Freitag, der 12. März 1982 bis Sonntag, der 14. März 1982

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Freitag, 12. März 1982 bis Sonntag, 14. März 1982

Für Freitag war der Besuch des Oberst Gaddafi bei der VÖEST vorgesehen.
Gleichzeitig war vor längerer Zeit schon der britische Handelsminister
Biffen ebenfalls mit einem VÖEST-Besuch eingeplant. Die Schwierigkeit
bestand jetzt, Biffen-Besuch sozusagen terminlich so zu gestalten, daß
dieser nicht mit Gaddafi zusammentrifft. Gleichzeitig mußte vorgesehen
werden, daß die Änderung Biffen nicht als Diskriminierung betrachtet.
MR Fälbl stöhnte, daß er mit den Libyern so große Schwierigkeiten wegen
der Koordinierung und der Protokollausarbeitung hat. MR Steiger wieder
stöhnte, daß die Änderung des Besuchsprogrammes mit dem englischen
Botschafter so abgeändert muß, daß dieser sich nicht diskriminiert fühlte.
Furchtbar viel Aufregung, furchtbar viel Arbeit und dann stellt sich
heraus, daß Gaddafi gar nicht nach Linz fährt, weil erste Version, er
durch einen Zeitungsartikel, die VÖEST lege angeblich keinen Wert darauf,
verärgert sei. Die zweite Version aber, die ich sogar lange vorher
schon, bevor sie dann die offizielle wurde, erklärte nämlich, daß er
eben am Freitag ihren Feiertag in die Moschee beten geht. Ich erklärte
überall als Beispiel, würde ich in London bei auch einem offiziellen
Besuch am 1. Mai sein, würde auch ich anstelle eines Sightseeing schon
allein demonstrativ am 1. Mai mitmarschieren.

Das Gespräch mit dem britischen Handelsminister Biffen verlief morgens um
8.30 Uhr im Handelsministerium also zu nachtschlafender Zeit für einen
Engländer problemlos. 7,8 Mrd. S Import gegenüber 10,5 Mrd. S Export
betrachten die Briten nicht als ein besonderes Problem. Als Konservativer
ist er für den Freihandel und meint, dies müsse man in Kauf nehmen.
Andererseits aber wieder sei er nicht zuletzt eben um mehr Exporte
nach Österreich tätigen zu können, brennendst daran interessiert, daß
das englische Coal Board mehr Schwarzkohle nach Österreich liefern könnte,
im Vorjahr wurde nach langjährigen Stillstand 85.000 to wieder exportiert
der größte Teil, um nicht zu sagen, fast alles zur VÖEST-Alpine. Der
Coal-Board-Chef Sir Derek wird noch im Laufe des Frühjahrs zu einem
Symposium nach Österreich kommen. Ich habe ihm sofort erklärt, wir
würden wahrscheinlich mehr britische Kohle kaufen, wenn der Preis nicht
doch wesentlich höher liege als der jetzt zu bezahlende am Weltmarkt.
Er interessierte sich dann auch besonders über die Kreditlösung der Ost-
staaten, insbesondere über die Umschuldung in Polenkredit, ein weiteres
Problem war die Zusammenarbeit auf dem Verteidigungsministeriums-Gebiet
also Kooperation über Waffenlieferungen und event. Produktion.



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Bei der VÖEST-Alpine in Linz hatte ich dann, bevor der libysche Schwer-
industrieminister Muntasser eintraf, Gelegenheit mit GD Apfalter und
seinen engsten Mitarbeitern, insbesonders dem Intertrading-Chef
Preschern, dessen Politik zu besprechen. Intertrading wurde auf Initia-
tive Apfalters vor ein paar Jahren gegründet und hat jetzt bereits einen
Umsatz vom 5,4 Mrd. S erreicht. 65 % davon ist der freie Handel, 35 %
ist Auflösung von Kompensationsverpflichtungen, VÖEST oder anderer öster-
reichischer Firmen aus Oststaatengeschäften. Diese Abteilung hat derzeit
hundert Beschäftigte mit 12 ausländischen Vertretungen, teils bei der
VÖEST, teils auch eigene Gesellschaften.

Ich berichte Apfalter, daß mir GD Bauer auf meine ausdrückliche Frage,
ob er nun bereit sei, libysche zusätzliche Ölmengen zu übernehmen, damit
zusätzliche Exporte nach Libyen getätigt werden können, erklärt hat,
nicht einen Liter. Er verstehe sich mit dem derzeitigen Schwerindustrie-
minister, ehemaliger GD der verstaatlichen libyschen Ölgesellschaft
Muntasser sehr gut, er sei ein guter Freund von ihm, aber er könne der-
zeit überhaupt nichts sagen. 1980 hätten sie 1 Mio. to importiert, im
Vorjahr nur 500.000 to u. auch heuer könnten sie nur die 500.000 to über-
nehmen. Bauer stöhnte insbesondere über den Vertrag, den er jetzt mit
den Saudi-Arabern hat, dort müsse er jetzt die mit 34 $ pro Barrel verein-
barten Vertragsmengen abnehmen. Früher waren die Saudis für ihn eine
günstige Bezugsquelle, als Kreisky vor ein paar Jahren dieses Öl ihnen
vermittelte. Jetzt ist dieser Vertrag ein Fluch. Die Italiener hätten
das Glück, daß dieser 34-$-pro-Barrel-Vertrag ausgelaufen ist, die
deutsche Veba hätte keine Antwort über ihre Reduktionswünsche bekommen,
worauf sie die Mengen nicht mehr abnehmen und jetzt den Saudis nicht
mehr antworten. Er sehe weder ein noch aus und fragte mich, was er
machen soll. Ich erklärte ihm einmal mehr, daß sei seine Verantwortung,
er hätte den Vertrag geschlossen, ich hätte ihn dazu weder zu- noch abge-
redet, er hätte mich auch gar nicht gefragt. Jetzt müsse er selbst
wissen, was er tun soll respektive gegebenenfalls Kreisky fragen.

Apfalter erklärte sofort, die VÖEST-Alpine wird daher über Intertrading
sehr wohl zusätzliche Ölmengen zuerst einmal bis 500.000 to wahrschein-
lich in Zukunft sogar 1 Mio. to übernehmen. Preschern ist gerade vom
Iran gekommen, wo er ähnliche Ölmengen mit entsprechenden Kompensations-
lieferungen österr. Firmen in den Iran besprochen hat. Diese Firmen müssen
für ihren Export nach Iran eben ca. 10 % an Intertrading abführen,
dann kann diese die zusätzlichen Ölmengen vom Iran irgendwie am Welt-
markt verkaufen respektive gegebenenfalls verarbeiten lassen und an die


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Produkte entsprechend billig im Ausland und ich bin fest davon über-
zeugt und erklärte ihnen dies auch, früher oder später im Inland unter-
bringen. Der ÖMV entsteht dadurch eine ungeheure Konkurrenz, nicht nur
der Multis sondern in Hinkunft sicherlich auch der Intertrading.

Mit Stolz berichtete mir Apfalter und sein Vorstandkollege Wicher für
die Anlagenbau zuständig, daß sie jetzt eine Auftragssumme von 50 Mrd. S
haben, 9 Mrd. allein der jetzt abzuschließende Sowjetvertrag über das
Kleinstahlwerk. Apfalter war beim sowjet. Vizeaußenhandelsminister Komarow
und ist fest davon überzeugt, jetzt das Projekt in Kürze unter-
schreiben zu können. Von den 9 Mrd. S müssen sie allerdings dem Italiener
Danielli als Zulieferer 1,7 Mrd. geben und den Finnen für den Bau 2 Mrd.
Noch immer bleibt aber ein großer Brocken für die VÖEST-Alpine und was
noch wichtiger ist, wieder eine Referenzanlage für die Kleinstahlwerk-
produktion, welche fast schon serienmäßig jetzt VÖEST-Alpine anbietet.

Die Aussprache mit dem Schwerindustrieminister Muntasser und seinem Be-
gleiter über das Trainingscenter-Projekt 3,9 Mrd. S verlief aber ganz
anders als die VÖEST erwartete. Eine ganze Reihe von dafür zuständigen
Vorstandsdirektoren und vor allem Libyen-Spezialisten hatten in Tripolis
dieses Projekt so vorbereitet, daß sie glaubten, während des Muntasser-
Besuches könnte es endgültig finalisiert werden. Der dafür zuständige
Ing. Eisler hatte mit dem dafür Zuständigen in Tripolis, Nasuf erst vor einigen
Tagen alle Details abgesprochen und war fest davon überzeugt, daß der
Preis und die Technik stimmt. Zur allergrößten Überraschung hatte dann
Muntasser erklärt, die VÖEST-Alpine hätte ja in Libyen das Stahlwerk
Misurata bekommen um 500 Mio. libysche Dinar. Beim Trainingscenter aber,
zeigt sich, daß sie zu teuer sind. Es hat drei Bewerber gegeben, unter
dem VÖEST-Preis liegt ein ital. Unternehmen und Offert um 47 % billiger.
Jetzt begann dann eine äußerst schwierige Phase in der Verhandlung, ich
schlug daher Apfalter sofort vor, zwei Libyer, er und ich sollten uns
zu einem Acht-Augen-Gespräch zurückziehen. Dadurch mußte ich ganz unbe-
absichtigt, Sts. Nußbaumer, er hätte Gaddafi begleiten sollen, desavouieren,
aber ich konnte und Apfalter wollte auch gar nicht, irgend jemand vom
Bundeskanzleramt beiziehen. In diesem Gespräch wurde dann von mir und
insbesondere von Apfalter auch darauf verwiesen, daß jedermann insbe-
sondere auch die österr. Öffentlichkeit und sicherlich auch man weltweit
erwartete, daß aus Wirtschaftsgründen Österreich Gaddafi eingeladen hat
und bei jedem Staatsbesuch aus Staatshandelsländern größere Projekte
finalisiert werden. Ich konnte noch ermitteln, daß die dritte Anbots-


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firma auch eine ital. Firma war, die um 20 % mehr verlangte, als die
VÖEST. Daraus ergab sich deutlich, daß es unmöglich ist, das gleich-
zeitig ein 47 %-iges billigeres Offert als seriöses Anbot gelten kann.
Bei langer Verhandlung kurzer Sinn, Muntasser informierte Gaddafi und
Apfalter dann Kreisky. Bei einer nicht vorgesehenen dritten Zusammen-
kunft zwischen den beiden, wurde dann wie Kreisky Apfalter nächsten
Tag mitteilte, neuerdings dieses Projekt besprochen, Kreisky hofft,
daß Gaddafi in Libyen entsprechende Weisungen dann im Detail noch geben
wird.

Bei der Besichtigung der Lehrlingsausbildungsstätte der VÖEST-Alpine
wegen der libysch üblichen Verspätung mußten diese sogar Überstunden
machen, mußte ich dann feststellen, daß dies auch nicht sehr geschickt
organisiert war. Anstelle, daß man dort wirklich ernste Arbeit gezeigt
hätte, wurde so typisch alle Lehrlinge auf ihren Schraubstöcken mit
Feilen beschäftigt, ich organisierte dann noch schnell, daß auch auf
Maschinen gearbeitet wurde, da ja Gaddafi erklärt hat, er wird sich die
Fernsehaufzeichnungen vorführen lassen. Ob er das tut oder nicht, er-
scheint mir nicht so wichtig, aber, daß im Fernsehen von Libyen eine
riesige Werkstatt ähnlich dem Trainingscenter gezeigt wird und die
Leute tun nur auf einem Schraubstock feilen, halte ich für ungeschickt.
Ähnlich war es auch in der Elektrowerkstätte. Auch in der VÖEST-Alpine
haben halt viele Leute überschneidende Kompetenzen und keiner kann
endgültig entscheiden.

Die Aussprache dann mit dem britischen Handelsminister Biffen verlief
programmgemäß. Nach Berechnungen der VÖEST ist die englische Kohle um
15 % zu teuer, nach den mir vorliegenden Unterlagen mußte ich fest-
stellen, daß hier entweder in der Außenhandelsstatistik nicht stimmt
oder doch die VÖEST-Unterlagen nicht mit der Statistik korrespondiert,
da aufgrund der Außenhandelsstatistik der Tonnenpreis, denn die VÖEST
bezahlte, wesentlich höher ist, als die VÖEST wahrscheinlich wirklich
aufgrund ihrer Aufzeichnungen zahlt, erklärte ich gleich angriffslustig
aber doch humorvoll, Apfalter und seinem Intertrading-Mann, die anderen
haben es nicht gehört und es war auch nicht für dessen Ohren bestimmt,
daß sie hier einen Gewinntransfer nach England vorgenommen haben.

ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Bitte die Differenz vertraulich versuchen
aufzuklären.



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In Linz überreichte ich auch das Staatswappen an eine 1968 gegründete
Elektrobau-Firma von zwei jungen Ingenieuren, mit einem noch jüngeren
Mitarbeiterstab. Dort wurden Firmenprobleme auf Mikrocomputersysteme
entwickelt und geplant und damit immerhin ein 50 Mio. S Umsatz erzielt.
Die beiden Inhaber, Krippner und Kletzmaier ersuchten mich dann beim
Abschied, ich sollte mit GD Apfalter noch einmal darüber sprechen, daß
sie jetzt gern endgültig mit der VÖEST-Alpine kooperieren würden.
Apfalter erzählte mir dann, daß die VÖEST tatsächlich ein Interesse
hat, in dem Betrieb einzusteigen. Die beiden wollen nur 10 % Anteil,
die VÖEST-Alpine würde aber dann so große Aufträge hingehen respektive
die Firma so ausdehnen, daß sie mit 10 % Anteil wesentlich mehr hätten,
als jetzt der ganze Betrieb wert ist. Apfalter sagte mir auch ein wenig
verärgert, als er von dieser Firma das erste Mal erfuhr, dann hörte,
daß beide bei der VÖEST-Alpine als Ingenieure angestellt waren, daß in
ihrem System etwas nicht stimmen kann, wenn tüchtige Leute weggehen,
anstelle sich innerhalb der VÖEST-Alpine entwickeln zu können.

Die Firmeninhaber haben sich bei auch beschwert, daß immer mehr auch
öffentliche Aufträge auf diesem Gebiet ins Ausland gehen, obwohl sie
selbst auch solche Aufträge jederzeit erledigen könnten. Ich habe sie
auf unsere öffentliche Auftragsvergabe Ausschuß verwiesen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Vielleicht wenden sie sich an Dich oder
Fabrizii.

Die Firma Wick in Vorchdorf beruht auf einer alten Tischlermeisterfirma,
damals in Linz und jetzt in der dritten Generation fabrikmäßige Er-
zeugung von Fenstern, Türen und Jalousien. Erzeugt hauptschließlich aus
Holz, zwischendurch auch und natürlich noch immer mit einem größeren Anteil
von Kunststoffenstern. Das Aluminium, weil bei Ranshofen zu teuer, wird
aus Nenzing, Vorarlberg bezogen, in der letzten Zeit aber ganz besonders
starke Zunahme der Holzfensterproduktion.

Bei der Eröffnung des 10. Spielcasinos in Linz kam sogar Finanzminister
Salcher. Dieser erklärte allerdings sofort, ich allein sollte reden
und auch eröffnen, er kommt nur her um zu kassieren. Erstmals hat dann
auch bei der Eröffnungsansprache GD Wallner von der Casino AG darauf
verwiesen, daß er eine halbe Mrd. S Steuer bezahlt. Der Bürgermeister
verwies auf die Aktivitäten in Linz und LH Ratzenböck meinte humorvoll,
er hätte sich überhaupt überlegt, hierher zu kommen, denn dann heißt
es gleich die Landesfinanzen sind so schlecht, daß er sie beim Glücks-
spiel versucht zu sanieren. Jedem Casino liegt ein bißchen Verruchtes


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zugrunde, der Spieltrieb der Menschen sei etwas schönes aber auch
gefährliches, da das Ganze im Regionalprogramm über ganz Österreich
angeblich durch vier Stunden übertragen wird, verwies ich dann natür-
lich darauf, welche Bedeutung diese 10 Casinos für den österr. Touris-
mus haben. Das was GD Wallner sonst immer besonders herausstreicht,
und eigentlich gegen die Auffassung von Ratzenböck war, habe ich dann
natürlich auch besonders herausgestrichen. Ich habe fast alle Casino-
eröffnungen miterlebt, aber ein solches Gedränge und so einen Massen-
auftrieb wie in Linz hat es noch nirgends gegeben. Damit alle irgendwie
unterkommen, hatte man sogar vor dem Hotel ein Zelt aufgestellt. Bei
den ersten Roulettekugelwürfen kam ich auf schwarz, demso Salcher und
Hillinger, dafür aber Ratzenböck auf rot. Ratzenböck meinte, dies sei
ein ganz gutes Omen, drei schwarz ein rot für die nächsten Wahlen. Wenn
diese vom Glück abhängig sind und sich nach dem Spiel richten, hätten
wir allerdings schon schwer verloren. Die Meinungsumfragen signalisieren
allerdings einen solchen Verlust Gott sei Dank nicht.

Samstag hat dann Oberst Gaddafi das Programm wieder total umgeworfen.
Ich selbst hatte noch mit der libyschen Delegation eine Aussprache,
bevor wir das Protokoll feierlichst unterzeichneten. Für mich war dieser
Besuch deshalb so befriedigend, weil ich mit dieser Protokollunter-
zeichnung und damit Abwicklung der Gemischten Kommission in Wien, mir er-
sparte, übernächstes Wochenende nach Tripolis zu fliegen. Neues gibt
es eigentlich nicht zu berichten, außer, daß die libysche Seite sich
nicht zuletzt wahrscheinlich durch Intervention des Revolutionsführers
doch bei entsprechender Ölkompensationsübernahme für das Trainingscenter
der VÖEST-Alpine entscheiden wird.

Im ÖGB-Schulungsheim in Vöslau wurden zwei Grundkurse der Lebensmittel-
arbeiter also 60 Leute zusammengezogen. Mit mir gab es dann eine sehr
lockere Diskussion über alle Probleme. Insbesonders natürlich mußte ich
alle Skandale der letzten Zeit aufklären und verteidigen und nicht
zuletzt auch über die Kritik der Minister von ihren Bezügen bis zu
sonstigen Vergnügen Rede und Antwort stehen. Während es vielleicht
anderen unangenehm ist und sie über dieses Problem sich hinwegschwindeln,
gehe ich genau den umgekehrten Weg. Nur keiner Frage ausweichen, frei-
mütigst die Einkommen, belegt durch Lohnstreifen darlegen, die soge-
nannten Vergnügen, Essen und Trinken manchmal gleichzeitig drei an
einem Abend als das hinzustellen, was sie nämlich wirklich sind, eine
Belastung und vor allem nicht etwas verteidigen, was ich selbst nicht
als richtig empfinde. Immer wieder wird mir dann bestätigt, das kommt


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bei allen am Besten an, weil man angeblich bei mir das Gefühl hat, daß
ich es wirklich ehrlich meine.

Über die Mittagszeit berichtete ich dann noch dem Gruppenausschuß
der Müller, die sich zu einer Wochenendschulung zur Besprechung ihrer
nächsten Aktivitäten auch in dem selben Heim befanden. Daß man natür-
lich nebenbei womöglich immer Detailinformationen über den Gaddafi-Besuch
von mir erwartet, ist klar, allen erscheint es ja als ein besonderes
Novum um Gaddafi ein bißchen als ein Monstrum, für mich war es doch nicht
mehr als ein routinemäßiger Staatsbesuch.

Der Besuch bei der Leipziger Messe entwickelte sich fast wie ich er-
wartete. Das DDR-Protokoll hatte unseren Botschafter schon vorher und
dann noch bevor der Rundgang zur VÖEST-Alpine kam, dezidiert mitgeteilt,
Herr Staatsvorsitzender wird keine Möglichkeit haben, den Pavillon zu
betreten. Ich ging wie auch das letzte Mal ihm einen Schritt entgegen
und meinte sofort, ich dürfe doch erwarten, daß er reinkommt, was
selbstverständlich auch dann geschah. Ich berichtete ihm über die Ge-
spräche die in der Zwischenzeit von der VÖEST-Alpine mit den deutschen
Außenhandelsunternehmungen, Generaldirektoren abgeführt wurden, bei
denen ich als einziger der österr. Delegation anwesend war. Apfalter
wollte mir nämlich auch die Gelegenheit geben, über die Schwierigkeiten
bei der Abwicklung von vielen Großaufträgen selbst zu hören, welche
Probleme hier entstehen können. Honecker war mit der Entwicklung der
Wirtschaftsbeziehungen sehr zufrieden, hat es auch vor laufender
Kamera immer wieder bestätigt, ich selbst bedankte mich bei ihm auch
über die großen Konsumgütereinfuhren der DDR aus Österreich. Honecker
hat, wie er mir dann beim Rausgehen auch noch versichert, vollstes
Verständnis, daß ich nicht nur für die Verstaatlichte Industrie, sondern
mich auch für die mittlere Privatindustrie eben der Konsumgüterindustrie
stärker einsetze.

Eine Aussprache dann unter vier Augen mit Sts. Beil ergab, daß dieser
auf Drittmärkten Bauaufträge von bis 4 Mrd. S hat, die er durch eine
DDR-österr. Baufirma gerne ausführen würde. Er meinte, ein Joint ven-
ture wäre dafür die beste Lösung, 50 % zu 50 %, sie würden die Verträge
einbringen und ihren Kreditanteil für diese Bauaufträge, 1 Mrd. im Irak,
700 Mio. in Algerien, der Rest in Tunesien, Marokko usw. dieser Gesell-
schaft übertragen. Da ich beim Durchgang mit dem österr. Handelsdele-
gierten erfahren habe, daß die DDR jetzt keinerlei Bauaufträge mehr


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nach Österreich geben möchte, schlug ich Beil sofort vor, diese Ge-
mischte Gesellschaft könnte als ersten Schritt einmal einen entsprech-
enden Bauauftrag auch in der DDR übertragen bekommen. Beil schloß dies
nicht aus und meinte, die Gesellschaft soll sich eben dann mit ihm
besprechen. Ich selbst erklärte sofort, daß für diese Gesellschaft
mehrere österr. Firmen in Frage kommen.

ANMERKUNG FÜR GROSSENDORFER: Die Generaldirektoren von Porr, Universale,
Hofman & Maculan, Illbau, Hinteregger sofort zu einer Sitzung zu mir
einladen. Mit GD Herbeck, Porr verbinden.

Mit Beil, seinem Konsortialvertreter Ulrich bei der VÖEST-Alpine und
Reh besprachen dann Apfalter und ich die Weiterentwicklung. Der österr.
Botschafter wäre bei dieser Besprechung so wie der österr. Handelsdele-
gierte Wratschko gerne dabei gewesen, doch Apfalter steht auf dem
Standpunkt, bei reinen Firmengesprächen wollen sie sozusagen unter sich
bleiben. Bei der nächsten Konsortialsitzung soll über die mittelfristige
Entwicklung der VÖEST-Alpine und der DDR gesprochen werden. Beil meinte,
sie hätten jetzt bis 1990 eine Ausarbeitung ihres Forschungsinstitutes
der Außenhandelsorganisation, Prof. Bauer würde über die Entwicklung im
Rahmen des RGW vertraulichst berichten. Im großen und ganzen kommt auf
dem Chemiesektor, der Kohleerschließung, der Krankenhäuser, Errichtung
der Mikroprozessoren und der Plasmaschmelztechnik eine engere Zusammen-
arbeit in Frage. Die DDR braucht Berufsausbildungseinrichtungen, jetzt
hat sie wieder 50 Atomingenieure ausgebildet, insgesamt werden 1,3 Mrd.
Mark aufgewendet. Signalsicherungstechnik, diese gemeinsame Baugesell-
schaft und insbesondere auf der Mikroelektronik sei zwischen der DDR,
Prof. Merkel und der VÖEST-Alpine neue Gesellschaft mit den Amerikanern
Ami eine Kooperation möglich und wünschenswert. In dieser amerikanisch-
österr. Gesellschaft vorgesehene immerhin noch 20 % Standardchiperzeugung
sei nach Meinung der DDR eine Fehlentwicklung. Beil hatte mir vorher
noch versichert, auch die 80 %-ige kundenbezogene Chip-Produktion sei
mehr als fraglich. Darüber wird VÖEST-Alpine und die DDR, Prof. Merkel
noch Detailgespräche führen.

Apfalter ersuchte, daß Intertrading auch jetzt Lebensmittel, Soja, Reis
usw. gegebenenfalls nach Deutschland liefern kann. Die medizinisch-techn.
Kooperation in Nigeria wird die Fa. Zeiss, Jena mit der VÖEST gemein-
sam abwickeln. Hier erklärte Beil, daß immer eine Großfirma wie Zeiss
mit 45.000 Beschäftigten ganz andere und bessere Möglichkeiten hat auf


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Drittmärkten mit der VÖEST gemeinsam aufzutreten, als z.B. eine Außen-
handelsorganisation der DDR.

Natürlich kam auch die Frage der Finanzierung zur Sprache. Beim Heim-
flug dann hat insbesondere Apfalter mit Recht darauf verwiesen und
MR Tschach, mein DDR-Referent hat ihm beigestimmt, daß das Verhalten
der österr. Presse und insbesondere auch des im Wirtschaftsforschungs-
institutes sitzende Osthandelsinstitut unverantwortlich berichtet.
Wenn man hier in Österreich immer wieder darauf verweist, daß die DDR
der nächste zahlungsunfähige Partner ist, obwohl dies überhaupt nicht
stimmt, dann kann man einen solchen Staat in die größte Schwierigkeit
bringen. MR Tschach bezeichnet mit Recht, das Ganze als eine Kampagne,
der sich unerklärlicherweise auch seiner Meinung nach die HK anschließt.
Die einzelnen im Ausland tätigen Handelsräte, Wagner in Ungarn, Wratschko
in der DDR wehren sich zwar dagegen, haben aber eben nicht den not-
wendigen Einfluß. Die höchsten Spitzen, Kreisky, ÖIAG-GD Grünwald,
der ebenfalls jetzt zur Leipziger Messe fährt, Apfalter und auch ich,
können uns noch so abstrampeln, mit solchen Zeitungspolemiken wird alles
wieder kaputtgemacht. Für mich war der Besuch bei der Leipziger Messe
ja ausschließlich eine Erfüllung des DDR-Wunsches, Dr. Mittag, der
wichtigste Mann jetzt auf dem Wirtschaftsgebiet der unmittelbar beim
Staatspräs. Honecker hat sich auch bei mir noch ausdrücklich bei der
Verabschiedung bedankt. Beil war über meinen Besuch glücklich, da ja
andere Minister unter anderem auch Lambsdorff zur Leipziger Messe kommen
obwohl sie kaum so große Aufträge bekommen, dennoch war dieser Besuch
von mir eine reine Pflichterfüllung. Von der Früh bis abends nichts
anderes als österr. Firmen besucht u. mit DDR-Vertretern über alles er-
denkliche Gespräche geführt. Persönlich selbst konnte ich allerdings
mir von einem Friseurkollektiv noch schnell die Haare schneiden lassen.
So flink wie dort habe ich noch nirgends einen Haarschnitt erlebt.

Da mir Honecker Grüße an BP Kirchschläger und Kanzler Kreisky beauf-
tragt hat, werde ich selbstverständlich diese auch ausrichten.

ANMERKUNG FÜR RENNER: Bitte mit Kirchschläger verbinden.

Die beiden "reinen Vergnügen" dieses Wochenendes, der Ball der SPÖ
Landstraße und der Empfang der ital. Reiseverbandskongresses im Wiener
Rathaus verliefen routinemäßig. Beim Ball der Landstraßer jetzt schon
einige Male in Hübners Kursalon anstelle im Schwechater Hof, gibt
mir immer die Gelegenheit, den Damen vom Balleinlaß um 20.00 Uhr bis


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Balleröffnung 21.00 Uhr persönlich die Damenspende überreichen. Dies
ist eine nette Geste und erspart mir, jeden einzelnen die Hand zu
schütteln und doch jeden einzelnen zu begrüßen.

Der Empfang im Rathaus wurde diesmal von Dr. Krebs durchgeführt und
auch abgewickelt. Ein einziger Stadtrat war zur Eröffnung gekommen,
ein vollkommen unübliches Vorgehen. Erklärlich ist dies für mich nur,
daß Vizebürgermeister Sandner wegen der Nichteinladung zu dem Kongreß
durch die ÖFVW so verärgert ist, daß man als Gegenmaßnahme eben Krebs
das Ganze abwickeln ließ. Die andere Version lautet, Dr. Krebs als
Fremdenverkehrsdirektor von Wien hätte dadurch die Möglichkeit gehabt,
sich bei dem Kongreß entsprechend ins Bild zu setzen. Immerhin hat der
Präs. Magnoni von mir wissen wollen, wie der Senator politisch verankert
ist. Die Italiener können sich mit Recht nicht vorstellen, daß nicht
ein höherer Funktionär diesen Abend eröffnet hat. Ich war sehr froh,
daß ich, wenn auch wesentlich verspätet, doch noch zu dieser Veran-
staltung gekommen bin. Eine Ministeranwesenheit bei so vielen Anlässen,
Konferenz ist natürlich in Italien vollkommen unüblich und wurde daher
von den Italienern überaus freundlich und wohltuend verzeichnet.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte bei nächster Zusammenkunft mit Fröhlich-
Sandner
erinnern und Entschuldigungsbrief mitgeben.

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Tagesprogramm, 12.3.1982

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hs. Notizen (Tagesprogramm 12.3. Rückseite)

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Tagesprogramm, 13./14.3.1982

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hs. Notizen (Tagesprogramm 13./14.3. Rückseite)


Tätigkeit: Vors. National Coal Board Großbritannien [Nachname hs. korr.]


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Pächter des Kursalons im Stadtpark, Hotelier


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: GD ÖMV


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: 1. Sekr. d. ZK d. DDR


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: -min.


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Beamter HM


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: öst. Handelsdelegierter Budapest


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: MR HM


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Beamter HM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Beamter HM


                    Einträge mit Erwähnung:


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Staatssekretär BKA


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Mitarbeiter DDR-Minister Beil; evtl. Falschidentifikation


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: GD Porr


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: MR HM


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Außenminister, Bundespräsident
                                GND ID: 118723189


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: Wr. Landesfremdenverkehrsdir.


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: Sekr. d. ZK d. DDR f. Wirtsch.


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: GF VÖEST-Intertrading


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: Sekt.R HM


                                        Einträge mit Erwähnung:


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: Min. f. Schwerindustrie, Libyen


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: GD Casinos Austria


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: VzBgm.in Wien
                                                GND ID: 119366355


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: GD VÖEST


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                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: Büro Staribacher; ÖIAG
                                                      GND ID: 1053195672


                                                      Einträge mit Erwähnung:


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                                                          Tätigkeit: öst. Handelsdelegierter in d. DDR


                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                            Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                            GND ID: 118566512


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                                                              Tätigkeit: Linzer Bgm.


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                                                                Tätigkeit: Stat. Zentralamt, ab 1981 Büro JS


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                                                                  Tätigkeit: Präs. bei 10. Tavola Rotonda der ital.-österr. HK


                                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                                    Tätigkeit: stv. UdSSR-Außenhandelsmin.


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