Samstag, den 12. April 1975
In Reutte, bei der grössten Einzelinvestition – 40 Mill. S - die
Walzwerkseröffnung sprach ausser Schwarzkopf und ein technischer
Direktor und Prof. Kastner als Aufsichtsratsvorsitzender auch LR Bassetti
an Stelle des LH Wallnöfer. Wie mir Frau Schwarzkopf nachher versicherte,
beeindruckte sie am meisten meine optimistische Einstellung. Ich
replizierte nämlich selbstverständlich auf die auch pessimistische
leichte Schwarzmalerei von Bassetti. Vorher hatte ich mit Schwarz-
kopf eine Besprechung und er erklärte, sie hätten trotz des Stagnierens
des Umsatzes im Vorjahr 800 Mill. S und eine 30 %-ige Zuwachsrate
nicht die Absicht, die Arbeitskräfte freizusetzen. Dies gilt auch für
die 335 Gastarbeiter. Nur der natürliche Abgang soll nicht mehr ergänzt
werden. Der Wiener Vertreter von Plansee Ratauscher hat Dienstag eine
Vorsprache bei Sekt.Chef Lenert im Sozialministerium wegen Mittel
aus der Arbeitsmarktförderung. Ich versprach neuerdings mit Lenert
zu sprechen.
ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte sofort verbinden.
In Osttirol, in Sillian, soll eine Firma EGO elektrische Heizplatten
herstellen und dafür einen ERP-Kredit verlangen.
ANMERKUNG FÜR REIM: Bitte prüfen und beim ERP-Büro intervenieren.
Der Bürgermeister von Breitenwang, Reutte und Besitzer von Hotel
Ehrenberg hat um einen Zinsenzuschuss angesucht.
ANMERKUNG FÜR WÜRZL: Bitte prüfen und Antwortschreiben vorlegen.
Das Zweite Deutsche Fernsehen hat eine Sendung: Unterwegs über das
Ausserferner Gebiet Tannheimer Tal gemacht, wo eine erfundene Story
Überfall auf ein Ladengeschäft ungeheure Negativwerbung für das Tal
brachte. Die Vertreter protestierten bei mir und Herr Wolfgang Scheiber,
Anheim Nr. 89, ersuchte um eine Intervention. Er selbst spielt mit dem
Gedanken, sogar zu klagen. Ich riet ihm, zumindestens einstweilen
davon ab und erklärte, wir würden uns mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen
ins Einvernehmen setzen, ob es nicht die Möglichkeit einer Wiedergut-
machung durch eine positivere Sendung geben könnte.
ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Bitte mit Würzl entsprechende Vorschläge aus-
arbeiten und zu verhandeln beginnen.
Österreich-Gespräch in Reutte, das schlechter besucht war als das
ich vor Jahren führte, wie selbst die Veranstalter zugaben, gab immer-
hin fast zwei Dutzend Diskussionsredner. Ich fürchte nur, dass es
überhaupt auch bei diesem Österreich-Gespräch sich nur um Genossen
handelt, die dort hinkommen. Interessanter für mich war eigentlich
die anschliessende bis 1/2 1 Uhr dauernde Diskussion mit Landes-
sekretär Tieber und Bürgermeister Dreier sowie ein Dutzend Funktionä-
re der Jungen Generation. Die Partei hat ein zentrales Plakat Umwelt-
schutz wo man nackte Kinder auf einer Wiese spielen sieht herausgebracht.
In Tirol erregt dies Aufsehen und Anstand und selbst unsere Genossen der
JG verstehen nicht, dass wir dies tun. Mit innerer Überzeugung meinte
eine junge Mutter, sie würde ihrer Tochter auch immer Hoserl anziehen.
Tieber vertrat die Meinung, man müsse endlich ein modernes Image in
Tirol bekommen, diese Vorbehalte zurückstellen. Meine Auffassung war,
dass ich für jede bewusste Konfrontation Verständnis habe. In diesem
Fall aber war es sicherlich von Brantl als dem für die Propaganda Ver-
antwortlichen gar nicht überlegt, dass auf einer Wiese spielende nackte
Kinder im Westen Österreichs Anstand erregen könnten. Ich werde mich aller-
dings noch bei ihm persönlich erkundigen. Nachdem ich erst um 1/2 5 Uhr
früh ins Bett gekommen bin und ich wurde durch diese Diskussion
an meine Jugendzeit erinnert, wo wir auch ähnliche Probleme wälzten
weshalb wir wieder bis 1/2 1 Uhr nachts diskutierten. Nicht dass
ich die doppelte Moral oder die zwiespältige Moral des Westens ver-
teidigen möchte, wenn wir sie wie bei der Fristenlösung herausfordern,
bin ich dafür und habe dafür volles Verständnis. Wenn wir aber viel-
leicht sogar aus Unachtsamkeit Gegnern Gelegenheit geben, uns bei
der Bevölkerung mies zu machen so sollten wir uns das genau
überlegen. Wenn es sich um eine künstlerische Aussage wie z.B. bei
den Leherb-Plakaten der berühmte Profohs-Popo handelt, dann war
dies sicherlich eine bewusste Provokation, die ich überall verteidigte.
Wenn wir mit dem nackten Umweltschutzplakat auch bewusst provozieren
wolltenwollten, dann in Ordnung. Dann müssen wir aber auch versuchen,
es unseren Funktionären zu erklären. Was nicht sein dürfte ist, dass
durch einen reinen Zufall sich eine mitternächtliche Diskussion ergibt,
und dabei durchdringt, dass selbst unsere jungen Funktionärinnen und
Funktionäre davon nicht überzeugt sind, dass wir richtig handeln.
Herbert Tieber hat einen furchtbar schwierigen Stand. Eine beiläufige
Bemerkung von ihm: ich bin vielleicht doch nicht der richtige Landes-
sekretär hat mich persönlich auch sehr erschüttert.
Der Metallarbeitergewerkschaftssekretär von Tirol kam mit zwei Be-
triebsräten der Tiroler Röhrenwerke und ersuchte um Intervention, damit
die Beschäftigungslage verbessert wird. Die Wiener Gaswerke haben
ihnen für Mai 1.000 t Röhren zugesagt. Ich versprach mit Stadtrat Mayr
resp. Gen.Dir. Reisinger zu sprechen.
ANMERKUNG FÜR REIM: Bitte Briefe an die beiden richten, ob nicht
weitere Aufträge ergehen könnten.
Die Tiroler Röhrenwerke haben 35 % Aktienkapital bei der Fa. Durit
Kärnten. 35 % Haschek , Vöcklabruck, 12 % Uterus , Flick-Konzern und einen
weiteren Anteil der deutschen Firma Halberi . Von Huterus ist ein
Direktor Rott Nikolaus geschickt, der sich jetzt um die österr. Staats-
bürgerschaft bemüht.
ANMERKUNG FÜR BUKOWSKI: Bitte unauffällig feststellen, was bis jetzt
damit geschehen ist und mir berichten.
Fern möchte nun seinen 35 %-igen Anteil an die Schweizer Firma
Fonrol verkaufen. Dadurch würde ein weiterer ausländischer Konkurrent
die Firmenleitung beeinflussen können. Diese vertrauliche Information
von Direktor Seikhofer veranlasst nun die Betriebsräte sich um die
weitere Zukunft zu ängstigen. Das Aktienkapital soll von 41 Mill.
um ca. 15 Mill. noch aufgestockt werden. Betriebsrat Schretter sucht
nun einen Weg, diesen Anteil österreichischen Firmen, entweder VÖEST
oder eventuell auch Banken, einzureden. Ich versprach ihm nur, mich
zu informieren und ihn dann sofort zu verständigen.
ANMERKUNG FÜR REIM: Bitte die Industriesektion Branchenreferat be-
fragen.
Information Inbetriebnahme Blechwalzwerk Fa. Plansee, Reutte (Tirol), 12.4.1975
hs. Notizen (Information Werk Plansee Rückseite)