Freitag, der 20. Jänner 1978

40-0060

Freitag, 20. Jänner 1978

Bei der Tagung der Hoteliervereinigung in Zürs referierte ich über
die Leistungen des Handelsministeriums und weniger, wie im Programm vorge-
sehen, über die Strukturänderung im Fremdenverkehr. Diese Tagesordnung
hatte ich allerdings gar nicht zur Hand und der Präsident Skardarasy
hatte bei der Einleitung auch keine Ahnung, worüber ich eigentlich
referieren sollte. Dies war ein grosser Fehler, denn ich hätte sonst
sicherlich auch nichts anderes gesagt, aber öfters das Wort "Struktur-
änderung"" bei meinen Ausführungen gebraucht. Angeblich nämlich wurde
mir nachher gesagt, hätte man gerne und viel lieber über dieses
Problem diskutiert. In der Diskussion meldete sich aber nur NR-Abg.
Westreicher, Bürgermeister von Serfaus und ein grosser Hotelier, der
nur über die weiteren Wünsche sprach. Ferrari-Brunnenfeld, Landesrat
von Kärnten, der meinte, man sollte den Ländern die Budgetmittel des
Bundes zweckgebunden zur Verfügung stellen und die würden sie dann
schon entsprechend aufteilen, weil sie ja dem Betrieb viel näher sind.
Meine Antwort war dann allerdings, dass die Gemeinde noch näher ist und
es sollte dann auch das Land die Mittel der Gemeinde zur Verwendung über-
weisen. Mag. Peter vom Weissen Rössl am Wolfgangsee, der sich wegen meiner
Äusserung, ich sei für Familienbetriebe, denn dort werden die Unternehmer
viel mehr ausgebeutet, die im Interesse des Fremdenverkehrs zu arbeiten,
sehr mokierte. Ein gewisser Hotelier Weitzer, der meinte, diese Äusse-
rung von mir sei eine Anerkennung der Familienbetriebe gewesen und
beschwerte sich über die ständige Gesetzesflut, die immer mehr Schika-
nen dem Unternehmer auswirft, wie z.B. jetzt die Überprüfung des Salat-
buffets durch die Gesundheitsbehörden in Graz und ganz besonders Beden-
ken äusserte gegen die Fremdenverkehrsabkommen mit den Oststaaten.
Darauf erwiderte ich, dass es zuerst humanitäre Gründen waren, die
zu diesen Fremdenverkehrsabkommen führten. Insbesondere das erste mit
Bulgarien wurde auf Wunsch des Aussenministeriums, damals noch Minister
Kirchschläger, gemacht, um, wie sich dann auch erfolgreich herausstellte,
Österreichern, die in Bulgarien als bulgarische Staatsbürger gelten,
vielleicht doch die Ausreise zu ermöglichen. Mit Deutschland, Nieder-
lande und anderen westlichen Staaten bestehen keine Fremdenverkehrs-
abkommen, weil wir dort überhaupt eine solche Lösung und Regelung nicht
brauchen. Dr. Newole von Kärnten machte dann den interessantesten
Vorschlag, nämlich man sollte die Überkapazität z.B. in Kärnten bei
250.000 Betten, 150.000 zu viel, durch Stillegungsprämien verringern.
So ähnlich wie die Komfortzimmer-Aktion soll der Staat für jedes
stillgelegte Bett einen entsprechenden Betrag dem Unternehmer bezahlen.



40-0061

Ich erwiderte sofort, dies gibt es nur auf dem landwirtschaftl.
Sektor in anderen Staaten, bei uns am industriell-gewerblichen
Sektor nur bei der Mühlenbranche, dort allerdings wird nicht nur
die Mühle stillgelegt, sondern auch noch ein jeder Mühle zustehendes
Kontingent. Es müsste deshalb auch bei dem Fremdenverkehr zuerst fest-
gelegt werden, wie neue Betten entstehen sollen, wer dazu berechtigt ist,
ob überhaupt, wie dies bei dem Mühlensektor der Fall eine Ausdehnung von
vornherein unmöglich ist, bevor Mittel für die Stillegung zur Verfügung
gestellt werden. Ich selbst konnte und kann mir beim besten Willen
nicht vorstellen, dass dies ausser riesigen Budgetausgaben einen anderen
Effekt hat. Ich glaube auch, dass Newole mit diesem Vorschlag bei der
Hoteliervereinigung keine grosse Zustimmung erreicht, wenn auch zugegebener-
massen die ständige Bettenvermehrung jedem Sorge bereitet. Für das
nächste Jahr habe ich der Frau Dipl.Kfm. Dräxler vorgeschlagen, dass
ich mit Prof. Andrae, der bei meinem Referat allerdings nicht in Zürs war,
sondern am Tag vorher über die "Zu-Tode-Förderung des Freien Unternehmers"
referiert hat und am nächsten Tag wieder gekommen ist und mit mir freund-
schaftliche Gespräche geführt hat, vorgeschlagen, wir sollten gemeinsam
über das Fremdenverkehrsproblem diskutieren. Frau Dkfm. Dräxler hat
diesem Vorschlag begeistert aufgenommen und wird im nächsten Jahr
uns beide für Freitag einteilen.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte alles Nötige mit Hotelier-Vereinigung
festlegen.

40_0061_01

Aktenvermerk Dr. Wais betr. AKW Zwentendorf, 20.1.1978


Tätigkeit: Hotel Weitzer, Graz


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Präs. Hoteliervereinigung


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg.


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Fremdenverkehrsverband Ktn.


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Ökonom


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Außenminister, Bundespräsident
            GND ID: 118723189


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Gen.Sekr. Hoteliervereinigung


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Hotel Weißes Rössl


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Landesrat Ktn., FPÖ


                    Einträge mit Erwähnung: