Sonntag, 5. März 1972
Bei der Bezirkskonferenz in Krems wurde ich von Lehrern darauf
aufmerksam gemacht, dass es zielführender wäre, wenn man die
Buchaktion, die Gratisabgabe von Schulbüchern auf ein Geschenk
an die Schüler sondern auf mehrere Jahre sich erstreckend aufbauen
würde. Der Lehrerin ist vorgeschwebt, dass man die Bücher minde-
stens 3 Jahre verwenden kann und deshalb die Abgabe von einem
Buch an jedem Schüler Abstand genommen werden sollte. Ein zwei-
ter Lehrer hat dagegen sich wieder ganz entschieden ausgesprochen,
dass das Budget einen Überschuss ergibt und sogar 2 Mia. einge-
spart werden können, während die Rechnungen für Miete, Beheizung,
Jubiläumsgelder und auch Skikursentschädigungen für die Lehrer
nicht bezahlt werden, sondern monatelang schuldig geblieben wird.
In beiden Fällen versuchte ich ihnen auseinanderzusetzen, dass
der Finanzminister hier meistens auf Vorschlag des Ressortmini-
sters vorgeht. Wichtig ist, dass die schuldigen Rechnungen bei den
Schulverwaltungen seit eh und je üblich sind und vielleicht organi-
satorische Änderungen Platz greifen müssten. Über die Schulbücher
ist ja noch kein endgültiges Urteil gefällt, der Finanzmini-
ster möchte aber auf alle Fälle, dass Atlanten und Wörterbücher
mehrere Jahre allerdings bei jedem einzelnen Schüler in Verwendung
bleiben sollen. Vom Handelsministerium bin ich natürlich dran
interessiert, dass so viel wie möglich Bücher gedruckt werden. Ich
kann mir allerdings auch vorstellen, dass man schön langsam zu noch
billigeren Ausfertigungen der Schulbücher kommt, um die Kosten
entsprechend zu senken.
ANMERKUNG FÜR KOPPE: Vielleicht wäre dies zielführend in einer
Propagandabesprechung einmal im einzelnen aufzuzeigen.
Bei einem anschliessenden Besuch in Dürnstein im Gasthaus Sänger
Blondel hatte ich gehofft, unerkannt zu bleiben. Zu meiner gröss-
ten Verwunderung aber ist dann der Sohn des Wirtes gekommen und
hat sich bei mir bedankt, dass die Komfortzimmeraktion jetzt doch
noch zeitgerecht angelaufen ist. Beim Kellner hatte ich mich bereits
vorher erkundigt und erfahren, dass sie jetzt umbauen, um einige
Klosetts und Baderäume in ihren Zimmern auszustatten. Der Wirts-
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sohn, der übrigens Ortmann sehr gut kennt, er dürfte einmal ein Schüler
von ihm gewesen sein, meinte, dass diese Aktion sehr günstig sei und
auch da sie jetzt doch noch zeitgerecht angelaufen ist, dazu führt,
dass in der toten Saison die entsprechenden Umbauten vorgenommen werden
können.
Würzl wollte vor einiger Zeit auch die anderen Aktionen unseres Fremden-
verkehrskonzeptes insbesondere die Respiro starten. Ich habe ihn
davon zurückgehalten, weil ich auch aus Zeitungen entnehmen konnte,
dass die Häusel-Aktion phantastisch anläuft. Wir werden deshalb alle
Gelder für diese Aktion aufwenden müssen.
ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte versorgen, dass wir dann nicht in eine
finanzielle Knappheit kommen.