich kann
mir wirklich nicht vorstellen, daß es eine Ölfirma gibt, die diesen
kostspieligen Aufwand sich leistet.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER : Laß Dir bitte dann nach einiger Zeit über das
Ergebnis dieser Aktion von Kiepe berichten.
Ein Gespräch mit dem Gewerkschaftskollegen Gartner von Kunst und freie
Berufe ergab, daß dieser auch Interesse hat, neben dem Nationalzirkus
Althoff, daß andere Zirkusse nach Österreich kommen. Seinerzeit sagte
er, hätte der Direktorenverband sich bei den Ländern bezüglich der Ter-
minaufteilung durchgesetzt. Der jetzige Vorsitzende des Direktoriumverbandes Almdudler-Klein ist dies nicht mehr imstande. Gartner wird
mir daher einen diesbezüglichen Brief schreiben.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte, wenn Holzer das nächste Mal kommt, bitte
dann erinnern.
Das Mittagessen der Handelskammer für den algerischen Staatssekretär
Oubouzar gab diesem Gelegenheit über weitere algerisch österreichische
Kooperationen zu sprechen. Er meinte, es wäre zweckmäßig, wenn die
österreichische Bundesregierung für die österreichischen Firmen, die
jetzt sehr zurückhaltend sind, einspringen würde, ähnlich wie den Ei-
senbahnvertrag müßte es in Zukunft auf Regierungsebene zusätzlich
Kooperationsverträge geben. Die Verhandlungen über Angebot und Nachfra-
ge wie in der Vergangenheit bezeichnet man in Algerien als Papa-, also
Vaterhandel.
Bei seinem Empfang am Abend habe ich mich dann mit ihm unter 4 Augen
sehr lange über diese Idee unterhalten. Ich erklärte ich dezidiert,
daß ein solches Geschäft wie das Eisenbahn, als erste Phase jetzt 3,8
Mrd. S Geschäft, sehr schwer sein wird. Ohne daß ich ihn daran erinnerte,
sind 6 % Verzinsung, 3 Jahre Crespiriot ?? 26 Halbjahresraten rückzahl-
bar, eine sehr günstige Kreditfinanzierung. Natürlich hatz Algerien
recht, daß es sagt, wäre es zu einer internationalen Ausschreibung über
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über dieses Geschäft gekommen, hätte Österreich sicherlich nicht
Zuschlag bekommen. Da wir für die Bezahlung aus Algerien nur Öl
oder Gas beziehen können, habe ich den Staatssekr. darauf aufmerksam
gemacht, daß wir mit der Sonatrach jahrelang über Gasbezug verhandelt
haben. Österreich war der erste Staat, der alle Bedingungen, auch die
durch Gesetz geforderte Garantie erbracht hat. Oubouzar ist fest
davon überzeugt, daß er mit Italien heuer noch zu einem Abschluß kom-
men wird, die ital. Gasleitung ist ja fertig und derzeit wird kein
m³ darüber transportiert. Da die Kapazität 18 Mrd. m³ ist, die Italiener
aber höchstens 12 Mrd. jetzt kaufen wollen, gibt es noch große
Reserven für österr. Bezüge. Ich erklärte ihm sofort, die Preisforde-
rungen der Algerier zu hoch sind. Oubouzar meinte, er hätte mit Frank-
reich deshalb eine Paketlösung vereinbart, eine solche Paketlösung,
sozusagen österr. Bezüge, dafür könnte er sich auch sehr gut vorstel-
len. Ich versprach über diese Idee mit der österr. Austria-Ferngas
zu reden.
ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte sofort mit Dir. Schmidt verbinden.
Im Wr. Vorstand gab es eine umfangreiche Tagesordnung. Übermäßig
lang diskutiert wurde aber nur über die Nationalratskandidatur. Da in
Hinkunft in Wien um 3 Mandate weniger zu verzeichnen sind, da außerdem
in den einzelnen Bezirken eine Umschichtung erfolgt, ergibt sich für
die Kandidatenaufstellung schon eine große Schwierigkeit. Da ein
prinzipieller Beschluß besteht, daß 20 % der Kandidaten für zentrale
Notwendigkeiten bereitgestellt werden müssen, ergab sich die Frage,
ob für zentrale Notwendigkeiten den Bezirksausschüssen gewählt werden
sollen oder nicht. Da man sie bis jetzt nicht kennt, meinten sowohl
Bgm. Gratz als auch der Landessekr. Sallaberger, man müsse ein gewisses
Vertrauen an die Zentrale haben, dem gegenüber war das berechtigte
Verlangen der Bezirke, daß jeder Kandidat doch eigentlich im Bezirk
verankert werden sollte. Dies geschehe am besten dadurch, wenn er von
der Bezirkskonferenz gewählt wird; wenn zeitgerecht die Kandidaten
bekannt sind und wenn insbesondere gewisse Kandidaten in gewissen Be-
zirken geschickt werden, die man dort auch akzeptiert, wird es bei der
Kandidatenerstellung kein Problem geben.
Im Wr. Ausschuß wäre dann eine ebenfalls umfangreichere Tagesordnung
zu behandeln gewesen, insbesondere wollte Finanzstadtrat Mayr über
die Novelle zum Wohnbauförderungsgesetz, Steuer auf leer stehende
Wohnungen und Einweggebindesteuer referieren. Auch dort wurde bei dem
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politischen Bericht über das Problem der Neonazi und der KP-Aktivität
in den Friedensaktionen usw. so lange diskutiert, daß dieser Bericht,
auf den besonders Staatssekr. Albrecht und ich gewartet haben, auf den
Klub der Gemeinderatsmandatare verschoben wurde.
ANMERKUNG FÜR ALBRECHT: Bitte, wenn möglich, nimm daran teil.
Sowohl in der Vorstandssitzung als auch dann bei seinem pol. Bericht
hat Gratz erwähnt, daß jetzt mit Dürnrohr, Kraftwerksbetreiber, ein Ein-
vernehmen erzielt werden konnte. Triumphierend hat mich Gratz vorher
den Brief lesen lassen, den jetzt die E-Wirtschaft an die Wiener ge-
schrieben hat. In diesem Brief steht prinzipiell nicht mehr, als die
E-Wirtschaft immer mehr oder minder unter Druck, wie ich zugeben muß,
bereit war zuzugestehen. Gratz meinte, hätte er dieses Schreiben be-
reits vor ein paar Monaten gehabt, wäre es gar nicht zu der Polemik
um das Kraftwerk Dürnrohr gekommen.
Der Energieminister von Bangladesch, Mahmud, berichtete mir, daß bei
ihnen die Gas- u. Ölexploration durch die internat. Firmen British
Petrol, BP, und Shell durchgeführt wird. Ebenso ist eine Raffinerie
51 % von der Bangladesch verstaatlichten Ölgesellschaft in Kooperation
mit Shell 49 %, bei 1,5 Mio. to Kapazität gemeinsam betrieben. Bangladesch
hätte großes Interesse daran, wenn österr. Firmen ihnen helfen würden,
der Minister Mahmud hat aber keine Detailgespräche führen wollen, sondern,
wie er sagte, kam nur um sich vorzustellen.
Außer dem Algerienempfang hatte ich dann noch den Ungarn, Fa. Csepel, ver-
sprochen beim Mathiaskeller rüberzukommen, gleichzeitig mit dem Algerien-
empfang im Pallavicini gab es auch dann von der Provinz Venetien Friaul
einen Empfang, wo ich ebenfalls bei der Eröffnung dabei war. Anschließend
daran war noch das Abendessen des Bundespräsidenten in der Hofburg für
den norwegischen König. Viermal hätte ich also essen müssen, jedermann
glaubt, das ist angenehm, welch ein Irrglaube.
Tagesprogramm, 13.9.1982
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)