Samstag, der 19. November 1977 bis Sonntag, der 20. November 1977

39-1334

Samstag, 19. November 1977

Das N.Ö. Jugendparlament hat alle Parteien zu einer Aussprache
über Energieprobleme der Zukunft eingeladen. LH Maurer war
durch den Parteirat verhindert und hat, was mich am meisten ge-
wundert hat, keinen Ersatzmann für ihn geschickt. Die Organisatoren,
aber auch die Teilnehmer waren größtenteils sozialistische Jugend-
organisationen, zuzüglich der Pfadfinder und der Freiheitlichen
Jugend. Ich hätte eigentlich harte Angriffe gegen das KKW Tullner-
feld erwartet, denn der Freiheitliche Landesparteiobmann Dr. Ofner
erklärte sich dort als absoluter Gegner der Kernkraft. LH-Stv. Czettel
befürwortete eindeutig die Inbetriebnahme, er verwies ganz beson-
ders, dass das grösste Werk Niederösterreichs, Ternitz – wo er seiner-
zeit Betriebsratsobmann war – jetzt mit Kernkraftwerkskomponenten
der Belegschaft Arbeitsplätze sichert. Hier zeigt es sich wieder
einmal das politische Phänomen und die Disziplin auch inner-
halb unserer Jugendorganisationen, dass wahrscheinlich die grössten
und schwersten Angriffe gegen das Kernkraftwerk unterblieben, weil
eben die Freiheitlichen bei dieser Diskussion anwesend waren und
vor allem auch das N.Ö. Landesstudio des Rundfunks Aufzeichnungen
machte. Vielleicht hat auch dazu beigetragen, dass ich einleitend
sofort auf die ganze Problematik der Kernkraft einging.

Der millionste Bausparvertrag der Bausparvereinigung der Sparkassen
bekam einen Fernsehapparat und wurde in Autofahrer unterwegs ent-
sprechend gefeiert. Bürgermeister Gratz und mich hatte man dazu
eingeladen und auch interviewt. Gratz hatte es viel schwieriger,
denn er sollte und musste über das Sparen in der Gemeinde reden,
während ich nur über die volkswirtschaftliche Bedeutung des Bau-
sparens. Da die Familie, also 4 Personen bei uns, 4 Bausparverträge
von derselben Bausparvereinigung hat, hatte ich natürlich einen
Heimvorteil. Der Moderator dieser Sendung, ein junger Mann, war
verhältnismässig sehr beweglich und führte auch, wie man so schön
sagt, einen lockeren Schmäh, für meine Begriffe allerdings nur
zu sehr exaltiert. So gut wie er sich vorkommt, ist er eigentlich
wieder nicht.


39-1335
Sonntag, 20. November 1977

Die Bezirksorganisation Neunkirchen hat eine Wochenendbezirks-
ausschussitzung ins Flöttl-Heim nach Brunn verlegt. Nach einem
Referat diskutierten wir die wirtschaftspolitischen und politischen
Probleme. Da wir zeitig früh begonnen haben, hatte ich noch die
Möglichkeit den letzten Referenten vom Kautsky-Kreis am Semmering
dann zu hören. Der Kautsky-Kreis hatte Direktoren der verstaatlichten,
aber auch der privaten Wirtschaft eingeladen, mit ihm ihre Industrie-
probleme zu diskutieren. Durch Zufall war Direktor Dautzenberg
von Heid, der über die Ostexporte und vor allem über die Exporte
in die Entwicklungsländer kurz referierte, woran sich dann eine lange
und lebhafte Diskussion anschloss. Zum Glück hatte ich sein Elaborat
über den Sudan und über die grossen Exportmöglichkeiten, die es dort
gibt, gelesen. Die Forderung der Exportindustrie Entwicklungshilfe
mehr im Interesse der österreichischen Wirtschaft einzuschalten.
ist berechtigt – und wird – so erklärte ich, auch jetzt mit Staats-
sekretär Nussbaumer und SChef Gatscha besser funktionieren als
in der Vergangenheit. In Nairobi z.B. kritisierte Dautzenberg
wurde ein Spital errichtet, ich ergänzte dann noch Seminare be-
zahlt, um Journalisten auszubilden, die dann in einer Diskussion
mit mir nichts anderes wollten als einen aktiven Beitrag zum Kampf
gegen Südafrika. Austromineral bohrt noch immer in Nairobi, obwohl
kein Mineral dort zu finden war. Angeblich soll der Vertreter
Dautzenberg jetzt erklärt haben, er wisse gar nicht mehr, warum
er hier noch eingesetzt wird. Das Sudan-Projekt habe ich anschliessend
daran mit Dautzenberg besprochen und ihm aufmerksam gemacht, dass
in dieser Grössenordnung in Österreich überhaupt niemand die Finan-
zierung aufbringen könnte. Da er selbst zugegeben hat, dass österr.
Exportförderung über die österreichische Kontrollbank die beste
ist die er kennt, so können wir nur über diese Institution eine
Lösung versuchen. Ich versprach ihm, wenn ein entscheidendes Projekt
vorliegt, den sudanesischen Minister einzuladen. Das zweite Problem
das eingehend diskutiert wurde war die Frage des Exportes nach den
Staatshandelsländern. Hier nimmt die Kompensation immer stärker zu,
und für österreichische Firmen wird der Verkauf dieser Kompensations-
ware für Exportlieferungen immer unmöglicher. Die Japaner
ganz besonders, aber auch andere Staaten haben Handelshäuser, die
leichter das Verramschen dieser Ware durchführen können. In Öster-


39-1336
reich hat die ÖIAG die Absicht eine solche Organisation aufzu-
bauen. Die VÖEST-Alpine könnte mit ihren Verkaufsapparate
hier helfend einspringen, glaubt Dautzenberg. Gleichzeitig
aber musste er zugeben, dass durch die Abgrenzung ihrer Produktion –
Werkzeugmaschinen erzeugt die VÖEST genau so wie Heid – er kennen-
gelernt hat, wie die VÖEST auch überbürokratisiert ist. Vielleicht
kann aber gerade diese starke Bürokratie herangezogen werden, um
als Verkaufsorganisation auch für andere Firmen tätig zu werden.
Auf alle Fälle war dieses Seminar sehr interessant und ich glaube
auch für Teilnehmer des Handelsministeriums wertvoll.

ANMERKUNG FÜR WANKE UND PLESCH: Wir sollten vielleicht solche
Aussprachen auch für junge Beamte des Handelsministeriums or-
ganisieren.

39_1333_01

Tagesprogramm, 19./20.11.1977

39_1333_02

hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: Obmann FPÖ-NÖ


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: nö. LH (ÖVP), AR-Vors. DoKW


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: SChef HM
      GND ID: 12195126X


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: nö. LH-Stv., SPÖ


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Unterrichtsminister, Bgm. Wien


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: GD Fa. Haid Stockerau, LIF


            Einträge mit Erwähnung:


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Kabinett Staribacher


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Staatssekretär BKA


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: "Autofahrer unterwegs", ORF


                    Einträge mit Erwähnung: