Freitag, der 9. November 1979

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Freitag, 9. November 1979

Ein Ausflugstag! In der Gewerkschaft können wir endlich
das Problem mit dem seit langer Zeit im Krankenstand befind-
lichen Fleischersekretär lösen. Wichtig für uns ist ja die
Beschickung des Viehverkehrsfonds, der Arbeiterkammer und
der Krankenkasse. Zöchling ist damit einverstanden, dass
am 1. Jänner 1980 an seine Stelle sein Nachfolger Schuster
kommt. Wie lange er dann noch im Krankenstand bleibt, auf
weitere Kuren geht, letzten Endes aber dann pensioniert
wird, tangiert uns weniger. Da wir ein ähnliches Problem
im Handelsministerium mit Sekt.Chef Wanke haben, bin ich sehr
froh, dass diese einvernehmliche Lösung zustande kommt. Das
Problem, die lange Abwesenheit vom Dienst, ist für den Dienst-
geber sozial eigentlich unlösbar. Der Dienstnehmer möchte die
für ihn günstigste finanzielle Lösung, da er Zeit genug hat,
kann er sich diese im wahrsten Sinne des Wortes austüfteln.
Für den Dienstgeber ist es nicht nur eine finanzielle Frage
sondern wirklich viel mehr eine Frage, wer und wie kann der
Nachfolger zeitgerecht und zweckmässig eingeschult und
letzten Endes eingesetzt werden.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Ohne Wanke neuerdings zu fragen, wie
steht die Sache jetzt?

Die Firma Waerag, Wärmerückgewinnungsanlagen, bekommt das
Dekret zur Führung des Staatswappens. Ein kleiner Betrieb in
Traiskirchen, vor ein paar Jahren erst begonnen, der Geschäfts-
führer früher mit einem Kompagnon, der erklärt hat, das Geld
und die Verbindungen zu bringen, aber überhaupt nicht leistete,
der Geschäftsführer ist zum Glück ein Ingenieur-Genie, hat mit
einer Hand voll Kollegen, die er von seiner ursprünglichen
Firma Caliqua mitgenommen hat, durch eigene Patente für
Papierfabrik-Wärmerückgewinnungsanlagen konstruiert, geschaffen
und jetzt weltweit verkauft. Die einzige Konkurrenzfirma ist
die Andritzer, auf meine Frage, ob diese ihm nicht sofort vom
Markt wegputzen könnte, nach der Methode Goliath und David,
sagt man mir vielleicht bei der Gründung jetzt nicht mehr. Der
Geschäftsführer war zwischendurch auch Weinhändler, Theaterdirektor
und so weiter. Alle lobten sein soziales Verhalten und seine
Tüchtigkeit.



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Der Bürgermeister von Traiskirchen erzählte mir, dass
Semperit deshalb in der Reifenfabrik ein so schlechtes Er-
gebnis hat, weil dort drei Direktoren gleichberechtigt einge-
setzt sind und überhaupt nicht kooperieren. Jeder macht genau
das Gegenteil vom anderen. Für mich einmal mehr die Be-
stätigung, dass es überall im Betrieb und in der Organisation
immer einen Ersten geben muss. Wenn möglich, sollte man
überhaupt keinen Zweiten hinsetzen und schon gar nicht gleich-
berechtigt.

Die Firma Alpla in Wöllersdorf hat Kunststoffsammelbehälter
aufgestellt. Wir besuchten Steinabrückl, wo der Bürgermeister
uns mit grossem Elan die Sammelaktion demonstrierte. Beim
nachherigen Besuch der Kunststofffabrik Alpla war ich über
Grösse der Anlage überrascht. Die Firma besteht seit 1963,
hat 395 Beschäftigte. Die Altkunststoffsammlung wird auch dort
vermahlen, die Kosten betragen 1.50 S, das vermahlene Gut
wird Biomull dann um 50 Groschen verkauft. Der Direktor meinte,
es wird in Zukunft zu einer wesentlichen Steigerung der Granu-
latpreise kommen und damit auch für Biomull das zerriebene
Kunststoffaltprodukt wertvoller werden. Biomull hat noch
nicht die richtige Verwendung, weshalb dieser schlechte
Erlös nur erzielt werden kann.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Was sagt die Industriesektion dazu?

Die Firma Bickford, Reissverschlüsse, erzeugt den traditions-
reichen Zipp-Verschluss. Niemand in Österreich sagt nämlich
Reissverschluss, sondern verwendet den Markennamen Zipp.
Bei der Betriebsbesichtigung konnte ich feststellen, dass
dies ein überwiegender Frauenbetrieb ist. Für Wr. Neustadt ist
dieser daher von grösster Bedeutung, da die Facharbeiter
Mechaniker, Dreher, Werkzeugbauer leicht unterkommen könnten,
dagegen die Frauen wahrscheinlich Schwierigkeiten hätten.
In der letzten Zeit hat sich aber in Wr. Neustadt die Situation
wesentlich geändert, Bickford musste 15 Frauen weggeben,
diese sind sofort bei Triumph untergekommen und der Direktor
meint, sie hätten grossen Schwierigkeiten, wenn die Verkaufs-
situation für sie wieder besser wird, neue zu bekommen.
Mit Bickford gab es grosse Probleme als die Japaner mit


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ihren billigen Reissverschlüssen auf den österreichischen
Markt drängten. Jetzt ist diese Frage befriedigend gelöst.
Die härteste Konkurrenz kommt auch gar nicht mehr von
den Japanern sondern anderen Fernoststaaten.

Bürgermeister Barwitzius, Wr. Neustadt, sagt mir, dass die
ÖVP-Angriff, dass in der Gemeindedruckerei sozialistische
Einladungen abgezogen wurden, ihm keine Sorge bereitet. Der
ÖVP-Angriff ist aufgeblasen und wird wie ein Luftballon
zerplatzen und keinerlei Folgen für ihn bringen.

Die Überreichung des Staatswappens an die Firma Blaguss in
Oberpullendorf war im wahrsten Sinne des Wortes ein Prominenten-
treffen der Burgenländer. Der Landeshauptmann mit fast der
ganzen Landesregierung, der Bischof, welcher die Weihe vornahm
und eine Unzahl von Gästen. Ich fragte Blaguss, warum er so
viele eingeladen hat, er meinte, viele seien gekommen, die
er gar nicht eingeladen hat. Die Firmen verbinden runde Ge-
burtstage, wie ich dies bei diesen drei Verleihungen fest-
stellen konnte, um gleichzeitig dann auch das Staatswappen
zu bekommen. Eine sehr gute Einführung, die man fortsetzen
sollte.

Die Sowjetische Exportorganisation hat eine grössere Anzahl
von turkmenischen und kaukasischen Teppichen der Firma Besim
verkauft, diese hat mit anderen und manchmal sehr teuren
und seltenen Stücken eine Präsentation in Hübners Kursalon
veranstaltet. Bei der Eröffnungsfeier war nicht nur der
sowjetische Botschafter sondern sogar auch Präs. Sallinger
anwesend. Der teuerste Teppich, ein Wandbehang mit über
1,2 Mill. Knoten pro m² und einem Preis von 1,4 Mill. S.
Der Kursalon nicht nur mit Teppichen sondern auch mit
Besuchern bummvoll, gab es doch etwas zum Schauen und noch
etwas zum Essen.

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Tagesprogramm, 9.11.1979


Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Bgm. Wr. Neustadt, SPÖ


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: SChef HM
      GND ID: 12195126X


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Pächter des Kursalons im Stadtpark, Hotelier


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: LUGA, Sekr. Fleischindustrie [Vorname 1971 genannt]


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: MR HM


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Handelskammer-Präsident


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: BRO Fa. Inzersdorfer


                Einträge mit Erwähnung: