Samstag, den 17. Februar 1979
Die 4. österreichische Ferienmesse war mit 134 Ausstellern ein voller
Erfolg, um 15 % mehr wie im Vorjahr. Diesmal war erstmalig Albanien
und vor allem aber auch die Vereinigten Staaten von Amerika vertreten.
Überraschend für mich war, daß sehr viele Einzelunternehmer, Hotels,
Orte usw. sich ebenfalls jetzt an dieser Österreichischen Ferien-
Messe beteiligen. Die Überlegung ist, daß doch in dieser Ferien-
Messe die größte Anzahl von Interessenten aus Wien und Umgebung kommen,
im Vorjahr haben 2/3 der Besucher erklärt, sie werden in Österreich
ihren Urlaub verbringen. Die Ausländer, die sich an diese Österreichische
Ferien-Messe angeschlossen haben, früher hat ja nur ein Verein "Bunte
weite Welt" solche ausländische Aussteller im Palffy und dann im Rat-
haus zusammengefaßt, möchten bei dieser Gelegenheit auch ihre Er-
holungsmöglichkeiten demonstrieren. Wie ich die ganze Zeit feststellen
konnte, waren die beiden Kassen von Besuchern belagert, also ein
riesiger Publikumsandrang, ich glaube, daß es höchste Zeit wird, wenn
wir, wie ich mit Kienzl auch besprochen habe, schnellstens jetzt ein
neues Fremdenverkehrskonzept entwickeln. Neue bräuchte es deshalb
nicht sein, denn unsere bisherigen Leistungen und Vorschläge liegen
vollkommen richtig. Qualität fördern, Infrastrukturverbesserung, wie
wir dies auch in den vergangenen Jahren getan haben. Da unser 10-jähri-
ges Fremdenverkehrsprogramm von 72 bereits erfüllt ist.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte Heindl, Kienzl, Du und ich eine Be-
sprechung vereinbaren.
Sonntag, 18. Feber 1979
Beim Empfang der Frau Marcos durch den Bürgermeister im
Demel-Klub traf ich von Ranshofen Gen.Dir. Glaser und
Dir. Wimberger. Ich erkundigte mich sofort über ihre Ungarn-
Bezüge. Sie haben einen Metall-Liefervertrag von 5.000 t,
den sie auf 10.000 t tatsächlich erhöhen wollen. Teils Barren,
teils Massel. Ausserdem möchten sie einen langfristigen Tonerde-
vertrag auf 10 Jahre, der jetzt 75.000 t beträgt auf 100.000 t
erhöhen. Als Gegenlieferung kaufen die Ungarn Bestecke und
Schweissdrähte. Die Alu-Preise haben angezogen und ihre Kapazität
bei Halbzeug muss in den nächsten Jahren erhöht werden. Derzeit
für Walzware 60.000 t auf 70.000 t für Pressware von 13.000 t
auf 20.000 t. Unverändert soll nur die Proper-Ziehdrähte von
15.000 t bleiben, die für die Elektro-Industrie benötigt werden.
Für mich war dieses Verlangen unerklärlich, denn ich so wie
Grünwald, aber scheinbar auch unser ganzes Haus hatte angenommen,
dass Ranshofen mit den 80.000 t Eigenproduktion und ca. 33.000 t
Übernahmeverpflichtung von Renault in Hamburg ihre Produktions-
notwendigkeiten gedeckt hat.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Prüfe, was unser Branchenreferat weiss.
Mit Gen.Dir. Apfalter besprach ich die Lieferung von Kohlen-Miner
nach Korea. Apfalter hatte versucht, den Wunsch der Nord-Koreaner
eventuell über Japan zu erfüllen. Die Japaner haben aber strikte ab-
gelehnt, Kohlen-Abbau-Bohrgeräte den Nord-Koreanern zu liefern.
Die Auffassung von Apfalter ist daher ganz klar, wenn nicht
einmal die Japaner es sich getrauen, so können wir Österreicher
dies auch nicht tun und dadurch Milliarden-Geschäfte in Süd-
Korea eventuell gefährden. Apfalter wird mit dem nordkoreanischen
Botschafter in dieser Woche zusammenkommen, um mit ihm das
Problem zu besprechen. Bei dieser Gelegenheit wird er erwähnen,
dass ich mit ihm stundenlang diskutiert habe, was wirklich
zutrifft, allerdings über andere Probleme.
Apfalter war sehr erfreut zu hören, dass jetzt in der DDR ein
neues Geschäft bei der Leipziger Messe der VÖEST zugeschlagen
wird. Apfalter hat allerdings ebenfalls jetzt, wie er mir
sagte, ein Geschäft abgeschlossen. Da mir Staatssekretär Beil
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nur angedeutet hat, dass die VÖEST ein neues Projekt zugeschlagen
bekommt, nicht aber gesagt hat, welches, konnten wir nicht verifi-
zieren, ob es das selbe ist, das Apfalter bereits kennt.
Die Frau Marcos, Gattin des philippinischen Präsidenten und gleich-
zeitig Gouverneur von der Provinz Manila und ich weiss nicht
was sonst noch alles, ist nicht nur eine attraktive Frau, angeblich war
sie sogar einmal Schönheitskönigin, sondern dürfte auch wirklich
politisch äusserst tüchtig sein. Zu ihrem Empfang war nicht nur
der Bundeskanzler mit Frau gekommen sondern Minister Lanc und sogar
dann auch Lütgendorf mit Gemahlin. Die Präsidentenfrau war
begleitet vom Propagandaminister der philippinischen Regierung
und vor allem aber auch vom Wirtschaftsminister, mit dem ich vor
zwei Jahren verhandelt habe. Zum Glück hat er diese Bemerkung
sofort gemacht, denn ich hatte keinerlei Informationen und dadurch
auch keinerlei Erinnerung an unsere gemeinsame Aussprache von
damals. Ich setzte mich mit ihm sofort an einen Tisch, wo Gen.Dir.
Apfalter und Gen.Dir.Stv. Vranitzky von der CA mit mir gemeinsam
alle Wirtschaftsprojekte, die die VÖEST und andere Firmen, welche
die CA bereit wäre, zu finanzieren, besprachen. Das grösste Projekt
sind die Elektrizitätskraftwerke. Die VÖEST hofft, dass es einige
grosse Investitionen tätigen kann, vor allem das Ferrometall-Projekt.
Der Demel-Besitzer, Herr Proksch oder auch Herr Kirchhofer , wie sein
Künstlername lautet, will mit dem Architekten Prutscher mit mir Gesprä-
che führen, weil er hofft, Spitalausstattungen resp. Bauten dort
zugeschlagen zu bekommen. Auch Bürgermeister Gratz hat bei mir
interveniert, um diesen beiden zu helfen.
ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mit Prutscher einen Termin verein-
baren.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt kenne ich noch immer nicht die Programm-
gestaltung von Frau Marcos. Angeblich soll ich mit dem Wirt-
schaftsminister einen Vertrag unterzeichnen, ich habe bei der Aus-
sprache auch wie man so schön sagt darüber nur angetupft aber keinerlei
konkretes Echo gehört. Niemand weiss eigentlich wie und wo dieser
Vertrag unterzeichnet wird. Hätte ich nicht diesen Vertrag im
Ministerrat vor etlichen Wochen eingebracht, würde ich gar nicht
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daran denken, dass bei dieser Gelegenheit eine Vertragsunter-
zeichnung erfolgen soll.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Kläre endlich, wie die ganze Sache
ablaufen wird.
Tagesprogramm, 17./18.2.1979
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)